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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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zurückgeblieben bist. Du bist wohl doch in der Lage, hin und wieder zu gehorchen.»
    «Hin und wieder», wiederholte sie mit einer gewissen Reue in der leisen Stimme.
    «Ach, Angelica. Es könnte zwar durchaus sein, dass du mich noch ins Grab bringst, aber selbst damit wäre ich einverstanden.»
    Sie drehte sich zu ihm und schlang die Arme um seinen Hals. Und obwohl sie genau wusste, dass die Falten ihres Kleides sich dabei wieder öffneten, war es ihr doch egal.
    Semjon blies die Kerzen aus, und sie liebten sich im Schein des Mondlichtes. Stille, ungehetzte Liebe. Tief und wahrhaftig.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel Zwölf
    «Eine weitere Entführung? Schon der Versuch wäre riskant. Bist du wahnsinnig?»
    «Natürlich bin ich wahnsinnig. Und ich habe festgestellt, dass sich das durchaus bezahlt macht.»
    Der Mann, der zuerst gesprochen hatte – der jüngere der beiden –, saß an einem klapprigen Tisch, sah seinen Geschäftspartner aufsässig an und zeigte dann auf die Whiskeyflasche, die zwischen ihnen stand. « Das da macht den Wahnsinn nur noch schlimmer.»
    «Ist mir egal. Ich brauche meinen Schluck.» Der ältere Mann verzog den Mund zu einem scheußlichen Lächeln.
    «Ha! So etwas wie einen Schluck gibt es bei dir doch gar nicht. Du könntest doch eine ganze Brennerei leer trinken.»
    St. Sin lachte nur. «Nimm dir auch ein Glas, Victor. Und keine Widerrede.» Er zog den Korken aus der Flasche und goss den Rest der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in ein großes Glas. «Oje. Die Flasche ist leer. Ich sollte dich um Nachschub schicken.»
    «Schick doch Hinch.»
    Sin legte die Stirn in Falten. «Der ist im Moment nicht mehr von dieser Welt.»
    «Jetzt schon betrunken?»
    «Wenn ja, ist das allein seine Sache, Victor. Du bist mittlerweile prüde wie ein Pastor.»
    «Einer von uns muss ja bei Sinnen bleiben.»
    Sin schnipste mit dem Fingernagel gegen sein Glas, bevor er es erneut zum Mund führte. «In der Tat. Aber da hast du dich bisher ja nicht gerade von deiner besten Seite gezeigt.»
    «Was meinst du damit?»
    «Du weißt genau, was ich meine. Die Schönheit, die du mir zum Kauf zugesichert hast. Angelica ist ein wertvoller Besitz, und du hast bei ihrer Entführung von Anfang bis Ende versagt.»
    «Vergiss sie doch», bat Victor Broadnax eindringlich. «Du weißt, wo sie ist. Und du weißt auch, bei wem sie ist. Wir können das nicht riskieren.»
    Sin schwenkte sein Glas. «Es wäre doch sicher spaßig, sie Semjon Taruskin direkt vor der Nase wegzustehlen.»
    «Er würde zu ihrer Verteidigung sogar töten, glaube ich.»
    Der ältere Mann zuckte gleichgültig mit den Schultern. «Aber auch er kann nicht überall zugleich sein. Hab ich dir erzählt, dass ich ihn zu einem Gespräch in die St. Paul’s Cathedral gelockt habe?»
    Victor sah überrascht aus. «Nein. Wann war das denn?»
    «Vorgestern Abend. Was er mir nicht sagen wollte, habe ich mir einfach zusammengereimt. Es hat großen Spaß gemacht, ihn zu reizen.» Er verkniff es sich wohlweislich, seinem Gegenüber von Semjons Verwandlung zu berichten, denn er verriet sich nur äußerst ungern.
    «Aber das ist ein sehr öffentlicher Ort, wo die Frommen zum Beten hingehen.»
    Sin lächelte ihn breit an. «Ja. Hinch hatte Gesangsbücher an sie verteilt, die mit Gift bestäubt waren, und dann hilfreich auch noch auf die Seiten hingewiesen, auf denen die Lieder für die Abendandacht standen. Die anderen hat er mit ein paar Münzen bestochen. Es dauerte gar nicht lange, bis die Frommen nur noch ein kaum atmender Menschenhaufen und die Bestochenen wie gewünscht verschwunden waren.»
    «Mh. Ich bin zwar kein besonders gläubiger Mann, aber es könnte gut sein, dass Gott dich dafür bestraft.»
    Sin warf ihm einen verächtlichen Blick zu. «Aber ich betrachte mich durchaus als jemanden, der auch in seinen Diensten steht.»
    «Du bist wirklich wahnsinnig», wiederholte Victor, und sein Blick wanderte zur Tür. Ob er nicht doch lieber flüchten und seinem Partner das Geld überlassen sollte, dass jener sich auf äußerst unredliche Weise verdient hatte?
    Er entschied sich zunächst dagegen. Doch nur so lange, bis ihm eine Möglichkeit einfiel, das Geld zu finden, um es dann stehlen zu können. Den alten Sin würde er zusätzlich zum Schwimmen in die Themse schicken. Die Vorstellung jedenfalls, wie das graue Wasser über dem Kopf seines Geschäftspartners zusammenschlug, hatte etwas ausgesprochen Tröstliches.
    «Ach, wirklich? Aber ich würde sagen, diese

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