Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)
ihr zweites Augenlid hoch.
Der Anblick fühlte sich an, als würde man in eine durch und durch böse Sonne starren und erblinden, wenn man nicht rechtzeitig wegschaute. Angelica stöhnte und schüttelte den Kopf, um sich aus seinem aggressiven Griff zu befreien.
Wenn man hier ohnehin annahm, dass sie nicht mehr ganz bei Verstand war, dann würde sie sich auch so benehmen.
Sin zuckte zurück und hob die Hand, als wollte er sie schlagen. Aber Lucy, die inzwischen auch in das Zimmer gekommen war, hielt ihn mit einem Griff am Handgelenk davon ab.
«Na, na, Sir», beruhigte sie ihn. «Sie ist doch nur eine kleine Schlampe, nichts weiter. Ich werde sie für Sie waschen. Aber fesseln Sie sie vorher, bitte. Wenn das Wasser sie belebt, könnte sie die Kraft finden, fortzulaufen.»
Sin warf Angelica einen durch und durch finsteren Blick zu. Doch sie verdrehte die Augen nach oben und zeigte ihm das Weiß ihrer Augäpfel.
«Eine gute Idee, Lucy. Bring mir deine weichesten Tücher.»
Während Lucy sie auszog und ihre Handgelenke fixierte, blieb Angelica völlig passiv.
Sin beobachtete die beiden genau, und je mehr von Angelicas Körper freigelegt wurde, desto stockender ging sein Atem. Sosehr die junge Frau es auch verabscheute, seinen Blick auf sich zu spüren, so wusste sie doch auch, dass ihre Schönheit vielleicht das Einzige war, das sie, Semjon und Antoscha retten konnte.
«Jetzt ist sie sanft wie ein Lämmchen», stellte Lucy mit leiser Stimme fest. «Komm mit.» Sie zog an den Schaltüchern um Angelicas Handgelenke und führte sie in einen kleinen Nebenraum, wo bereits ein Bad vorbereitet war.
Und auch Sin war vorbereitet. Er hatte einen langen, aus mehreren Stoffbahnen geflochtenen Schal in der Hand, den er an einem Griff der gefüllten Wanne befestigte. Und diese Befestigung verstärkte er noch, indem er die Knoten mit dem Badewasser befeuchtete und sie dann so fest zusammenzog, wie er nur konnte. Diese Knoten würde man weder aufziehen noch durchtrennen können, dachte Angelica bei sich.
Ob er sie wohl beim Baden beobachten würde?
Sin tauchte das geflochtene Schaltuch in das Badewasser und kniete sich dann hin, um es zuerst um ihre Knöchel zu wickeln und dann um ihre Zehen zu schlingen.
«So. Davon wird sie sich nicht befreien können.»
«Ich danke Ihnen, Sir. Es ist ja auch nur eine Vorsichtsmaßnahme. Ich bin zwar stärker als sie, aber ich weiß, wie sehr Sie sie schätzen.»
Lucy führte Angelica dicht genug an die Wanne und hob dann eins ihrer Beine an, damit die gefesselte Frau hineinsteigen konnte.
Die Wärme des Wassers war so überraschend für Angelica, dass sie fast für eine Ohnmacht bei ihr sorgte.
Nachdem Lucy Angelicas Hände auf einen Handtuchhalter gelegt hatte, setzte diese gehorsam auch den anderen Fuß in die Wanne.
Danach wurde ihr Körper wieder und wieder mit warmem Wasser aus einem Becher übergossen. Schultern, Rücken, Brüste, Po – das Wasser rann über ihren Leib. Das Gefühl war so köstlich, dass Angelica fast zu weinen begann. Und als der Becher mehrere Male auch über ihrem Kopf entleert wurde, ließ sie ihren Emotionen freien Lauf, bis die Tränen sich schließlich unsichtbar mit dem Wasser vermischten, das sie reinigte.
«Sie ist einfach hinreißend», murmelte Sin.
Angelica wandte ihr Gesicht ab. Einen kurzen Moment lang hatte sie tatsächlich vergessen, dass er auch noch im Raum war. Lucy seifte sie sorgfältig ein, bis der Schaum sich in weißen Bahnen in die Wanne ergoss. «Ja, Sir. Sie ist ein hübsches Mädchen. Haben Sie schon ein Kostüm für sie?»
«Es ist noch nicht eingetroffen.»
Angelica betete, dass er seine etwas dümmliche Helferin endlich ihrer Aufgabe überlassen würde, und war sehr erleichtert, als ein Türknallen in der unteren Etage ihn aus dem Raum verschwinden ließ, um dem Geräusch auf den Grund zu gehen.
Lucy setzte ihr schrubbendes Werk derweil summend fort.
«Heb das Bein und stell den Fuß auf den Rand der Wanne.»
Angelica wollte nicht und schwieg.
Die Augen der Frau nahmen einen härteren Ausdruck an. «Tu, was ich dir sage. Sonst lasse ich nach dem Herrn rufen. Wenn nötig, wird er dir den Hintern versohlen. Und er weiß, wie man jemandem wehtut, ohne Spuren zu hinterlassen.»
Angelica war gezwungen zu gehorchen, und Lucy schrubbte grob zwischen ihren Schenkeln herum – ganz so, als würde sie eine Strafe vollstrecken, von der sie wusste, dass Sin nichts davon mitbekam.
Doch da sie nicht ewig damit weitermachen
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