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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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eines Lächelns in seine Augen zurück.
    Aber wie er gesagt hatte, die Glieder zu brechen, das vermochte sie nicht.
    Antoscha hatte sich mittlerweile weit genug erholt, um wieder sitzen und gut atmen zu können. Und immer wenn die Entführer nach ihnen sahen – was nicht oft vorkam –, tat er so, als würde er immer noch unter einer weitaus schwereren Verletzung leiden.
    Sie rechnen damit, dass er stirbt , war alles, was Semjon dazu zu sagen hatte.
    «Niemand von uns wird sterben», erklärte sie aufgebracht flüsternd, nachdem sie die Halsfessel gelockert und sich neben die beiden gesetzt hatte.
    Plötzlich waren vom oberen Treppenabsatz laut streitende Stimmen zu hören. Angelica eilte zu ihrem Platz, rollte sich um eine Schüssel mit etwas frischerer Milch und einem Lumpen zusammen und schloss die Augen.
    «Wo ist das Miststück?» Sin kam die Treppenstufen hinabgestolpert – mit einem der Dienstmädchen des Hauses im Schlepptau.
    «Ich halte sie in einer Ecke, Sir. Da drüben.»
    Sins Schwerfälligkeit erfuhr durch seinen Zorn noch eine Steigerung. Worüber er zornig war, vermochte Angelica nicht zu sagen, hoffte aber inständig, dass er seine Wut nicht an Semjon auslassen würde. Nur zu leicht konnte sie sich vorstellen, wie seine Lefzen sich über die Fangzähne schieben würden. Eine falsche Bewegung, und Sin hätte eine Hand weniger.
    Aber auch dann wäre Semjon immer noch angekettet.
    Sin schien sich jedoch mit einem Tritt gegen Antoschas Körper zufriedenzugeben. Als sie hörte, wie der Sekretär aufschrie, presste Angelica die Augen noch fester zusammen und betete, dass Antoscha nur so schmerzerfüllt geklungen hatte, um Sins Grausamkeit zu befriedigen, und nicht etwa, weil er ernsthaft verletzt worden war.
    «Hast du sie auch gefüttert?», knurrte er die Frau hinter sich an.
    «Ja. Sie kriegt zweimal am Tag den Lumpen und saugt die Milch wie ein Baby in sich auf», erwiderte die Frau. «Aber sie wird langsam dünn. Auch wenn sie noch so zierlich ist, die Milch scheint nicht zu reichen. Und richtig bei Verstand ist sie auch nicht mehr, würde ich sagen.»
    «Sie wird also verrückt? Gut. Das könnten einige mit Leidenschaft verwechseln.» Sin blieb vor Angelica stehen. Sie zitterte, hielt den Atem an und hoffte bei Gott, dass er sie nicht treten würde.
    «Wenn man richtig mit ihr umgeht, ist sie eine Menge wert», sagte er.
    Angelica gab einen stummen Seufzer von sich und blieb ganz schlaff und reglos, als Sin sie unter den Achseln packte und völlig mühelos hochhob.
    «Ja, Sir. Soll ich sie jetzt waschen?»
    Er ging mit Angelica über der Schulter zur Treppe nach oben zurück. «Nicht an diesem verdreckten Ort, Lucy. Bring sie auf mein Zimmer.»
    Angelicas leerer Magen zog sich zu einem schmerzhaft harten Knoten zusammen. Sie wollte mit den Fäusten auf Sin einschlagen, ihn beißen und treten. Doch stattdessen hing sie wie eine kaputte Puppe über seiner Schulter und wagte es nicht, den Kopf zu heben, um einen letzten Blick auf Semjon und Antoscha zu werfen.
    «Sehr wohl», erwiderte Lucy.
    «Nein, halt», wandte er ein, stieg aber weiter die Treppe hoch. «Ich habe ganz vergessen, dass meine wahre Liebe noch in meinem Bett liegt. Sie wird sicher nicht einverstanden sein, wenn sie in meiner Badewanne eine schmutzige Schönheit vorfindet. Obwohl ein Kampf unter Frauen sicher amüsant zu beobachten wäre.»
    Sin stand jetzt in der Küche. Angelica ließ sich über seiner Schulter weiter schlaff hängen und blickte auf die blassroten Steinfliesen.
    «Sie sagten doch, dass die hier keinerlei sichtbare Schäden an sich haben sollte», rief Lucy ihm in Erinnerung.
    Sin ließ die Frau stehen und ging zwei Stufen auf einmal nehmend eine andere Treppe hinauf. Vom zweiten Absatz dieser Treppe ging ein Flur ab, der zu einem Zimmer führte, in dem er Angelica sofort auf das Bett warf.
    Sie spürte seine abscheuliche Hand auf ihrem Gesicht, als ihr Kopf zur Seite fiel, hielt die Augen aber weiter fest geschlossen.
    Doch plötzlich zog er mit einem seiner groben Daumen ihr Augenlid hoch und starrte in ihre Pupille.
    So nah vor sich konnte die junge Frau deutlich die Narben erkennen, die der ausschweifende Lebensstil auf seinem Gesicht hinterlassen hatte. Die Haut unter seinen scheußlichen Augen war so faltig, dass sich bereits dicke Tränensäcke gebildet hatten.
    Sie wollte blinzeln, hätte sich so aber verraten. Sein stinkender Atem brannte in ihrem offenen Auge. Dann zog er mit dem anderen Daumen auch noch

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