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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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aber was meine ›Tänzerin‹ betrifft, kann ich dir
nichts versprechen. Das erkläre ich dir später, wenn's dir bessergeht.«
Er drehte sich um, als Adam hereinkam und einen Umhang hochhielt.
    Â»Bist du bereit?«
    Renard nickte, legte das Kleidungsstück an und schloß es mit der runden walisischen Schmucknadel.
    Sein
Schwager blickte von einem zum anderen und spürte die Spannung, die in
der Luft lag. Eine steile Falte durchzog Renards Stirn, und auf Harrys
blasser Haut glänzten Schweißtropfen. Eine Dienstmagd näherte sich aus
einer Zimmerecke, tauchte einen Lappen in Lavendelwasser und wischte
ihm behutsam das Gesicht ab.
    Â»Stimmt was nicht?« fragte Adam.
    Â»Alles
in Ordnung«, entgegnete Renard leichthin. »Was könnte an einem solchen
Freudentag schieflaufen?« Sein Lächeln verbarg seine wahren Gefühle
ebenso wie das edle Hochzeitsgewand seinen kämpferisch gestählten
Körper.
    Â» Wassail !« Die Wände der Halle warfen das Echo des traditionellen angelsächsischen Rufes zurück.
    Â»Drink, hail !« lautete die Antwort. Becher und Kelche wurden gehoben und geleert, weder zum ersten noch zum letzten Mal.
    Eleanor
schaute sich in der großen Halle von Ravenstow um, wo ihr Hochzeitsfest
stattfand. Der beschwipste Rhodri ap Tewdr, ein walisischer Fürst,
Hochzeitsgast und Freund der Familie, gab zu Judittas und Rhosyns
Entzücken eine improvisierte Version von ›Dingodads getupftem
Unterrock‹ zum besten. Wenigstens war das ein Kinderlied und bei weitem
nicht anzüglich wie die Gesänge, die von den berufsmäßigen Spielmännern
auf der Galerie verlangt wurden.
    Der Bräutigam schnitt
eine Grimasse, als ihm Rhodris gellende Stimme in die Ohren drang.
»Wäre ich ein Mädchen und brächte er mir ein solches Ständchen, würde
ich ums liebe Leben laufen«, flüsterte er Eleanor zu.
    Â»Seine Frau scheint anders zu denken. Wie viele Kinder haben die beiden jetzt? Zehn in ebenso vielen Jahren?«
    Â»Wahrscheinlich
kann sie ihn nur auf diese Weise veranlassen, den Mund zu halten«,
erwiderte Renard. Dann unterdrückte er einen Fluch und stand auf, als
ein Kampf zwischen einem von Rhodris Walisern und einem Ritter des
Grafen Leicester ausbrach.
    Rhodri war zu betrunken, um
etwas anderes zu unternehmen, als vorwurfsvoll die Aktivitäten zu
beobachten, die seinen Gesang störten. Aber William stürzte sich ins
Getümmel, um die Kampfhähne zu trennen, ehe sie ihre Fäuste mit Dolchen
bewaffnen konnte. Er packte den Waliser am Lederwams und zerrte ihn
beiseite, während John den Ritter besänftigte. Renard sank auf seinen
Stuhl zurück. Zu solchen Keilereien kam es oft auf Hochzeitsfesten, wo
der Wein in Strömen floß und Leute zusammentrafen, die einander
normalerweise aus dem Weg gingen. Bei König Stephens Weihnachtsfeier
würde es ähnliche oder noch schlimmere Probleme geben.
    Die
Braut sah Renard aus seinem Becher trinken. Der Wein hatte seine Laune
gebessert, aber er war keineswegs angetrunken. Da er in dieser Nacht
noch gewisse Pflichten erfüllen mußte, legte er Wert darauf,
einigermaßen nüchtern zu bleiben.
    Sie nippte an ihrem eigenen Becher und überlegte, ob sie selber vielleicht zu nüchtern für eine frischverheiratete junge Frau war. Vorhin hatte sie
mit Renard getanzt und danach durstig den starken Anjou-Wein in sich
hineingeschüttet, der ihr schwindelerregend zu Kopf gestiegen war. Das
hatte sie verunsichert, und seither trank sie fast nichts mehr.
Vermutlich ein Fehler, dachte sie. Immer wieder beobachtete sie ihren
Mann durch gesenkte Wimpern. Die Tunika stand ihm ausgezeichnet, und
sie erinnerte sich voller Genugtuung an die Bewunderung der Gäste in
der Kirche, beim Anblick des Brautpaars, das die Umhänge abgelegt hatte.
    Renard
wandte sich zu ihr und begegnete ihrem Blick. Ihr Atem ging schneller.
Weiter hinten in der Halle erhob sich neues Geschrei. Diesmal war es
schwieriger, einen Kampf zu verhindern, und die Schuldigen wurden in
den nächtlichen Schneeregen hinausgeschleift, damit sich die Hitzköpfe
abkühlten.
    Nun entschied Renard, es wäre an der Zeit,
den nächsten Akt der Farce, dem er keineswegs abgeneigt war, in die
Wege zu leiten. Eleanor sah bezaubernd aus. Das Rot und Grün des
Brautgewands schmeichelte ihr, und die enge Verschnürung von
Untertunika und Überkleid betonte ihre Figur. Ihre

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