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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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teils neugierigen,
teils nervösen Blicke und der Wein erwärmten sein Blut. Sie mochte
nicht über Olwens Liebeskünste verfügen, aber ihre Unschuld erregte ihn.
    Als
sie ihn das nächste Mal ansah, neigte er sich zu ihr und küßte sie.
Seufzend schloß sie die Augen, ebenso wie Harry, der gegenübersaß, von
Kissen gestützt, eine karierte Wolldecke über den Knien. Renard
bemerkte die Reaktion seines Bruders. Voller Mitleid beendete er den
Kuß, dessen Bedeutung den aufmerksameren Hochzeitsgästen nicht entging.
    Lauthals
jubelten sie, und er spürte, wie Eleanor sich versteifte. Er küßte ihr
förmlich die Hand, lächelte sie ermutigend an und stand auf. Die Frauen
eilten herbei, angeführt von Judith. Braut und Bräutigam wurden
getrennt, um auf die Zeremonie des Schlafengehens vorbereitet zu werden.
    Harry
lehnte das Angebot wohlmeinender, beschwipster Gäste ab, die ihn nach
oben tragen wollten, damit er das Ritual verfolgen konnte. Er erklärte,
er sei müde und würde lieber unten bleiben, in Gesellschaft eines
Weinkrugs. Der war leer, als die anderen zurückkehrten, und Harry fast
bewußtlos vor Trunkenheit.
    Verlegen erschauerte
Eleanor, als die Frauen sie auf ein Schafsfell beim Kamin des
Schlafgemachs stellten und sie auszukleiden begannen. Das Samtkleid,
die Untertunika, die weichen Schuhe aus grünem Leder, die Unterhose aus
feiner Wolle, die Strumpfbänder und Strümpfe, schließlich das dünne
Leinenhemd â€¦ Nackt stand sie da, in den Feuerschein getaucht, das
Haar um die Hüften.
    Manche Frauen musterten sie
kritisch und erörterten, ob ihr Becken breit genug für erfolgreiche
Schwangerschaften sein würde, die Stimmen zu laut und zu schrill vom
Wein. Heulwen brachte sie ärgerlich zum Schweigen, während Judith ein
Nachthemd um die Gänsehaut an Eleanors Schultern legte und sie zum Bett
zog, von Erinnerungen an die eigene Hochzeitsnacht erfüllt.
    Sie
war einige Jahre jünger als Eleanor gewesen, voller Angst vor der
bevorstehenden Tortur, nachdem sie nur Grausamkeiten von männlicher
Seite erlebt hatte. Es war in diesem selben Raum geschehen. Und so wie
jetzt hatte ein Schneeregen die Nacht verdunkelt. Die Frauen ringsum
erteilten ihr gutgemeinte Ratschläge, die ihre Furcht noch steigerten.
Eine gab ihr einen Tiegel mit Taubnesselsalbe und erklärte, die würde
die Schmerzen ihrer mißhandelten weiblichen Körperzonen lindern. Eine
andere betonte, je kräftiger der Mann gebaut sei und je schlimmere
Qualen er ihr bereite, mit desto größerer Wahrscheinlichkeit werde sie
einen Sohn empfangen. Und als die Männer dann den nackten Guyon ins
Zimmer geführt hatten, war sie vor Entsetzen fast von Sinnen gewesen.
    Eleanor
befand sich in einer anderen Situation. Seit der Kindheit wußte sie,
daß sie Renard eines Tages heiraten würde. Ihr Vater hatte sie streng,
aber nicht brutal erzogen, und nach seinem Tod war sie im Kreis ihrer
zukünftigen Familie in Ravenstow aufgewachsen. Sie konnte keine allzu
große Angst empfinden, aber wie Judith wußte, litten alle jungen Bräute
zu Beginn der Hochzeitsnacht an flatternden Nerven.
    Unbehaglich
rutschte Eleanor auf den getrockneten Blumen umher. Lavendelduft
entströmte der Nackenrolle und den Kissen. Sie schaute Judith an und
lächelte gequält, sagte aber nichts. Ihre Kehle war wie zugeschnürt,
und ein Gefühl leichter Übelkeit erfaßte sie.
    Â»Es wird
schon gutgehen, glaub mir.« Judith bereitete den traditionellen
Hippokrastrunk vor, der die Potenz und Fruchtbarkeit stärken sollte.
Mit dem Kopf wies sie auf die Frauen, die sich am lautesten
unterhielten. »Laß dich nicht von ihnen stören. Die würden liebend gern
deinen Platz einnehmen.«
    Â»Ich â€“ ich mache mir
keine Sorgen, ich wünschte nur â€¦Â«, stammelte Eleanor. Dann
verstummte sie und umklammerte die Bettdecke, als Lärm im Vorzimmer
erklang.
    Die Tür flog auf, und mehrere betrunkene
Männer stießen den nackten Renard ins Schlafgemach. Robert von
Leicester lachte so heftig, daß er es kaum schaffte, den Witz zu
beenden, den er gerade erzählte. »… und der Lehnsmann sagte zu der
Hure: ›Der Priester erklärte mir, wenn ich jemals mit einer Frau
sündigen sollte, würde ich mich in Stein verwandeln. Und sieh mal,
jetzt geschieht es tatsächlich!‹«
    Gellendes Gejohle
belohnte ihn.

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