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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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und Judith murmelte:
»Kindchen, wenn du das Wesen meines Sohnes kennst, müßtest du auf alles
vorbereitet sein, was die Zukunft dir bringen wird. Und ich hoffe, du
bist stark genug, um es zu ertragen.«
    Diese
rätselhaften Worte erschreckten Eleanor. Aber sie fand keine Zeit mehr,
Fragen zu stellen, denn nun erschien ein Lehnsmann und erkundigte sich,
ob die Brautgesellschaft für den Kirchgang bereit sei. Neues Kichern
erklang, in hektischer Betriebsamkeit wurden Kleider glattgestrichen
und dicke, pelzgefütterte Umhänge angelegt. Die Braut verdrängte den
beunruhigenden Gedanken, aber im Hintergrund ihres Bewußtseins blieb er
haften, wie ein ungebetener Hochzeitsgast.
    Um
Harrys gekrächzten Befehl auszuführen, drehte sich Renard langsam im
Kreis. »Nun, was meinst du?« fragte er grinsend. »Furchterregend, was?«
    Â»Mach keine Witze. Hilf mir lieber, mich aufzurichten.« Kraftlos zeigte Harry auf seine Kissen.
    Renard
rückte sie zurecht, so daß sie seinen Bruder stützten. Dabei hörte er,
wie eine Naht in seiner Hochzeitstunika platzte, und es erleichterte
ihn beinahe, daß sie nicht perfekt war. Sie bestand aus dunkelrotem
Wollstoff mit grünem Besatz am Saum und an den Manschetten, geschmückt
mit einem golden gestickten Wald, wo Füchse umherrannten, dasaßen,
miteinander spielten oder kämpften. An Eleanors Stickkünsten gab es
keinen Zweifel. Auch bei Hof würde er in dieser Tunika Aufsehen
erregen, aber er fühlte sich nicht allzu wohl in so auffälliger
Kleidung, obwohl sie so sorgfältig und liebevoll angefertigt worden war.
    Â»Ich
scherze nicht«, erwiderte er und setzte sich auf den Stuhl am Kopfende
des Betts. »Diese Tunika wirkt tatsächlich beängstigend. Wenn König
Stephen mich darin sieht, glaubt er wahrscheinlich, ich würde aufgrund
des großväterlichen Bluts in meinen Adern als weiterer Thronanwärter
auftreten, und hat Angst, ein eitler Geck könnte die englische Krone an
sich reißen.«
    Harry lachte, dann hielt er den Atem an,
als die Bewegung seiner Brust und der Schultern heftige Schmerzen durch
seine Wunde jagte. »Du trägst keine Ringe. Außerdem schmierst du dir
kein Öl ins Haar und parfümierst es nicht wie der Bischof von
Winchester. Du stopfst die Zehenspitzen deiner Schuhe nicht mit Roßhaar
aus und hängst keine Glöckchen dran.«
    Â»Was nicht ist,
kann noch werden.« Renard grinste, dann musterte er seinen Bruder mit
ernsten Augen. »Du kannst zwar nicht an der Hochzeit teilnehmen, aber
du befindest dich zweifellos auf dem Weg der Besserung. Wie mir die
Frauen versichert haben, leidest du nicht an Wundfieber. Mamas
schimmeliges Brot scheint immer zu wirken. Wie fühlen sich dein Arm und
deine Schulter an?«
    Â»Es tut noch immer höllisch weh, wenn ich mich bewege. Ich werde dir mit der linken Hand zuprosten müssen.«
    Â»Wenigstens
kannst du mit uns feiern. Letzte Woche dachten wir, statt meiner
Hochzeit würden wir dein Begräbnis begehen.« Renard stand auf.
    Â»Du
hast wirklich Glück, Renard. Tritt es nicht mit Füßen.« Harrys Stimme
klang immer noch sehr schwach, verriet aber deutlich seine innere
Bewegung. »Geh schon!« flüsterte er, als sein Bruder ihn erstaunt
anstarrte, und schloß die Augen.
    Aber Renard blieb
stehen. Eigentlich brauchte er sich nicht zu wundern. Harry besaß genau
den Charakter, auf den Eleanors sanfte Häuslichkeit anziehend wirken
mußte. Und freundschaftliche Zuneigung konnte sich sehr schnell zu
tieferen, gefährlichen Gefühlen entwickeln. »Weiß Nell Bescheid?«
    Â»So
dumm bin ich nicht, Renard. Außerdem hat sie immer nur dich geliebt.
Wäre ich nicht so krank, würde ich's dir gar nicht erzählen. Es ist
meine Privatsache und geht dich nichts an. Aber wenn du ihr wegen
dieser Tänzerin aus dem Osten weh tust, bringe ich dich eigenhändig um.«
    Â»Wieso weißt du â€¦Â«
    Â»Ich
habe Ohren. Die Leute reden über meinen Kopf hinweg und glauben, in
meinem Zustand würde ich nichts verstehen â€¦ Gestern bist du erst
lange nach der Abendandacht heimgekommen, nicht wahr?«
    Allmählich
zerrte es an Renards Nerven, ständig von allen Leuten zu hören, er
solle nett zu Eleanor sein. Aber an dem kranken Harry konnte er seinen
Ärger nicht auslassen, und so beherrschte er sich. »Ich werde mir große
Mühe mit Nell geben,

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