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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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weg. «
    »Das war’s dann«, sagte Franck. »Verflucht! Jetzt fährt er also nach Reims zurück. Er hat bloß den Lockvogel gespielt. Das Ganze war ein Ablenkungsmanöver.« Ich bin schon wieder auf eine Finte reingefallen, dachte er und ärgerte sich maßlos darüber.
    »Was sollen wir jetzt machen?«
    »Wir fahren dem Zug nach und holen ihn ein. Dann können Sie die Beschattung fortsetzen. Ich bin immer noch überzeugt, dass er uns zu Felicity Clairet führen wird. Steigen Sie ein, los!«
    Flick konnte es kaum fassen, wie weit sie bereits gekommen war. Trotz eines brillanten Gegners und einiger unglücklicher Zwischenfälle waren vier der ursprünglich sechs Dohlen der Gefangennahme entgangen und saßen nun in einer Küche in unmittelbarer Nähe vom Schlossplatz in Sainte-Cecile, gewissermaßen direkt unter der Nase der Gestapo. In zehn Minuten begann die letzte Etappe: Sie würden das schmiedeeiserne Tor durchschreiten und sich in die Höhle des Löwen begeben. Antoinette selbst und vier von ihren fünf Kolleginnen aus der Putzkolonne waren an Küchenstühle gefesselt, und bis auf Antoinette selbst hatte Paul alle geknebelt. Da ihnen der Zugang zur deutschen Kantine verwehrt war, hatten die Frauen für die Arbeitspause um 21.30 Uhr in Einkaufskörben oder Leinenbeuteln eigene Verpflegung dabei – Brot, kalte Kartoffeln, Obst und Thermosflaschen mit Wein oder Ersatzkaffee. Jetzt packten die Dohlen eilends um: Taschenlampen, Waffen, Munition und gelber Plastiksprengstoff in 250-Gramm-Stäben verschwanden in den Taschen und Körben. Die Koffer, in denen das Material bisher verstaut gewesen war, hätten in den Händen von Putzfrauen auf dem Weg zur Arbeit verdächtig ausgesehen.
    Aber die Behältnisse der Putzfrauen waren zu klein. Flick erkannte das Problem schnell. Sie hatte ihre Sten-Maschinenpistole mit Schalldämpfer zwar zerlegt, doch waren die drei Einzelteile jeweils noch etwa dreißig Zentimeter lang. Jelly musste sechzehn Sprengkapseln in einem stoßsicheren Behälter mitnehmen, dazu eine Brandbombe sowie einen chemischen Sauerstofferzeuger, der dazu diente, in geschlossenen Räumen wie Bunkern Feuer zu entzünden und am Brennen zu halten. Die Sachen passten mit Müh und Not in die verfügbaren Taschen und Körbe, doch für die zur Tarnung unerlässlichen Vesperpakete der Putzfrauen waren die Behältnisse definitiv zu klein.
    »Verdammt«, sagte Flick nervös. »Antoinette, haben Sie irgendwelche größeren Taschen?«
    »Was für Taschen?«
    »Große Taschen, so was wie Einkaufstaschen. Sie müssen doch so etwas im Haus haben.«
    »In der Speisekammer ist ein Korb, mit dem ich immer auf den Gemüsemarkt gehe.«
    Flick fand ihn schnell. Es war ein rechteckiger, billiger Korb aus geflochtenem Schilfrohr. »Der passt«, sagte sie. »Haben Sie noch mehr davon?«
    »Nein, wozu brauche ich zwei?«
    Flick brauchte insgesamt vier.
    Es klopfte an der Wohnungstür, und Flick ging öffnen. Eine Frau in einer geblümten Kittelschürze und mit einem Haarnetz auf dem Kopf stand draußen: die letzte Putzfrau. »Guten Abend«, sagte Flick.
    Die Frau war sichtlich überrascht, eine Fremde hier zu sehen. »Ist Antoinette da?«, fragte sie stockend. »Sie hat mir eine Nachricht zukommen lassen.« Flick lächelte beruhigend. »Sie ist in der Küche. Kommen Sie rein.«
    Die Frau ging durch den Flur, offenbar vertraut mit der Umgebung, und betrat die Küche. Dort blieb sie wie angewurzelt stehen und stieß einen erstickten Schrei aus. »Keine Angst, Franfoise«, sagte Antoinette, »sie fesseln uns, damit die Deutschen wissen, dass wir ihnen nicht geholfen haben.«
    Flick nahm der Frau ihre Tasche ab. Sie war aus Schnur geknüpft, sehr praktisch für einen Laib Brot und eine Flasche, doch für Flicks Zwecke taugte sie nicht.
    Ein ärgerliches, unbedachtes Detail drohte ihren Plan zu vereiteln – und das Minuten vor der entscheidenden Phase ihrer Mission! Wenn wir dieses Problem nicht in den Griff bekommen, können wir einpacken, dachte Flick. Aber sie zwang sich zur Ruhe, dachte nach und fragte Antoinette: »Wo haben Sie Ihren Korb gekauft?«
    »In dem Lädchen gegenüber. Sie können es vom Fenster aus sehen.«
    Die Fenster standen offen, doch die Läden waren geschlossen, da es selbst gegen Abend noch sehr warm war. Flick stieß einen der Läden einen Spalt weit auf und lugte auf die Rue du Chateau hinaus. In dem Geschäft auf der anderen Straßenseite wurden Kerzen, Feuerholz, Besen und Wäscheklammern verkauft. Flick

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