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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Seit jener Zeit hatte Rommel stets den kühn kalkulierten Überraschungsangriff dem sorgfältig geplanten Vorstoß vorgezogen – und sich in diesem Punkt als der genaue Gegenpol zu seinem Widersacher in der Wüste, General Montgomery erwiesen, dessen Philosophie darin bestand, erst dann anzugreifen, wenn man sich des Sieges absolut sicher war.
    »Setzen Sie sich, Franck«, sagte Rommel kurz angebunden. »Was gibt’s?«
    Franck hatte seine Antwort vorbereitet: »Ich habe auf Ihren Befehl hin einige Schlüsseleinrichtungen inspiziert, die durch Angriffe der Resistance gefährdet sein könnten, und ich habe dafür Sorge getragen, dass die Sicherungsmaßnahmen verschärft wurden.«
    »Gut so.«
    »Darüber hinaus habe ich versucht, das Potenzial der Resistance zur Durchführung gefährlicher Sabotageakte einzuschätzen, und zwar unter besonderer Berücksichtigung der Frage, ob diese imstande wären, unsere Reaktion auf eine alliierte Invasion zu behindern.«
    »Mit welchem Ergebnis?«
    »Die Lage ist ernster, als wir dachten.«
    Rommel schnaubte verächtlich, als habe sich ein schlimmer Verdacht bestätigt. »Gründe?«
    Francks Anspannung ließ ein wenig nach. Jedenfalls riss ihm der Generalfeldmarschall nicht gleich den Kopf ab. Er berichtete Rommel nun von der Attacke auf Sainte-Cecile am Tag zuvor, von der raffinierten Planung und dem reichen Waffenarsenal und hob auch die Tapferkeit der Angreifer hervor. Das einzige Detail, das er für sich behielt, war die Schönheit jener blonden Frau.
    Rommel erhob sich, schritt zu der Wand, an der der Gobelin hing, und starrte ihn an – ohne ihn zu sehen, wie Franck vermutete. Dann sagte er: »So etwas hatte ich schon befürchtet.« Seine Stimme war leise, wie im Selbstgespräch. »Eine Invasion kann ich zurückschlagen«, sagte er, »selbst mit den wenigen Truppen, die mir zur Verfügung stehen. Aber das geht nur, wenn ich mobil und flexibel bleibe. Sobald meine Nachrichtenverbindungen zusammenbrechen, kann ich einpacken.«
    Goedel nickte zustimmend.
    »Ich glaube, wir können den Angriff auf die Fernmeldezentrale zu unserem Vorteil nutzen«, sagte Franck.
    Rommel drehte sich um; sein Gesicht war zu einem ironischen Lächeln verzogen. »Mein Gott, ich wünschte, alle meine Offiziere wären wie Sie!«, sagte er. »Raus mit der Sprache – wie soll das funktionieren?«
    Franck spürte, dass sich die Unterredung nunmehr in seinem Sinne entwickelte. »Wenn ich die Gefangenen verhören kann, erfahre ich möglicherweise auch etwas über die anderen Zellen. Mit ein bisschen Glück können wir dann der Resistance noch vor der Invasion schweren Schaden zufügen.«
    Rommel blickte skeptisch drein. »Klingt nach Angeberei«, sagte er, und Francks Zuversicht schwand. »Wenn irgendjemand anders das gesagt hätte«, fuhr Rommel fort, »hätte ich ihn wahrscheinlich auf der Stelle davongejagt. Aber ich weiß noch, was Sie damals in der Wüste geleistet haben. Sie haben mitunter Dinge herausgebracht, von denen die Leute selbst kaum wussten, dass sie ihnen bekannt waren.«
    Franck hörte es mit Befriedigung. Die Gunst des Augenblicks nutzend sagte er: »Unglücklicherweise verwehrt mir die Gestapo den Zugang zu den Gefangenen.«
    »Schwachköpfe.«
    »Ich brauche Ihre Unterstützung.«
    »Selbstverständlich.« Rommel wandte sich an Goedel. »Rufen Sie in der Avenue Foch an.« Das Gestapo-Hauptquartier in Frankreich befand sich im Haus Avenue Foch No. 84 in Paris. »Sagen Sie denen, dass Major Franck noch heute diese Gefangenen verhören wird, sonst kommt der nächste Anruf aus Berchtesgaden.« Rommel hatte nie Hemmungen, sich des Feldmarschallsprivilegs eines direkten Zugangs zum Führer zu bedienen.
    »Jawohl, Herr Generalfeldmarschall«, sagte Goedel.
    Rommel ging um seinen kostbaren alten Schreibtisch herum und nahm wieder Platz. »Halten Sie mich auf dem Laufenden, Franck«, sagte er und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die vor ihm liegenden Papiere.
    Franck und Goedel verließen das Büro, und Goedel begleitete Franck bis zum Schlossportal.
    Draußen war es immer noch dunkel.
    Flick landete auf dem Luftwaffenstützpunkt Tempsford, ungefähr achtzig Kilometer nördlich von London in der Nähe des Dorfes Sandy in Bedfordshire. Allein der feuchtkühle Geschmack der Nachtluft in ihrem Mund hätte ihr verraten, dass sie wieder in England war. Sie liebte Frankreich, aber zu Hause war sie hier.
    Auf dem Weg über den Flugplatz musste sie plötzlich daran denken, wie es war, wenn sie

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