Die Leopardin
war allerdings Diana. Sie traf mit jedem Gewehrschuss ins Schwarze und leerte beide Magazine von je fünf Schuss mit tödlicher Akkuratesse. »Hervorragend!«, sagte Jim überrascht. »Sie können sofort meinen Posten übernehmen!«
Diana warf Flick einen triumphierenden Blick zu. »Du bist eben doch nicht überall die Beste«, sagte sie.
Womit, zum Teufel, habe ich das verdient?, fragte sich Flick. Bezieht sich Diana etwa auf unsere Schulzeit, als ich immer viel besser war als sie? Wurmen sie diese alten Rivalitäten immer noch?
Als hoffnungsloser Fall erwies sich lediglich Greta, die auch auf diesem Gebiet femininer war als die echten Frauen. Sie hielt sich die Ohren zu, fuhr bei jedem Knall nervös in die Höhe und schloss entsetzt die Augen, wenn sie den Abzug bediente. Jim nahm sich viel Zeit für sie, gab ihr Wattepfropfen für die Ohren und führte ihr die Hand, um ihr zu zeigen, wie man den Abzug vorsichtig betätigt, doch es war alles vergebliche Liebesmüh. So unruhig und flatterhaft, wie sie war, würde nie eine gute Schützin aus ihr werden. »Ich bin einfach für dieses Gewerbe nicht geschaffen!«, sagte sie verzweifelt.
»Was hast du dann hier zu suchen, verflucht noch mal?«, fragte Jelly.
»Greta ist Technikerin«, fuhr Flick schnell dazwischen. »Sie wird dir sagen, wo du die Sprengladungen anbringen musst.«
»Wozu brauchen wir eine deutsche Technikerin?«
»Ich bin Engländerin. Mein Vater stammt aus Liverpool.«
Jelly räusperte sich verächtlich. »Wenn das Liverpool’sch ist, was du da sprichst, dann bin ich die Herzogin von Devonshire.«
»Spart euch eure Aggressionen für die nächste Lektion auf«, rügte sie Flick. »Wir kommen jetzt bald zum Nahkampftraining.« Das Gezänk machte ihr Sorgen. Es war wichtig, dass alle einander vertrauten.
Sie begaben sich wieder in den Garten, wo Bill Griffiths schon auf sie wartete. Er trug jetzt kurze Hosen und Tennisschuhe und machte gerade mit freiem Oberkörper Liegestütze im Gras. Als er aufstand, hatte Flick den Eindruck, er wolle sie alle seine Anatomie bewundern lassen.
Eine von Griffiths’ liebsten Selbstverteidigungslektionen bestand darin, dass er dem Übenden eine Waffe in die Hand drückte und sagte: »Los, greif mich an!« Und dann demonstrierte er, wie ein Unbewaffneter die Attacke eines Bewaffneten abwehren konnte. Es war eine drastische Lektion, die der Betroffene nie vergessen sollte. Obwohl Bill dabei manchmal unnötig brutal vorging, war Flick der Meinung, dass sich die künftigen Agenten ruhig an diese Härte gewöhnen sollten.
Er hatte ein ganzes Waffenarsenal mitgebracht und auf dem alten Kiefernholztisch ausgebreitet: ein heimtückisch aussehendes Messer, von dem er behauptete, es gehöre zur Ausrüstung der SS; eine halbautomatische Pistole vom Typ Walther P38, die Flick bei deutschen Offizieren gesehen hatte; den Schlagstock eines französischen Polizisten; ein schwarzgelbes Elektrokabel, das er als Garotte bezeichnete; und eine Bierflasche ohne Hals mit scharfer, gezackter Bruchkante.
Er streifte sich sein Hemd wieder über und begann: »Frage: Wie entkomme ich einem Kerl, der mich mit der Pistole bedroht?« Er nahm die Walther auf, entsicherte sie und drückte sie Maude in die Hand, die umgehend auf ihn zielte. »Früher oder später wird der Kerl, der Sie gefangen genommen hat, von Ihnen verlangen, dass Sie in irgendeine Richtung gehen.« Er drehte sich um und streckte die Hände in die Höhe. »Es besteht eine gute Chance, dass er unmittelbar hinter Ihnen geht und Ihnen die Pistole in den Rücken drückt.« Er ging los und beschrieb, von Maude gefolgt, einen weiten Kreis. »Also, Maude, drücken Sie ab, sobald Sie den Eindruck haben, dass ich fliehen will.« Er beschleunigte seinen Schritt und zwang dadurch auch Maude, etwas schneller zu gehen. In diesem Augenblick machte er einen Ausfallschritt rückwärts und leicht zur Seite, presste Maudes Handgelenk unter seinen Arm und hieb ihr mit einem harten, senkrecht nach unten geführten Handkantenschlag die Waffe aus der Hand. Maude schrie auf.
»Jetzt kommt der Punkt, wo Sie einen entscheidenden Fehler begehen können«, sagte er, während Maude sich ihr Handgelenk rieb. »Laufen Sie jetzt unter keinen Umständen davon! Denn wenn Sie das tun, hebt Ihr Kraut-Bulle einfach seine Knarre wieder auf und knallt Sie von hinten ab. Sie machen stattdessen Folgendes.« Er hob die Pistole auf, richtete sie auf Maude und drückte ab. Es krachte, Maude schrie auf und Greta mit
Weitere Kostenlose Bücher