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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wetherbee und Miriam Brownlee, die durch ihre Arbeit zueinander gefunden hatten. Holle war auch keine so unersättliche Testerin wie Cora Robles, die sich, angefangen mit dem armen, unglücklichen, loyalen Joe Antoniadi, durch die meisten ungebundenen Männer im Kader gearbeitet hatte. Holle hatte sogar eine kurze, experimentelle Affäre mit Kelly Kenzie gehabt, als sie bei einer Wüstentrainingsübung auf dem Uncompahgre Plateau von den anderen abgeschnitten gewesen waren – sie hatten es beide genossen, waren aber zu der Ansicht gelangt, dass einmal reichte. Vielleicht lag es daran, dass Mel von außen kam; er hatte seine ersten zwölf Lebensjahre mit seiner Air-Force-Familie in einer ganz anderen Umgebung verbracht als jener, in der Holle seit ihrem sechsten Lebensjahr aufgewachsen war. Vielleicht sehnte sich etwas in ihr danach, geerdet zu werden – paradox für eine Frau, die wahrscheinlich den größten Teil ihres Lebens zwischen den Sternen verbringen würde.
    Sie lagen zusammen unter einem Deckenhaufen und tranken Fruchtsaft.
    Und dann fingen sie noch einmal von vorn an. Diesmal arbeitete sich Holle nach oben. Sie hatte eine Variante der im Vierfüßlerstand ausgeführten Yogaübung namens »Katzenbuckel« entdeckt, die ihn verrückt machte.
    Anschließend zogen sie frische AxysCorp-Overalls an, schnappten sich ein paar Verpflegungspakete und machten sich auf die Suche nach den anderen.
    Wie Holle vermutet hatte, warteten Kelly und Don bei der transparenten Luftschleuse auf sie, dem schmalen Engpass, der
die beiden Unterkünfte verband. Zane und Venus waren auf der anderen Seite in Beta, deutlich sichtbar durch die ein wenig trüben transparenten Schleusenklappen. Zane saß auf einem niedrigen Klappstuhl, das »verletzte« Bein vor sich ausgestreckt; er teilte sich ein Paket warmen Essens mit Venus. Von Matt oder Susan war nichts zu sehen.
    Offensichtlich hatten Kelly und Don die Gelegenheit ebenso genutzt wie Holle und Mel. Sie saßen aneinandergeschmiegt da, in Decken gehüllt, und tranken gemeinsam aus einer Plastikflasche. Kelly hielt Holle die Flasche hin. »Malt Whiskey. Hab ich im Anzug reingeschmuggelt.« Ihr blondes Haar war offen und fiel ihr in den Nacken. Ihre Augen waren schläfrig, auf ihren Lippen lag ein halbes Lächeln, und wo die Decke nach vorn gefallen war, zeigte sich die Krümmung ihres nackten Rückens.
    Holle lächelte sie an. »Das nenne ich deinen Après-Sex-Look. «
    »Na, du musst es ja wissen.«
    Zane und Venus arbeiteten verbissen an ihrem Essen, den Blick gesenkt, und Holle bereute ihre Bemerkung.
    Wann immer bei den Kandidaten die Sprache auf Sex kam, hielten sich Zane, Venus und Matt zurück oder verschwanden gleich ganz von der Bildfläche. Es war allgemein bekannt, dass keiner von ihnen je eine Beziehung mit irgendwem auf der Akademie gehabt hatte. Holle hatte sich eines Nachts im Flüsterton mit Kelly darüber unterhalten. Zane und Venus standen beide Harry Smith sehr nahe. Matt vielleicht auch. Kelly erklärte unumwunden, dass Harry ihrer Ansicht nach eine Art Harem unterhielt, zu dem sowohl Männer als auch Frauen gehörten. Holle vermutete, dass sie Recht hatte. Aber niemand aus dem »Harem« machte den Mund auf. Nun ja, es war deren Sache, ihre Kämpfe selbst auszufechten.

    »Und wo sind Matt und Susan?«, fragte Mel.
    »Matt ist allein«, sagte Venus. »Er arbeitet, glaube ich.«
    Kelly runzelte die Stirn. »Er ist zu viel allein. Das wird man ihm ankreiden.« Auf der dicht bevölkerten Arche würde es vielleicht nicht möglich sein, sich abzusondern; man sollte freundschaftliche Kontakte pflegen.
    »Und Susan ist rausgegangen«, sagte Zane unverblümt, mit einem Happen Essen im Mund.
    »Wohin denn? Oh, Scheiße«, sagte Don. »Sie will sich doch nicht etwa mit Pablo treffen?« Pablo war etwas jünger als Susan und kam aus einem der großen IDP-Lager in der Nähe von Denver. »Sie sollte sich von Eye-Dees wie dem fernhalten.«
    Kelly streckte die Hand unter ihrer Decke hervor und schlug ihm auf den fleischigen Arm. »Hör auf, dieses abscheuliche Wort zu benutzen.«
    »Also, Präsident Peery benutzt es«, sagte Venus provozierend, den Blick auf Don gerichtet. »Deine Polizistenkumpels benutzen es auch – stimmt’s, Don?«
    »Und, was ist schon dabei? Ist doch bloß ein Wort.«
    »Hängst du immer noch mit diesen Bündlern rum?«
    »Das ist doch wohl meine Sache«, gab Don scharf zurück.
    Die Bündler waren ein quasireligiöses Netzwerk mit einem Weltbild, in dem

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