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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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sieht mindestens wie vierzehn aus, und wie die Sorte Mädchen, die mit einem coolen Jungen wie Joe ausgehen würde. Wenn ich noch Joe wäre …
    Ich stehe auf und muss erst nach Worten suchen.
    »Hallo. Äh … Claire.«
    Sie steht einfach da und sieht mich an. Was sie wohl denkt? Sie sieht toll aus und natürlich gefällt mir das, klar. Aber sie sieht nicht wie meine Claire aus, die Claire, die mir so sehr gefehlt hat. Was ist, wenn sie sich innerlich genauso stark verändert hat wie äußerlich? Wenn sie findet, dass ich mich ebenso sehr verändert habe, und nicht zum Besseren?
    »Hallo, Joe«, sagt Claires Freundin. Ich erkenne Zoe kaum wieder, die Zoe aus der 8b, die mich damals unverhohlen angehimmelt hat. »Du hast uns nie erzählt, dass es bei dir zu Hause noch so einen wie dich gibt.«
    Archie lächelt sie mit einem seiner Meinung nach gewinnenden Lächeln an. »Ich bin Joes Cousin«, sagt er und akzeptiert meinen Namenswechsel, ohne mit der Wimper zu zucken. »Wer bist du?«
    »Spielt keine Rolle«, rede ich dazwischen. »Was ist hier los, Archie?«
    »Tja, da du Claires Nummer nicht hattest, habe ich eine Nachricht für sie an der Rezeption der Jugendherberge hinterlassen«, antwortet er. »Ihr müsst ja sofort hergekommen sein«, sagt er zu den Mädchen.
    »Hör mal«, meint Claire, »wir haben nur eine Stunde, dann müssen wir wieder im Hostel sein. Ich muss mit dir reden.« Sie ist echt energisch, fast schon streng, und irgendwie … ich weiß auch nicht … ist sie nicht besonders Claire.
    »Alles klar«, sagt Archie. »Wir sehen uns dann im Hostel.Aber zuerst gebe ich dir noch ein bisschen Taschengeld, junger Mann.«
    Ich muss die Demütigung über mich ergehen lassen, dass Archie mir vor Claire und Zoe 20 Pfund in die Hand drückt. Zoe findet das alles sehr lustig. Als wir zur Tür rausgehen, höre ich noch, wie er ihr anbietet, etwas zu trinken zu spendieren.
    Sobald wir draußen sind, habe ich die beiden vergessen. Ich stehe dort mit Claire, sehe sie an und weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich kann’s einfach nicht glauben. Nichts und niemand hindert uns daran, uns zu umarmen, aber trotzdem machen wir’s nicht; wir stehen einfach nur da und alles ist so verwirrend … so seltsam … Sie sieht ein bisschen beunruhigt aus, wodurch sie wieder mehr die alte Claire ist, und ich möchte ihr sagen, dass alles in Ordnung ist, dass sie sich keine Sorgen machen muss, dass ich hergekommen bin, um mich um sie zu kümmern.
    Aber auch in meinem Kopf schwirren lauter Sorgen herum. Und schließlich sage ich: »Claire … ich dürfte eigentlich überhaupt nicht hier sein. Meine Mum telefoniert wahrscheinlich gerade mit deinen Eltern und dann finden sie uns hier spätestens heute Abend … kannst du ihnen sagen, dass sie nichts weitererzählen sollen?«
    »Bist du abgehauen?«, will sie wissen. »Ich glaube, es ist keine gute Idee, meinen Eltern gegenüber auch nur deinen Namen zu erwähnen, sonst tauchen die auch noch hier auf.«
    Na toll. Also alles wie gehabt. Als ich sie zuletzt gesehenhabe, hat mich Claires Mutter »erfahren« genannt, womit sie eigentlich »Abschaum« meinte – und ihr Dad hätte mich um ein Haar geschlagen. Ich hatte gehofft, dass sie ihre Eltern in der Zwischenzeit beruhigt hat.
    »Ich habe versucht, mit ihnen zu reden«, sagt sie, »aber damals haben viele üble Gerüchte die Runde gemacht.«
    Das verwundert mich nicht besonders. Wenn die Leute die Wahrheit nicht kennen, denken sie sich einfach etwas aus. Je weniger sie wissen, desto fetter werden die Lügen.
    »Alle glauben, dass sie alles über uns wissen. Und alles über dich. Und sie halten nicht viel von dir.« Ihr Stimme ist ganz ruhig, aber sie schaut in die Ferne und zieht die Stirn in Falten. Ich sehe, dass sie ziemlich schlimme Zeiten durchgemacht hat.
    »Es tut mir wirklich sehr leid, Claire …«
    »Schon gut. Manchmal nervt es ein bisschen, aber zumindest haben die Leute in der Schule jetzt eine andere Meinung von mir. Ich komme mit allem klar. Außerdem gibt es ein paar Leute wie deinen Freund Brian, die nicht alles glauben, was man so erzählt. Jedenfalls habe ich mir gedacht, dass ich auf jeden Fall mein Image wechsele. Offensichtlich ist es mir ja nicht gelungen, unsichtbar zu werden.«
    »Du siehst toll aus«, sage ich. »Du hast schon immer toll ausgesehen.« Ich freue mich, dass die Falten auf ihrer Stirn verschwinden.
    »Gefällt’s dir?«
    »Es ist mir nicht so wichtig, wie du aussiehst«, erwidere ich

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