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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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ist das, wenn ich fragen darf?«
    »Was machen Sie beruflich, Mr. Berger?«
    »John«, sagte Berger. Sein Cuba Libre kam. Er bedankte sich mit einem Lächeln bei der Barkeeperin und nahm einen Schluck. Dann war er es, der das Gesicht verzog. »Das ist nicht der beste Cuba Libre, den ich je in meinem Leben getrunken habe.«
    Lowen schnippte mit einem Finger gegen ihr Margaritaglas. »Das nächste Mal sollten Sie es mit einem solchen Kübel probieren.«
    »Vielleicht.« Berger nahm einen weiteren Schluck und stellte das Glas ab. »Ich bin Vertreter«, sagte er. »Für Pharmazeutika.«
    »An diese Leute erinnere ich mich noch sehr gut.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Jetzt passt alles zusammen«, sagte Lowen. »Gewandter Gesprächspartner, unspektakulär attraktiv, nicht zu schrullig, immer den Geschäftsabschluss im Blick.«
    »Sie haben mich komplett durchschaut.«
    »Sie werden kein Geschäft mit mir abschließen«, sagte Lowen. »Ich meine, nichts für ungut. Aber ich habe vor, diesen Laden heute Nacht allein zu verlassen.«
    »Kein Problem«, sagte Berger. »Ich hatte sowieso nur ein nettes Gespräch im Sinn.«
    »Sie hatten«, sagte Lowen und trank erneut von ihrer Margarita. »Also gut, John, ich hätte eine Frage für Sie. Wie macht man aus einer langweiligen Person einen Killer?«
    Berger schwieg eine Weile. »Jetzt bin ich plötzlich sehr froh, dass ich heute kein Geschäft abschließen werde.«
    »Ich meine es ernst«, sagte Lowen. »Stellen Sie sich diese hypothetische Person vor. Sie ist ein ganz normaler Mensch, okay? Sie hat normale Eltern, eine normale Kindheit, geht auf eine normale Schule, macht ihre normalen Abschlüsse und arbeitet dann in einem normalen Beruf. Und eines Tages zieht sie ohne ersichtlichen Grund los und ermordet jemanden. Aber nicht auf normale Weise – ich meine, nicht mit einer Pistole, einem Messer oder einem Knüppel. Nein, sie verübt diesen Mord auf sehr komplizierte Weise. Wie kann so etwas passieren?«
    »Ist der Kerl ein Ex-Lover?«, fragte Berger. »Hypothetisch, meine ich.«
    »Hypothetisch, nein«, sagte Lowen. »Hypothetisch lässt sich ihr Verhältnis am besten als das von Arbeitskollegen beschreiben, obwohl sie nicht besonders eng zusammenarbeiten.«
    »Und sie ist keine Spionin oder Geheimagentin und führt auch kein Doppelleben als geschickte Meuchelmörderin.«
    »Sie ist absolut normal und absolut langweilig. Sie hat nicht mal Haustiere. Hypothetisch.«
    Berger nahm einen Schluck von seinem Cuba Libre. »Dann kann ich nur mit dem arbeiten, was ich kenne. Geistige Umnachtung infolge einer Medikamentenabhängigkeit.«
    »Es gibt Mittel, die aus einer langweiligen Person einen äußerst raffiniert vorgehenden Mörder machen können, im Gegensatz zu jemandem, der komplett durchdreht und alles tötet, was sich im Haus befindet, einschließlich der Fische im Aquarium? Ich kann mich nicht erinnern, Werbung für so etwas bekommen zu haben, als ich noch als Ärztin praktiziert habe.«
    »Nun ja, es gibt nichts, das eine so spezifische Wirkung entfaltet«, sagte Berger. »Aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass die Kombination verschiedener Medikamente zum einen seltsame Dinge auslösen kann …«
    »Sie kann jemanden in einen raffinierten Mörder verwandeln?«, warf Lowen ungläubig ein.
    »… und zum anderen haben wir viele Produkte im Angebot, die einem das Gehirn zerfressen, wenn man zu viel davon nimmt, und wenn das passiert, fängt man an, untypische Dinge zu tun. Vielleicht kann man dann sogar zu einem raffinierten Mörder werden.«
    »Eine plausible Hypothese«, sagte Lowen. »Aber hypothetisch hat diese Person keine legalen oder illegalen Pharmazeutika eingenommen, zumindest nicht regelmäßig. Weiter.«
    »Also gut«, sagte Berger und schien konzentriert nachzudenken. »Ein Tumor.«
    »Ein Tumor«, wiederholte Lowen.
    »Klar, ein Tumor«, sagte Berger. »Ein Hirntumor, der hypothetisch immer größer wird und schließlich gegen einen Teil des Gehirns drückt, der zum Beispiel für sozial angemessenes Verhalten zuständig ist. Irgendwann ist das Ding so groß, dass unsere langweilige Person auf die Idee kommt, einen Mord zu begehen.«
    »Interessant«, sagte Lowen und nippte wieder von ihrem Drink.
    »Ich habe Geschichten über solche Fälle gelesen, aber nicht nur, weil meine Firma ein Medikament verkauft, das die Blutzufuhr tumuröser Wucherungen im Körper unterbindet.«
    »Das scheint eine nette Freizeitlektüre zu sein.«
    »Das finde ich

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