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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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hier in der Phoenix-Station durchziehen könnten.«
    »Weil es weit und breit kein Habitat gibt, das die Erdlinge weniger einschüchtern würde als das größte Einzelobjekt, das die Menschheit je gebaut hat«, sagte Egan. »Das sie zufällig nachhaltig daran erinnern wird, was wir ihnen während der letzten zweihundert Jahre vorenthalten haben.« Sie steckte sich einen Happen Pasta in den Mund.
    »Da könnte was dran sein«, sagte Rigney nach kurzer Überlegung.
    » Könnte ?«, wiederholte Egan mit vollem Mund und schluckte. »Wir müssen darauf verzichten, den Gipfel hier zu veranstalten, und zwar aus genau den Gründen, die ich soeben aufgezählt habe. Er kann nicht auf der Erde stattfinden, weil es dort – abgesehen von der Amundsen-Scott-Südpolstation – keinen Ort gibt, an dem es nicht zu gewaltsamen Demonstrationen kommen würde, entweder von Leuten, die die Koloniale Union hassen, oder von denen, die wollen, dass wir sie von der Erde wegbringen. Ausgerechnet die Konklave hat das Angebot gemacht, das Gipfeltreffen als, Zitat Anfang, neutrale dritte Partei, Zitat Ende, in ihrem eigenen Verwaltungszentrum auszurichten, das die Phoenix-Station sogar noch um ein oder zwei Größenordnungen übertrifft, wie ich Ihnen ins Gedächtnis rufen möchte. Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass die Erdlinge daraus irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen. Was bleibt uns demnach noch übrig?«
    »Die Erdstation«, sagte Rigney.
    »Richtig, die Erdstation«, sagte Egan. »Die uns gehört, obwohl sie sich im Erdorbit befindet. Und das wird sogar ein Verhandlungspunkt sein.«
    Rigney runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«
    »Wir werden das Angebot machen, sie zu verpachten«, sagte Egan. »Die Verpachtungsstrategie wurde übrigens erst heute früh genehmigt.«
    »Davon hat mir niemand etwas gesagt.«
    »Nichts für ungut, Abel, aber warum sollte irgendjemand es Ihnen sagen?«, fragte Egan. »Sie sind Colonel und kein General.«
    Rigney zerrte am Kragen seiner Uniform. »Prügeln Sie nur weiter auf mich ein, Liz.«
    »Das habe ich nicht gemeint«, erwiderte Egan. »Ich würde auch nichts davon wissen, wenn ich nicht der Verbindungsoffizier wäre und sich das Außenministerium die Sache nicht von der KVA absegnen lassen müsste. Diese Vereinbarung wurde weit über den Gehaltsstufen von uns beiden getroffen. Aber es ist wirklich ein Geniestreich, wenn man genauer darüber nachdenkt.«
    »Dass wir unseren einzigen Außenposten über der Erde verlieren, soll ein Geniestreich sein?«
    »Wir werden ihn nicht verlieren«, sagte Egan. »Er gehört weiterhin uns, und wir werden auf jeden Fall die Andockrechte behalten. Es ist ein Geniestreich, weil es die Spielregeln entscheidend verändert. Im Augenblick hat die Erde keinen Zugang zum Weltraum. Wir haben den Planeten so lange abgeriegelt, dass es überhaupt keine Infrastruktur für Weltraumfahrt gibt. Die Erde hat keine Stationen. Sie hat keine Raumhäfen. Mein Gott, sie hat kaum Raumschiffe . Um das alles aufzubauen, wird man Jahre und ein Vielfaches des jährlichen Bruttoglobalprodukts brauchen. Jetzt bieten wir ihnen einen Zugang zum Weltraum, der bereits vorhanden ist. Wer ihn kontrolliert, bestimmt den Handel, die Raumfahrt, das Schicksal der Erde, zumindest bis alle anderen auf dem Planeten an einem Strang ziehen. Und Sie wissen, was das bedeutet.«
    »Das bedeutet, dass wir jemand anderen zur Zielscheibe machen und uns selbst aus der Schusslinie nehmen«, sagte Rigney.
    »Zumindest am Anfang«, sagte Egan. »Und mittelfristig wird dadurch jede vereinte Front geschwächt, die sie vielleicht auf die Beine gestellt haben. Sie haben es selbst gesagt, Abel. Die Nationen der Erde können sich auf nichts einigen, außer wütend auf uns zu sein. Mit einer einzigen Aktion tun wir Buße und verhalten uns anständig, während sie damit beginnen, gegeneinander zu kämpfen und sich um Bündnisse und Geschäfte zu bemühen …«
    »… und wir können uns die Rosinen herauspicken, die Parteien gegeneinander ausspielen und den Zwist zu unserem Vorteil nutzen«, führte Rigney den Gedanken weiter.
    »Genau«, bestätigte Egan. »Das ändert die gesamte Dynamik des Gipfeltreffens.«
    »Es sei denn, sie alle entscheiden, ihre kleinen Meinungsverschiedenheiten zu vergessen und sich gegen uns zu stellen.«
    »Das ist unwahrscheinlich«, sagte Egan. »Ich weiß, dass Sie genauso wie ich vor fünfzehn Jahren die Erde verlassen haben, aber ich glaube nicht, dass die internationalen

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