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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition)
Autoren: John Scalzi
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Rettungskapseln gibt, nachdem sie eingesperrt wurden und glauben, dass sie sterben müssen? Dann rappelte er sich auf und lief zur Tür, die zum Gate sieben führte.
    Die jedoch klemmte – oder zu klemmen schien. Schmidts Versuche, sie aufzuziehen, waren so, als würde ein Kind an einer Tür zerren, die von einem Profi-Athleten zugehalten wurde. Schmidt fluchte und verpasste der Tür einen Fußtritt. Nachdem der Schmerz abgeklungen war, wurde ihm allmählich etwas bewusst: Die Tür war so kalt, dass Schmidt spürte, wie ihm selbst bei einem kurzen Tritt die Körperwärme aus dem Schuh gesaugt wurde. Er legte eine Hand auf die Türfläche, in der Nähe des Rahmens. Sie war kalt wie Eis. Und sie schien auch an seinen Fingerspitzen zu saugen.
    Schmidt ging mit dem Kopf näher an die Tür heran, und im Lärm der schreienden Menschen vernahm er ein ganz anderes Geräusch: ein helles, eindringliches, flüsterndes Pfeifen.
    »Haben Sie vor, diese Tür zu öffnen?«, fragte jemand hinter Schmidt.
    Er drehte sich um, trat von der Tür zurück und rieb sich das Ohr. Dann blickte er auf.
    Es waren Kruger und seine drei Kumpel.
    » Sie! «, sagte Kruger. Sein Hals wurde rot.
    »Hallo«, sagte Schmidt.
    »Öffnen Sie diese Tür«, sagte Kruger. Inzwischen hatten sich mehrere Leute, die die automatische Durchsage gehört hatten, ängstlich hinter Kruger versammelt.
    »Das wäre wirklich eine sehr schlechte Idee«, sagte Schmidt.
    »Wollen Sie mich verscheißern?«, sagte Kruger. »Die Station fliegt uns gleich um die Ohren, auf der anderen Seite dieser Tür gibt es Rettungskapseln, und Sie erzählen mir, es wäre eine schlechte Idee, die Tür zu öffnen?« Er packte Schmidt, bevor dieser antworten konnte, und stieß ihn zur Seite, gegen eine Sitzbank. Dann griff er nach der Tür und zog daran. »Das Mistding klemmt«, sagte er und machte sich für einen kräftigen Ruck bereit.
    »Dahinter ist Vakuum …«, begann Schmidt.
    Kruger riss tatsächlich mit großer Kraft an der Tür und konnte sie gerade so weit aufziehen, dass er imstande war, hindurchzuschlüpfen. Doch im nächsten Moment wurde er unglaublich schnell hindurchgesaugt. Als die Tür über seiner Hand wieder zuschlug, blieben drei seiner Fingerspitzen zurück.
    Zum ersten Mal seit Beginn der Krise herrschte Totenstille an Gate sieben.
    »Was zum Henker ist da gerade passiert?«, brüllte Mothudi und brach als Erster das Schweigen.
    »Auf der anderen Seite der Tür herrscht Vakuum«, sagte Schmidt und bemerkte dann Mothudis verständnislosen Gesichtsausdruck. »Dort gibt es keine Luft . Wenn Sie da reingehen, können Sie nicht mehr atmen. Sie werden sterben, bevor Sie über die Rampe zu den Rettungskapseln gelangen können.«
    »Kruger ist tot?«, fragte ein anderer der Soldaten, Goosen.
    Sofern er keinen eigenen Sauerstoffvorrat dabeihat, kannst du einen darauf lassen , dachte Schmidt, sprach es aber nicht aus. Stattdessen sagte er: »Ja, Kruger ist tot.«
    »Verdammt«, sagte der dritte Soldat, Pandit. »Ich gehe zu Gate sechs.« Er stürmte zum Gate am anderen Ende der Sektion, wo die Leute bereits Schlange standen, um zu den Rettungskapseln zu gelangen. Mothudi und Goosen folgen ihm eine Sekunde später, genauso wie eine schreiende Menschenmenge, die an Gate sieben gewartet hatte und endlich kapierte, dass die verbliebenen Rettungskapseln vielleicht nicht genug Platz für alle boten. Es gab einen Tumult.
    Schmidt war klar, dass er sich ins Getümmel an Gate sechs stürzen sollte, wenn er überleben wollte, aber er konnte sich nicht dazu durchringen. Er beschloss, dass er lieber als grundsätzlich anständiger Mensch sterben und nicht als Arschloch überleben wollte, der jemandem den Kopf abriss, um in eine Rettungskapsel zu gelangen.
    Dieser Gedanke gab ihm inneren Frieden – für etwa fünf Sekunden. Dann wurde ihm wieder die Tatsache bewusst, dass er sterben würde, was ihm eine Heidenangst einjagte. Er lehnte sich mit dem Hinterkopf an die Bank, gegen die Kruger ihn geworfen hatte, und schloss die Augen. Dann öffnete er sie wieder und blickte auf. Vor ihm erhob sich das Pult der Gate-Aufsicht. An dem unter anderem ein Erste-Hilfe-Kasten befestigt war.
    Schmidt warf einen kurzen Blick auf Krugers Fingerspitzen, schnaufte und griff nach dem Kasten. Er zog ihn aus der Halterung und öffnete ihn.
    Darin befanden sich neben vielen anderen Dingen eine Plastikdecke und eine sehr kleine Atemmaske.
    Hey, da ist dein eigener Sauerstoffvorrat , sagte Schmidts Gehirn zu
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