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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition)
Autoren: John Scalzi
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sieben, das er bereits am anderen Ende dieser Sektion erkennen konnte. Schmidt war sich bewusst, dass die Zeit vermutlich bereits abgelaufen war, aber er musste es wenigstens versuchen, um sich selbst davon zu überzeugen.
    Deshalb konnte Schmidt verfolgen, wie das Shuttle abflog. Er sah es durch das breite Fenster des Wartesaals, als er das Gate fast erreicht hatte.
    »Knapper ging’s nicht«, flüsterte Schmidt und hörte seine eigenen Worte kaum im Geschrei der anderen, die mit ihm in dieser Sektion gefangen waren. Sie alle würden hier drinnen gemeinsam sterben.
    Er wünschte sich nur, sie würden diese Tatsache nicht so laut hinausbrüllen.
    Schmidt blickte sich im Wartesaal um, zuckte mental mit den Schultern und brach auf einer Sitzbank zusammen. Er starrte zur Decke des Raums hinauf. Er hatte sein Rettungsboot um wenige Sekunden verfehlt. Aber irgendwie passte es auch wieder. Letztendlich hing er ständig einen halben Schritt zurück.
    Irgendwo in dieser Sektion hörte er jemanden laut vor Angst schluchzen. Schmidt registrierte es, ohne dass er dasselbe empfand. Wenn dies das Ende war, war es nicht das schlimmste Ende, das er sich vorstellen konnte. Er hatte keine Angst davor. Er wünschte sich nur, dass es nicht so früh kommen würde.
    Schmidts PDA meldete einen Anruf. Der Ton verriet ihm, dass es Wilson war. Dieser Glückspilz , dachte Schmidt. Er war davon überzeugt, dass Harry sogar jetzt noch nach irgendeinem Ausweg suchte. Schmidt liebte und bewunderte seinen Freund Harry, und auf irgendeine Art blickte er sogar zu ihm auf. Aber in diesem Moment, kurz vor dem Ende seines Lebens, stellte er fest, dass er nicht das geringste Bedürfnis verspürte, mit ihm zu reden.
    »Zwei weitere Raketenabschüsse«, sagte Lao. »Sie halten auf unser Shuttle zu.«
    »Natürlich tun sie das«, sagte Coloma. Die Unbekannten schienen es insbesondere auf die Leute abgesehen zu haben, die versuchten, die Erdstation zu verlassen.
    Zum Glück musste Coloma sich so etwas nicht gefallen lassen.
    Sie ging zu ihrer persönlichen Konsole, markierte die Raketen, die auf das Shuttle zuflogen, und das Schiff, das sie abgefeuert hatte. Dann aktivierte sie ein Befehlsfeld und drückte eine Taste.
    Die Raketen wurden atomisiert, und das Schiff ging in Flammen auf.
    »Was war das?«, fragte Balla.
    »Neva, sagen Sie der Shuttle-Pilotin, dass sie die Erde ansteuern soll«, sagte Coloma. »Diese Schiffe feuern Melierax-Raketen ab. Sie sind nicht für den Einsatz in einer Lufthülle geeignet. Sie würden darin verbrennen. Das Shuttle soll so tief wie möglich in die Atmosphäre eintauchen, so schnell wie möglich.«
    Balla gab den Befehl weiter und blickte dann wieder zu ihrem Captain auf.
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass die KVA mit einem Schiff gerechnet hat. Also gab man mir ein brandneues Spielzeug mit, eine Drohne, die einen Strahl aus Antimaterieteilchen abfeuern kann. Seit gestern treibt sie neben der Clarke im Weltraum. Ich glaube, für die KVA ist es so etwas wie ein Praxistest.«
    »Es scheint funktioniert zu haben«, sagte Balla.
    »Das Problem ist allerdings, dass wir nur etwa sechs Schüsse haben«, sagte Coloma. »Ich habe je einen Strahl zu den beiden Raketen und drei zum Schiff geschickt. Wenn noch einer übrig ist, kann ich mich glücklich schätzen. Wenn wir es hier nur mit einem Schiff zu tun hätten, würde das keine große Rolle spielen. Aber nun sind noch fünfzehn weitere da. Und durch meine Aktion dürfte die Clarke jetzt zur Zielscheibe geworden sein.«
    »Was wollen Sie jetzt tun?«, fragte Balla.
    »Sagen Sie der Besatzung, dass sie zu den Rettungskapseln gehen soll«, antwortete Coloma. »Im Moment feuern sie nicht auf uns, weil ihnen noch nicht ganz klar ist, was gerade geschehen ist. Aber dieser Zustand wird nicht lange anhalten. Bringen Sie alle anderen von Bord, bevor sich die Lage ändert.«
    »Und was haben Sie vor?«, fragte Balla.
    »Ich werde mit dem Schiff untergehen«, sagte Coloma. »Und wenn ich Glück habe, kann ich ein paar von ihnen mitnehmen.«
    8.
    Die erste Salve aus insgesamt sechs Raketen zerstörte die Liftkabine und fügte dem Bohnenstangenkabel irreparable Schäden zu. Die zweite Salve, die aus fünfmal so vielen Raketen bestand, schnitt die Erdstation knapp unterhalb der Verbindung gewaltsam vom Kabel ab.
    Die Station und die Bohnenstange waren bis dahin fest im Griff physikalischer Gesetze höchster Komplexität gewesen, die sie genau dort verharren ließen, wo sie sein sollten, in einer
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