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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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immer hilfreich, wenn man weiß, mit wem man es zu tun hat. Ihre Kenntnisse in diesen Angelegenheiten sind von unschätzbarem Wert.«
    »Stets zu Diensten, Sir.« Der Master trat nun näher an Hayden heran und sprach mit einem Mal sehr ernst und leise. »Was die Einsätze betrifft, Sir, für die Wette, meine ich. Das Geld wurde zurückgegeben, Sir, und ich schäme mich für meine Rolle in dieser Geschichte. Ich hoffe, Sie werden es mir nicht nachtragen, Sir.«
    »Nein, Mr Barthe, aber seien Sie in Zukunft vorsichtiger. Ich fürchte, wir müssen unseren Mr Ransome im Auge behalten.«
    Barthe nickte heftig. »Aye, Sir.«
    Auf dem Kanonendeck traf er auf den Profos samt Gehilfen und auf einige Vollmatrosen, die damit beschäftigt waren, Pistolen zu säubern und Feuersteine auszutauschen. Weiter vorn, an einer Stelle, wo kein Pulver gelagert wurde, schärften zwei Männer Entermesser an einem Schleifstein. Der eine betätigte mit dem Fuß die Tretkurbel, der andere hielt die Klingen so an den Stein, dass die Funken nicht weit flogen.
    Als der Mann mit dem Schärfen der Waffe fertig war, machte Hayden ihn auf sich aufmerksam. »Ich werde Ihnen meinen Säbel schicken, Smithers. Er dürfte hier und da geschärft werden.«
    Smithers führte die Faust zur Stirn. »Ist schon so scharf wie die Zunge einer Frau, Kapitän Hayden. Perse – also Mr Gilhooly war so frei, Ihren Säbel zu mir zu bringen, Sir, und ich habe mir Zeit für ihn genommen, Sie werden’s ja sehen. Scharf genug für die Franzmänner, glauben Sie mir.« Er lächelte schief. »Und Mr Longyard hat sich schon um Ihre Pistolen gekümmert, Sir.«
    »Danke, Smithers.«
    »Nicht nötig, Sir.«
    Hayden unterdrückte ein Grinsen, als er sich zum Gehen wandte. Harold Smithers – Harry – ahmte, ohne es zu wollen, das Verhalten seiner Vorgesetzten nach, insbesondere bei der Anrede. Dafür musste er sich viele Neckereien gefallen lassen, aber da er ein gutherziger Kerl war, mochten ihn die meisten Männer, zumal er ein passabler Seemann war. Doch es kam immer wieder vor, dass er sagte »Wieso? Nicht der Rede wert«, obwohl die passende Antwort hätte lauten müssen: »Aye, Sir.« Hayden ließ das durchgehen, weil er den Mann mochte und weil alle an Bord wussten, dass Smithers es nicht respektlos meinte.
    Hayden sah, dass sich die Mannschaft in einer Stimmung gespannter Vorfreude befand. Da Archer noch nicht alle Vorkehrungen getroffen und die Männer noch nicht eingeteilt hatte, würde es noch ein wenig dauern, bis einige der Männer verunsichert oder gar enttäuscht aussehen würden – diejenigen, die nicht an dem Enterkommando teilnahmen, hätten später nichts zu erzählen und könnten sich nicht in der neidvollen Bewunderung der Kameraden baden. Doch sie blieben andererseits am Leben.
    Ein leicht abnehmender Vollmond leuchtete zwischen dünnen Wolkenbändern hindurch, die hoch über den sternenübersäten Himmel zogen. Eine schwache und unentschlossene Brise kräuselte das Wasser der offenen Bucht. Im Flüsterton befahl Hayden dem Bootsmann, die Position zu halten. Mit Lumpen umhüllte Ruderblätter tauchten lautlos ins Wasser.
    Sie waren weiter von der Einfahrt zur Bucht entfernt, als Hayden lieb sein konnte, doch die weißen Beiboote, die Kapitän Winter zur Verfügung gestellt hatte, konnte man in einiger Entfernung erkennen, geisterhaft blass. Hayden hatte Winters Leutnant, einem dreißigjährigen Offizier namens Barker, wohlweislich gesagt, er solle sich gefälligst mit den Booten hinter Hayden halten, damit sie wenigstens teilweise von den geschwärzten Barkassen der Themis verdeckt würden.
    Hayden griff nun zu seinem Nachtglas und richtete es auf die beiden Fregatten aus, die in der schmalen Bucht Heck- und Buganker ausgeworfen hatten. Der Bug der ersten Fregatte, der Fortunée, war vor der dunklen Küste auszumachen – Hayden erkannte die Umrisse der Galionsfigur, den Bugspriet und das Rigg. Das Mondlicht betonte hier und da die Konturen der Rundhölzer und Masten. In regelmäßigen Abständen schlenderte ein Wachposten vor einer der Decklampen her, und Hayden versuchte zu ermitteln, wie oft der Mann seinen Rundgang machte.
    Die andere Fregatte, die weiter hinten vor Anker lag, die Minerve, wurde größtenteils von der Fortunée verdeckt. Hayden hätte die Boote weiter nach Süden in die Mündung der Bucht ordern können, um einen besseren Blick zu haben, aber von den hohen Türmen und den Batterien auf dem Hügel hatte man einen freien Blick auf die

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