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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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einem schlechten Tag flogen einem Kugeln um die Ohren, bevor man überhaupt merkte, dass jemand da war.
    »Und was wollt ihr?«
    Jetzt antwortete Domingo. »Eine Überfahrt. Über die Kanalzone, nach Darién.«
    »Wir sind bloß auf der Durchreise«, rief Gary. »Wir wollen nach Peru.«
    »Peru, hm.«
    »Ja. Wir haben nicht vor, hier zu bleiben.«
    Diesmal folgte eine längere Pause. Dann sah Gary, wie ein
Ruderboot an Seilen mit einer Winde zu Wasser gelassen wurde. »Ich komme rüber, um die Sache mit euch zu besprechen. Vergesst nicht, ich habe euch im Visier. Das hier ist mein Land, und ich kenne es verdammt noch mal viel besser als ihr.«
    Gary breitete die Hände aus. »Wir sind ungefährlich.«
    Zwei Männer kletterten über eine Strickleiter ins Boot hinunter. Einer bewegte sich ein wenig steifer als der andere. Sie legten die wenigen Hundert Meter bis zum Ufer mit energischen Ruderzügen zurück. Gary, Grace und Domingo gingen den Hang hinab und am Ufersaum entlang zu der Stelle, wo das Boot anlegen würde. Sie war von Baumstümpfen und verrottendem Holz befreit worden, damit man dort anlanden konnte.
    Die beiden Männer im Boot sahen sich ähnlich. Beide waren schwarz, korpulent, mit kantigem Gesicht; sie trugen robust aussehende Jeans, Jacken und abgewetzte, vom Salz ausgebleichte Mützen. Der Ältere hatte eine runzlig-finstere Miene aufgesetzt. Der andere, jünger und nervöser, hatte ein offenes Gesicht und große Augen. Vater und Sohn, vermutete Gary. Der Vater schien unbewaffnet zu sein, aber der Sohn hatte irgendeine Schnellfeuerwaffe, und er blieb ein Stück zurück, außer Reichweite der Neuankömmlinge. Er hielt die Mündung zu Boden gerichtet.
    Gary trat mit ausgestreckter Hand vor. »Gary Boyle ist mein Name.«
    Der ältere Mann ergriff seine Hand und schüttelte sie. »Sam Moore. Mein Junge, Tom.«
    Der Junge nickte.
    Domingo fingerte vorsichtig an den Riemen seines Rucksacks herum. »Darf ich? Ich habe Geschenke.«

    Moores Blick verfinsterte sich noch mehr, und der Junge schwenkte die automatische Waffe herum. Aber sie erlaubten Domingo, den Rucksack abzunehmen. Er holte zwei Dosen Cola light heraus, das Standardgeschenk der Wanderer für Amerikaner. »Ein Zeichen der Freundschaft«, sagte er.
    Moore war immer noch wachsam, doch er nahm eine Dose und gab die andere seinem Sohn. »Verdammt, dieses Zeug hab ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Wie alt ist das?«
    »In Denver stellen sie’s immer noch her«, sagte Gary.
    »Ehrlich.« Moore riss die Dose auf und horchte auf das Zischen der Kohlensäure. »Muss richtig kalt sein.« Er trank einen großen Schluck.
    Der Junge fummelte an der Lasche herum, schüttete sich etwas von der Cola ins Gesicht, als er aus der Dose zu trinken versuchte, und blickte missmutig drein.
    Moore hatte seine Dose geleert. »Scheiße, tut das gut.« Er zerknüllte die Dose mit einer Hand und warf sie ins Wasser. »So viel zum Thema ›Rettet den Planeten‹! Erinnert ihr euch noch daran? Geschenke, hm. Also, Gary Boyle, wer seid ihr und was wollt ihr?«
    Gary erklärte, sie seien Kundschafter einer Nomadengruppe. »Die anderen sind noch im Wald.«
    »Ihr seid zu Fuß unterwegs.«
    »Ja, abgesehen von Schubkarren, Handwagen und dergleichen.«
    »Kommt ihr von weither?«
    Gary warf Grace einen Blick zu. »Kommt darauf an, was man als Startpunkt nimmt. Ich würde sagen, von Lincoln, Nebraska. Seither sind wir nach Süden gegangen.«

    Moore stieß einen Pfiff aus. »Bis nach Peru, stimmt’s? Auf dem Rückgrat Amerikas entlang.«
    »So ist es gedacht.«
    »In meiner Jugend bin ich mal von Laredo, Texas, aus die Panamericana entlanggefahren, durch Mittel- und Südamerika bis nach Paraguay. Höllischer Trip. Und die einzige Strecke, wo wir laufen mussten, war da hinten.« Moore deutete mit dem Daumen über die Meerenge. »Der Darién-Gap, achtzig Kilometer Dschungel. So war’s damals, und so ist es jetzt auch noch. Aber ich kannte das Land, bin hier aufgewachsen. Auf der anderen Seite haben wir einen Wagen gemietet und sind nach Kolumbien reingefahren.«
    »Die Panamericana steht jetzt zum größten Teil unter Wasser«, sagte Domingo. »Wir mussten ihr auf höher gelegenem Gelände folgen. War gar nicht so einfach.«
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Gary. »Sie sagen, Sie sind hier aufgewachsen?«
    »Ja. Mein Großvater war Schiffsmakler in der Kanalzone. Ich bin hier geboren und aufgewachsen und habe selbst auf dem Kanal gearbeitet. Aber zwanzig-null-null sind wir

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