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Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sayo Masuda
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schlich ich mich auf Zehenspitzen hin und horchte an der Tür.
    »Wenn's dir hier nicht paßt, kann ich dich jederzeit woandershin verkaufen. Du hast nicht das Zeug zu einer Geisha. Eine Geisha, die frech wird, bringt keinen Umsatz, auch wenn sie ein paar Vorzüge hat. Du hast eher das Zeug zu einer Dirne, damit kannst du gleich morgen schon anfangen!«
    »Mutter, verzeih mir! Ich will auch ordentlich Umsatz machen!«
    Als ich hörte, wie sie weinend um Verzeihung flehte, dachte ich, das war ein Riesenschnitzer, mich da ungebeten eingemischt zu haben, weil ich zu naiv gewesen bin, und ich bereute es bitterlich.
    Ein Weiterverkauf wird allein vom Patron bestimmt; in jener Zeit zählte die Meinung der Betroffenen überhaupt nichts. Unter den Augen der Polizei wurde in aller Öffentlichkeit Menschenhandel betrieben.
    Von der Mutter entlassen, kam Shizuka heraus, und kaum sah sie mich, da gab sie mir auch schon zur Vergeltung eine Ohrfeige.
    Takemis Tod
    In Shinano kommt der Frühling spät und der Herbst früh. Und wenn der September halb um ist, wird es morgens und abends fröstelkalt.
    Takemi, die über ihre Bauchschmerzen geklagt und immer nur Spritzen bekommen hatte, war seit dieser Zeit schließlich bettlägerig geworden. Trotzdem war sie anfangs noch ausgegangen, wenn ein Zashiki anstand, zu dem sie namentlich angefordert worden war. Weil sie Fieber hatte, war ihr Gesicht glühend rot, und gleichzeitig hatte sie eine Gänsehaut.
    »Ich hatte gedacht, allein mit ihrem Willen könnten Menschen alles mögliche aushalten, aber krank zu sein ist einfach unerträglich«, sagte sie, lachte aber dabei und sah kein bißchen traurig aus.
    Zu dieser Zeit hörte man, daß ein Mädchen aus einem anderen Geisha-Haus, mit dem ich in der Geisha-Schule oft zusammengewesen bin, umgebracht worden sei, und die Geisha sprachen, wenn sie beisammensaßen, nur über diese Geschichte. Das arme Mädchen habe nur ein Daifuku-Küchlein zu 1 Sen pro Stück gegessen, hieß es. Ihre Patronin habe sie beim Naschen erwischt und gesagt, wenn sie so verfressensei, könne sie auch noch mehr fressen: Sie bekam einen Putzlappen in den Mund gestopft, dann wurde sie in eine Matratze eingewickelt und in den Wandschrank geschlossen, und da ist sie dann einfach vergessen worden.
    Als man sich erinnerte und sie rausholte, soll sie schon kalt gewesen sein. Sie muß schrecklich gelitten haben, die Matratzen waren angeblich ganz naßgepinkelt. Man benachrichtigte die Eltern und gab ihnen 100 Yen, und die haben sich dankbar dafür tausendmal bis zum Boden verneigt und den Leichnam mitgenommen.
    »Was für eine schreckliche Welt, wo man Menschen für 100 Yen kaufen kann!«
    »Nein, die hat halt nur Pech gehabt, daß sie dummerweise gerade da einen Herzanfall gekriegt hat!«
    »Wenn sie auch verkauft wurde, die Macht über ihr Leben kann man sich damit doch nicht erkaufen!«
    So redeten die Geisha, was ihnen dazu gerade einfiel, ohne daß jemand darüber Genaueres zu wissen schien. Nur daß das Mädchen tot ist, das stand fest.
    Nur Takemi sprach anders darüber.
    »Daß jemand, der gestorben ist, Pech gehabt hat, und wer lebt, Glück, das ist doch längst nicht gesagt!«
    Kurze Zeit später ging sie nicht mehr aus, auch wenn Kunden betreut werden sollten, sondern sang nur alleine für sich Lieder. Ich meinte, daß Takemi, die allein im Bett lag, sich einsam fühlen könnte, und ging zu ihr hinauf ins Obergeschoß, als alle zum Zashiki gegangen waren. Vater und Mutter und die Lehrmädchen wohnen nämlich im Erdgeschoß, während die Geisha-Zimmer im Obergeschoß liegen. Takemi ruhte in geistig und körperlich ausgebranntem Zustand im Bett. Als ich mich zu ihr setzte, machte sie die Augen auf und lächelte matt.
    »Ach, du bist's, Tsuruchan! Du bist ein gutes Kind. Allenennen dich einen Schwachkopf, aber das ist nicht wahr. Du bist lieb und hast ein reines Herz. Ich wünschte, daß so gutherzige Kinder wie du nicht in dieses Gewerbe geraten, aber da ist nichts zu machen. Es ist vorherbestimmt, was die Menschen tun müssen, wenn sie zur Welt kommen. Ich war meinem Schicksal treu. Ich tue das, was mir bestimmt ist, gewissenhaft und schnell. Um so früher kann ich ins Paradies kommen. Ich bin schließlich auch ein Mensch und hätte manches gern gesagt und manches gern getan, und vielleicht auch gern einen Liebsten bekommen. Aber weil ich gemerkt habe, daß das unmöglich geht, habe ich's aufgegeben. Tsuruchan, bald kommt die Zeit, da du das auch begreifst, drum merk

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