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Die letzte Lagune

Die letzte Lagune

Titel: Die letzte Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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erwähnt?»
    «Das hat er
nicht. Haben Sie mit ihm über Flyte
geredet?»
    «Nachdem wir
zuvor über meine Ehe gesprochen haben.» Spaurs Stimme
klang matt. «Sie ist womöglich nicht
rechtmäßig geschlossen worden.»
    «Wie?»
    «Es ist ganz
einfach», sagte Spaur. Seine Miene gab zu verstehen, dass die
Angelegenheit alles andere als einfach war. «Ich war bereits
einmal verheiratet, anno neunzehn. Mit einer Person, die mich
gleich betrogen hat. Dann stellte sich heraus, dass diese Frau bei
der Verheiratung falsche Papiere vorgelegt hatte. Name, Geburtsort,
Alter - alles falsch. Die Angelegenheit ging nach Rom, und im
Herbst anno neunzehn wurde die Ehe aufgelöst. Vorbehaltlich
einer späteren Überprüfung.» Spaur
stöhnte. «Was ich damals für eine Floskel
hielt.»
    «Wo liegt das
Problem?»
    «Wir hatten zwar
die heiligen Sakramente empfangen», sagte Spaur, «aber
die Frau, die mit mir vor dem Altar stand, gab es nicht -
jedenfalls nach Aktenlage. Und eine nicht existierende Person kann
keine Sakramente empfangen. Obgleich alle gesehen haben, dass sie sie empfangen
hatte und folglich mit mir verheiratet war.» Spaurs Blick
wurde glasig. «Das sind komplizierte Konstellationen,
Commissario. Übrigens war diese Frau zehn Jahre älter als
ich. Auch das habe ich erst später erfahren.»
    «Ich
verstehe», sagte Tron. «Sie war zehn Jahre älter
als Sie. Und nun?»
    «Hat Rom
beschlossen, den Fall wieder aufzurollen», sagte Spaur
seufzend. «Contarini ist in Venedig, um sich ein Urteil zu
bilden.»
    «Ist Ihnen
damals kein Bescheid über die Scheidung zugegangen?»,
erkundigte sich Tron.
    «Nur ein
lateinisches Dokument, das mir der Pfarrer übersetzt
hat.»
    «Dieses Dokument
existiert noch?»
    Spaur schüttelte
den Kopf. «Leider gibt es nur noch die Übersetzung des
Pfarrers.»
    «Und Rom hat
keine Unterlagen über diesen Vorgang? Was sagt
Contarini?»
    «Er sagt, es
gäbe in Rom nur meine Eingabe mit der Bitte um Scheidung. Aber
keine Kopie der Antwort. Die Übersetzung des Pfarrers gilt
nicht als offizielles Dokument.» Spaur seufzte. «Es
hängt also alles an der Einschätzung, die Contarini jetzt
vornimmt. Und er sagt, er würde sich meinem Problem viel
intensiver widmen können, wenn er nicht zugleich mit dieser
unglücklichen Flyte-Angelegenheit befasst wäre. Er
bedauert außerordentlich, dass Flyte der Kirche die Einsicht
in die Tagebücher verweigert.»
    «Flyte muss
niemandem Einsicht in die Tagebücher gewähren»,
sagte Tron. «Es gibt eine Vereinbarung zwischen dem
Ballhausplatz und dem Foreign Office.»
    Spaur nickte.
«Darüber weiß Contarini Bescheid. Aber er meint,
die Vereinbarung zwischen Wien und London sei hinfällig, wenn
etwas gegen Flyte vorliege.» Spaur warf einen Blick über
den Tisch, der kläglich und erwartungsvoll zugleich war.
«Haben Sie denn gar nichts, was für eine
vorübergehende Verhaftung reichen
würde?»
    Tron schüttelte
den Kopf. «Das Einzige, was ich habe, ist völlig
abstrus. Mr. Marchmain behauptet, dass Dr. Flyte Petrelli für
den Einbruch engagiert und ihn anschließend ermordet
habe.»
    «Wer ist Mr.
Marchmain?»
    «Flytes Onkel.
Er lebt in Venedig und hat offenbar allen Grund, seinem Neffen
etwas anzuhängen. Die beiden führen einen Prozess
gegeneinander. Es geht um das Erbe von Flytes
Vater.»
    «Wie
begründet dieser Marchmain seine Behauptung?»
    «Er sagt, Flyte
habe sowohl in San Lazzaro als auch in der Hofbibliothek angefragt,
ob sich noch weitere Teile der Tagebücher dort befänden.
Beide Bibliotheken hätten verneint, aber Flyte glaube, dass
sie lügen. Marchmain meint jetzt, Flyte hätte auf eine
Anfrage bei uns verzichtet und gleich einen Einbruch
organisiert.»
    «Das hört
sich interessant an», sagte Spaur. Seine Miene hatte sich
aufgehellt. «Sind Verbindungen zwischen Flyte und Signor
Petrelli bekannt?»
    «Petrelli hatte
am Sonnabend Besuch von einem Mann, der ein Engländer gewesen
sein könnte. Das behauptet jedenfalls Petrellis
Vermieterin.»
    «Haben Sie das
Alibi von Flyte überprüft?»
    «Dass Dr. Flyte
in der Lage wäre, einen Mord zu begehen, glaube ich
nicht», sagte Tron.
    Spaur verdrehte die
Augen. «Glaube, Liebe, Hoffnung», sagte er sarkastisch.
«Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass Sie ein besonders
gläubiger Mensch sind. Hat sich Flyte erkundigt, ob sich Teile
des Tagebuches in Ihrem Familienarchiv befinden?»
    «Nein.»
    «Ist Ihr Archiv
bei diesem Einbruch durchsucht worden?»
    «Ja.»
    Spaur strahlte.
«Na bitte.

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