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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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die anrief. Eine Männerstimme, knapp und präzise und kalt.
    » Er… er ist nicht da.«
    » Wo ist er?«
    » Ich weiß es nicht. Ich hab geschlafen. Wer spricht da?«
    » Der Mann, der Ihr Kind mit einem kurzen Telefonanruf töten lassen kann.«
    » Bitte. Bitte, tun Sie’s nicht.«
    » Sie können ihm sicher etwas ausrichten?«
    » Ja.«
    » Sagen Sie Sam, ich rufe in einer Stunde noch mal an. Es gefällt mir gar nicht, dass er sein Handy nicht bei sich hat. Was ist, wenn ich ihm sagen könnte, wo sich Jack Ming aufhält?«
    » Dann würd ich selbst hingehen und Ming töten«, versicherte sie. » Wir wissen auch schon, wo er morgen sein wird. Im Central Park.«
    » Der Park ist nicht gerade klein, oder?«
    » Wir kriegen’s raus, das verspreche ich…«
    » Ja, ich glaube Ihnen. Sie sind eine ausgezeichnete Mutter. Sie haben Ihr Kind gerade vor unnötigem Leid bewahrt.«
    Blankes Entsetzen durchzuckte sie.
    » In einer Stunde. Und ich hoffe, Sam hat einen guten Grund, warum er jetzt nicht da ist.« Mit einem Klicken wurde die Verbindung getrennt.

77
    In der Wohnung der Mings, East 59 th Street
    Die Flamme schlug aus den Müllsäcken auf der anderen Straßenseite hoch und lockte den Portier auf die Straße heraus. Er rannte zu dem Feuer und sah nicht, wie ich in die Lobby schlich, während er mir den Rücken zukehrte und mit seinem Handy die Feuerwehr rief. In meinen sechs Monaten als Teenager in Jakarta hatte ich einiges gelernt. Die Jugendlichen dort verbrannten Müll zum Spaß und wussten genau, wie man die gewünschte Wirkung erzielte.
    Ich lief die Treppe zur Wohnung der Mings hinauf und knackte die Tür.
    Es war dunkel und still, doch ich nahm den feinen Geruch einer antiseptischen Salbe und eines Muskelbalsams wahr. Ich schaltete das Licht an: Jack Ming lag wie ein Fötus zusammengerollt auf der Couch und schlief. Ich hatte erwartet, ihn in seinem Zimmer zu finden.
    » Jack«, sagte ich leise und trat zu ihm.
    Seine Augen öffneten sich– man schläft nicht besonders gut, wenn man auf der Flucht ist: Ich weiß, wovon ich spreche–, und sein Mund formte sich zu einem Schrei.
    Er sprang auf, griff sich ein Keramiktablett vom Beistelltisch und warf es nach mir. Ich wich aus.
    » Ich tu dir nichts«, sagte ich ruhig.
    Er griff unter die Couch und zog ein Hackbeil hervor.
    » Ich bin nicht bewaffnet«, sagte ich. » Ich will nur mit dir sprechen.«
    Er stürmte auf mich los und schwang das Beil. Zweimal. Die Klinge zischte durch die Luft. Sein Gesicht war von Verzweiflung und Angst verzerrt. Er hatte keinerlei Kampferfahrung, und doch war mir nicht wohl dabei, mich mit einer Hand gegen sein scharfes Beil wehren zu müssen. Also knallte ich ihn mit einem Tritt gegen die Wand, trat mit dem Fuß gegen sein Handgelenk mit dem Beil und fixierte es an der Wand.
    » Ich tu dir nichts. Ich will mit dir sprechen.«
    » Ich glaub dir nicht.«
    » Ich hätte dir mit einem Tritt in die Kehle die Luftröhre zerquetschen können«, sagte ich und drückte mit dem Fuß noch fester zu. Er zuckte zusammen, und das Hackbeil fiel klappernd zu Boden.
    » Ich will wirklich nur mit dir sprechen«, wiederholte ich. » Ich lass dich jetzt los, und dann reden wir wie zwei erwachsene Leute. Ich hab einen Vorschlag für dich.« Ich ließ sein Handgelenk los. Vorsichtshalber stellte ich den Fuß auf das Hackbeil.
    Er hämmerte mir mit der Faust gegen den Gipsverband, und das tat wirklich höllisch weh.
    Ich packte ihn am Hals. » Jack. Bitte.« Ich achtete darauf, ihm nicht wehzutun.
    Er rührte sich nicht mehr.
    » Können wir reden?«
    Nach einem langen Augenblick nickte er.
    » Setzen wir uns jetzt hin und sprechen ganz normal über alles?«
    Er konnte sein Staunen nicht verbergen. Er setzte sich auf die Couch, ich auf die Ottomane daneben. Das Hackbeil ließ ich am Boden liegen, doch ich befand mich zwischen Jack und dem Beil.
    » Okay«, sagte er. » Anscheinend willst du mich nicht umbringen. Noch nicht.«
    » Mir ist klargeworden, dass ich meinen Sohn so nicht zurückbekomme– nicht, indem ich tu, was sie von mir verlangen, und dich töte.«
    Er schaute mich an, sein Mund arbeitete.
    » Jack, du kannst ruhig weiteratmen. Es ist alles okay.«
    » Wie… wie hast du mich gefunden?«
    » Ich hab mich bei dem Absturz verletzt und dachte mir, dass es dir nicht viel besser ergangen sein wird. Außerdem hast du deinen Rucksack verloren und warst trotzdem schnell wieder an einem Computer. Die Software, mit der du in deinen Laptop

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