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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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dem Augenblick umgedreht, als Matteo einen Satz nach vorn machen wollte. Elton wehrte ihn mit einem Tritt gegen die Knie ab. Matteo verlor das Gleichgewicht, versuchte aber, auf den Beinen zu bleiben, und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. Elton blieb ruhig, rammte ihm ein Knie in den Magen und versetzte ihm mit der Faust einen Schlag auf die Wange. Matteo taumelte drei Schritte zurück, ohne Luft zu bekommen. Mit einer Hand hielt er noch immer das Holzstück umklammert.
    In diesem Augenblick ging Lina von hinten auf Elton los. Sie trat ihm in die Wade und zog an seinen Schultern. Elton beugte sich vor und fluchte. Er drehte sich um die eigene Achse, stellte Lina ein Bein, packte sie mit einem Judogriff und schleuderte sie quer durch den Raum. Kurz darauf wehrte er einen erneuten Angriff Matteos ab, schlug ihn zweimal kurz hintereinander ins Gesicht.
    »Es reicht, meine Herrschaften«, sagte er, während er die beiden vor ihm ausgestreckten Körper betrachtete. »Machen wir Schluss mit dieser albernen Szene.«
    »Du bist irre«, sagte Matteo, »du bist vollkommen …«
    »Ganz ruhig!«, unterbrach ihn Elton. »Ich fasse die Lage zusammen: Ich bin stärker und außerdem im Besitz einer Pistole. Bisher hat sich unser Zusammenleben auf freundschaftliche Regeln gestützt, ab jetzt ist das anders.«
    Matteo hatte sich bis zum Küchentisch geschleppt, während Lina in der dunkelsten Ecke an der Wand kauerte. Elton musterte sie streng.
    »Ab jetzt«, schloss er, »dürft ihr euch als meine Gefangenen betrachten.«
    Contini fragte sich, wie es Marelli geschafft hatte, die Entführung zu bewerkstelligen. Es ist nicht leicht, in der italienischen Schweiz einen erwachsenen Menschen verschwinden zu lassen. Die Straßen sind kurz, die Ortschaften dicht beieinander, die Familien groß. Und vor allem sind schnell Gerüchte im Umlauf.
    Tatsächlich hatte er Spuren von Marelli gefunden, die ins Bavonatal führten.
    Doch nun, nachdem er in Roseto geparkt hatte, fragte er sich zum x-ten Mal, wie ein Betrüger ohne Format im Nichts verschwinden und gleichzeitig einen Bankraub organisieren konnte. Forster hatte ihm seine Hilfe zugesichert; aber die ursprüngliche Idee kam, ebenso wie alle Informationen und Kontakte, von Marelli.
    Contini vermutete, dass es um die große Herausforderung ging. Um den Coup seines Lebens. Und um ihn auszuführen, hatte er sich in Forsters Hände begeben. Aber wenn Forster tatsächlich Geldprobleme hatte, wie aus den Briefen hervorging, die Jean gefunden hatte, würde er sicherlich versuchen, Marelli übers Ohr zu hauen.
    Roseto lag zwischen der Straße weiter unten und dem Weg, der oberhalb des Dorfes entlangführte. Eine Handvoll Häuser, eins dicht ans andere gebaut. Contini begab sich in das Labyrinth aus Gässchen und schmalen Durchgängen, kam an der kleinen Kirche vorbei und erreichte den oberen Teil des Dorfes.
    Auf den Rasenflächen vor den Häusern spielten Kinder. Eine Alte beobachtete hinter dem Vorhang die Ankunft des Fremden. Ein großer, in weißes Leinen gekleideter Mann. Er wird mit jemandem verwandt sein, überlegte die Alte und ließ den Blick zu den Bergen schweifen. Die Zeiten, in denen man alles über jeden wusste, waren vorbei.
    Contini, der nichts von den auf ihn gerichteten Blicken ahnte, spürte dennoch, dass man im Bavonatal Geduld brauchte. Er fing an, Informationen über Marelli zu sammeln, ging von Haus zu Haus und zeigte sein Foto. So würde er es in allen Dörfern des Tals machen. Während er zwischen Brennnesselgestrüpp und Steinmäuerchen den Pfad hinaufstieg, zählte er in Gedanken ihre Namen auf, wie eine Litanei. Cavergno Mondada Fontana Alnedo Sabbione Ritorto Foroglio Roseto Fontanellata Faedo Bolla Sonlerto Gannariente San Carlo. Irgendwo in einem dieser grauen Häuser versteckten sich Matteo Marelli und Lina Salviati.

17
Ein Überfall für Amateure
    Der Mechanismus hatte nicht ausgelöst, also gingen Contini und Francesca durch den Haupteingang hinein. Der Detektiv hatte eine Vorrichtung angebracht, die von außen anzeigte, ob jemand das Wartezimmer seines Büros in Paradiso betreten hatte.
    Als sie Jean Salviati sahen, der in einer Zeitschrift blätterte, konnten sie daher eine gewisse Überraschung nicht verbergen. Francesca fuhr zusammen, während Contini ein verunglücktes Lächeln aufsetzte und sagte:
    »Ich sehe, du hältst dich in Form.«
    Salviati saß auf einem der Korbsessel, die Beine übereinandergeschlagen. Er klappte die Zeitschrift zu und erhob

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