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Die letzte Odyssee

Die letzte Odyssee

Titel: Die letzte Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Inertialantrieb und die unbegrenzte Reichweite sind ein Luxus, den ich immer noch nicht fassen kann. Wenn ich wollte, könnte ich mit dem Schiffchen zur Erde fliegen, obwohl ich – weißt du noch, wie ich den Ausdruck zum ersten Mal gebrauchte und du seine Bedeutung sofort erraten hast? – dabei wohl dem ›Gefängniskoller‹ verfallen würde.
    Am einschneidendsten sind jedoch die Veränderungen bei der Steuerung. Es ist mir sehr schwer gefallen, einfach die Finger von den Bedienungselementen zu lassen – und der Computer mußte erst lernen, meine gesprochenen Kommandos zu erkennen. Anfangs fragte er alle fünf Minuten: »Ist das wirklich so gemeint?« Natürlich sollte ich besser den Zerebralhelm einsetzen – aber so richtig vertraut bin ich mit dem Ding noch immer nicht. Ich werde mich wohl nie mehr daran gewöhnen, daß eine Maschine meine Gedanken liest – …
    Das Shuttle heißt übrigens
Falcon.
Ein hübscher Name ich war enttäuscht, als niemand an Bord wußte, daß er auf die Apollo-Missionen zurückgeht, die ersten Landungen auf dem Mond …
    Hm, ja – ich wollte noch sehr viel mehr sagen, aber der Skipper ruft. Ich muß zurück ins Klassenzimmer.
    Alles Liebe. Ende.
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    SENDEN
     
    Hallo Frank – hier spricht Indra – wenn man das so sagen kann! – ich habe einen neuen Denkschreiber – der alte hatte einen Nervenzusammenbruch, ha, ha – wahrscheinlich jede Menge Fehler – und keine Zeit, den Text zu korrigieren, bevor ich ihn abschicke. Wirst schon schlau daraus werden.
    KOMGERÄT! Kanal eins null drei – aufzeichnen ab zwölf dreißig – Korrektur – dreizehn dreißig. Tut mir leid …
    Hoffentlich läßt sich der alte Apparat reparieren – er hatte meine sämtlichen Kürzel und Akronyme drauf – vielleicht braucht er einen Analytiker, wie es zu deiner Zeit Mode war – habe nie verstanden, wie sich dieser fraudianische – meine natürlich freudianische, ha, ha – Unsinn so lange halten konnte – Dabei fällt mir ein – bin neulich über eine Definition aus dem späten 20. gestolpert – könnte dir gefallen – etwa so Anführungszeichen – Psychoanalyse – ansteckende Krankheit, ausgehend von Wien, ca. 1900 – heute in Europa ausgestorben, gelegentliche Ausbrüche bei reichen Amerikanern nach wie vor möglich. Anführungszeichen Ende. Komisch?
    Muß mich schon wieder entschuldigen – altes Problem bei Denkschreibern – man bleibt nicht bei der Sache
    xy 120 w888 8***** js9812zebdc VERDAMMT … HALT … SICHERN
    Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht? Neuer Versuch.
    Du hast Danil erwähnt – sind deinen Fragen nach ihm immer ausgewichen – wußten, daß du neugierig warst, hatten aber gute Gründe – weißt du noch, wie du ihn einmal als Unperson bezeichnet hast? … nicht schlecht getroffen …!
    Du hast mich einmal nach unserer Kriminalitätsrate gefragt – habe dein Interesse als pathologisch bezeichnet – vielleicht ausgelöst durch die zahllosen, widerlichen Kriminalfilme deiner Zeit – konnte nie länger als ein paar Minuten zusehen … abstoßend!
    TÜR – ÖFFNEN! – OH, HALLO, MELINDA – ENTSCHULDIGE – SETZ DICH – BIN FAST FERTIG …
    Ja, zurück zur Kriminalität. Immer noch vorhanden … Nicht abzustellende Störgeräusche jeder Gesellschaft. Was tun?
    Eure Lösung – Gefängnisse. Staatlich geförderte Perversionsfabriken – Kosten für einen einzigen Insassen so hoch wie das Durchschnittseinkommen von zehn Familien! Vollkommen verrückt … Leute, die am lautesten nach mehr Gefängnissen schrien, müssen selbst ziemlich krank gewesen sein – hätten Psychoanalyse gebraucht! Aber bleiben wir fair – vor der Entwicklung perfekter elektronischer Überwachungs- und Kontrollgeräte gab es wirklich keine Alternative – du hättest sehen sollen, wie die begeisterten Massen die Gefängnismauern niederrissen – so etwas hatte es seit Berlin fünfzig Jahre zuvor nicht mehr gegeben!
    Ach ja – Danil. Ich weiß nicht, was er verbrochen hat und wenn, würde ich es dir nicht sagen – aber wahrscheinlich ergab sein Psychoprofil, daß er einen guten – wie war das Wort noch – Kammerdiener? – abgeben würde. Für bestimmte Tätigkeiten findet man kaum Leute – weiß nicht, was wir bei einer Kriminalitätsrate von Null anfangen sollten! Hoffe jedenfalls, daß die Kontrolle bald aufgehoben wird und er in die normale Gesellschaft zurückkehren kann.
    ENTSCHULDIGE, MELINDA – BIN FAST FERTIG.
    Das war’s, Frank – grüße Dimitri von mir –

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