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Die letzte Odyssee

Die letzte Odyssee

Titel: Die letzte Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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lückenlose Wolkenhülle um den Planeten verbarg zwar das Inferno darunter, dennoch wollte er sehen, was passierte, wenn der gestohlene Komet aufschlug. Wenn die unzähligen Tonnen gefrorener Hydrate, die mit wachsender Geschwindigkeit auf der langen Bahn vom Neptun herabgerast waren, binnen weniger Sekunden ihre gesamte Energie abgaben …
    Der erste Blitz war noch heller, als er erwartet hatte. Unglaublich, daß ein Geschoß aus Eis Temperaturen im Bereich von mehreren zehntausend Grad erzeugen konnte. Die Filter des Bullauges hatten zwar die gefährliche Kurzwellenstrahlung absorbiert, aber das grelle Blau der Feuerkugel verriet doch, daß sie heißer war als die Sonne.
    Die Kugel blähte sich auf, kühlte rasch ab – färbte sich gelb, orange, rot … Jetzt breitete sich mit Schallgeschwindigkeit – was mochte das für ein Getöse geben! – die Druckwelle aus. In wenigen Minuten müßte man sehen können, wie sie sich über die Oberfläche der Venus bewegte.
    Da war sie schon! Nur ein kleiner, schwarzer Ring – unbedeutend wie ein Rauchwölkchen – kein Hinweis auf den gewaltigen Zyklon, der vom Einschlagspunkt nach außen raste. Der Ring wurde langsam größer, obwohl man aus dieser Entfernung an sich keine Bewegungen unterscheiden konnte: Poole mußte eine volle Minute warten, um ganz sicher zu sein. Doch nach einer Viertelstunde war der Ring das beherrschende Merkmal des Planeten. Sehr viel blasser geworden nicht mehr schwarz, sondern schmutziggrau – erschien die Druckwelle jetzt wie ein ausgefranster Kreis von mehr als tausend Kilometern Durchmesser. Ihre anfängliche Symmetrie hatte sie vermutlich beim Überqueren der riesigen Gebirgsketten verloren.
    Captain Chandlers energische Stimme drang aus den Schiffslautsprechern.
    »Stelle jetzt durch zum Stützpunkt Aphrodite. Immerhin schreien sie nicht um Hilfe – «
    »– sind ein wenig durchgeschüttelt worden, aber das war nicht anders zu erwarten. Monitore zeigen bereits etwas Regen über den Nokomis-Bergen – wird bald verdunsten, ist aber jedenfalls ein Anfang. Und im Hekate-Graben hat es offenbar eine Überschwemmung gegeben – zu schön, um wahr zu sein, aber wir werden nachsehen. Nach der letzten Lieferung hatten wir dort vorübergehend einen See mit kochendem Wasser – «
    Sie sind nicht zu beneiden, dachte Poole, aber ich habe großen Respekt vor ihnen. Sie sind der Beweis dafür, daß auch in dieser vielleicht allzu verweichlichten, allzu gleichgeschalteten Gesellschaft noch Unternehmungsgeist existiert.
    »– noch einmal vielen Dank, daß Sie das Paket so exakt plaziert haben. Wenn wir Glück haben – und den Sonnenschutz in einen Synchronorbit bringen können – werden schon bald einige Meere entstehen. Dann können wir Korallen ansiedeln, aus den Riffs gewinnen wir Kalk, und der zieht das überschüssige CO2 aus der Atmosphäre … ich hoffe nur, daß ich das noch erlebe!«
    Ich wünsche es dir von Herzen, dachte Poole in stummer Bewunderung. Er hatte oft genug in den tropischen Meeren der Erde getaucht und die bunten Geschöpfe mit ihren bizarren Formen bewundert. Konnte es, selbst auf den Planeten anderer Sonnen, etwas Exotischeres geben?
    »Paket pünktlich abgeliefert, Empfang wurde quittiert«, erklärte Captain Chandler mit unüberhörbarer Befriedigung. »Leb wohl, Venus – Ganymed, wir kommen.«
     
    MISS PRINGLE
    DATEI – WALLACE
    Hallo, Indra. Du hattest ganz recht. Ich vermisse unsere kleinen Kabbeleien tatsächlich. Mit Chandler komme ich gut zurecht, und die Crew hat mich zunächst – jetzt wirst du lachen – wie eine Reliquie behandelt. Aber allmählich fangen die Leute an, mich zu akzeptieren. Hin und wieder nehmen sie mich sogar schon auf den Arm (kennst du diese Wendung?).
    Ärgerlich, daß man sich nicht normal unterhalten kann – wir befinden uns jenseits des Marsorbits, die Funkwellen brauchen hin und zurück mehr als eine Stunde. Aber das hat auch sein Gutes – du kannst mir nicht ins Wort fallen.
    Wir brauchen bis zum Jupiter zwar nur eine Woche, aber ich dachte, ich könnte mich in dieser Zeit einfach erholen. Kein Gedanke: Es hat mich in den Fingern gejuckt, bis ich nicht mehr widerstehen konnte. Jetzt gehe ich wieder zur Schule und absolviere mit einem der Minishuttles der
Goliath
das Anfängertraining. Vielleicht erlaubt mir Dim sogar einen Soloflug …
    Das Shuttle ist kaum größer als die Kapseln der
Discovery –
aber die Unterschiede sind gewaltig! Erstens gibt es natürlich keine Raketen: Euer

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