Die letzte Odyssee
nachdem ich diesen Roman fertiggestellt hatte, verlieh mir die
International Academy of Astronautics
ihre höchste Auszeichnung, den
von Karman Award –
entgegenzunehmen in Beijing! Das war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte, erst recht nicht, als ich hörte, daß Dr. Tsien inzwischen in dieser Stadt lebt. Leider mußte ich bei meiner Ankunft erfahren, daß er zur Beobachtung im Krankenhaus lag und seine Ärzte ihm jeden Besuch verboten hatten.
Dankenswerterweise überbrachte ihm sein persönlicher Assistent, Generalmajor Wang Shouyun, je ein Exemplar von
2010
und
2061
mit den entsprechenden Widmungen. Im Gegenzug überreichte mir der General einen dicken Band
Gesammelte Werke von H.S. Tsien:
1938-1956
(Science Press, 16, Donghuangcheggen North Street, Beijing 100707, 1991), für den er als Herausgeber zeichnet. Es ist eine faszinierende Sammlung. Sie beginnt mit zahlreichen Gemeinschaftsarbeiten mit von Karman über Probleme der Aerodynamik und endet mit Einzelaufsätzen über Raketen und Satelliten. Als der letzte Artikel ›Thermonukleare Kraftwerke‹
(Jet Propulsion,
Juli 1956) entstand, war Dr. Tsien praktisch ein Gefangener des FBI. Das Thema, das er darin behandelt, ist heute aktueller denn je – obwohl in Richtung auf ein ›Kraftwerk auf der Grundlage der Deuteriumfusion‹ kaum Fortschritte zu verzeichnen sind.
Kurz bevor ich Beijing am 13. Oktober 1996 verließ, erfuhr ich zu meiner Freude, daß Dr. Tsien trotz seines hohen Alters (fünfundachtzig Jahre) und seines schlechten Gesundheitszustandes weiterhin wissenschaftlich arbeitet. Ich kann nur hoffen, daß ihm 2010 und 2061 Spaß gemacht haben und freue mich schon, ihm diese
Letzte Odyssee
als weiteres Zeichen meiner Hochachtung übersenden zu können.
KAPITEL 36: DIE SCHRECKENSKAMMER
Im Anschluß an eine Reihe von Senatshearings zum Thema Computersicherheit im Juni 1996 unterzeichnete Präsident Clinton am 15. Juli 1996 den Erlaß 13010 zum Schutz gegen ›computergestützte Angriffe auf Informations- oder Kommunikationskomponenten zur Steuerung lebenswichtiger infrastruktureller Einrichtungen (›cyber threats‹).‹ Damit wird eine Sondereinsatztruppe zur Bekämpfung des Cyberterrorismus geschaffen, an der Vertreter des CIA, der NSA, verschiedener Sicherheitsbehörden etc. beteiligt sind. Pico, wir kommen …
Wie ich nach Fertigstellung des letzten Abschnitts erfahre, werden in der letzten Folge von
Independence Day,
die ich noch nicht gesehen hatte, interessanterweise ebenfalls Computerviren als Trojanische Pferde eingesetzt! Außerdem sei die Eingangsszene identisch mit dem Anfang von
Childhood’s End
(1953), und der Film enthalte alle gängigen Science fiction-Klischees seit Melies’
Trip to the Moon
(1903).
Ich weiß nicht recht, ob ich den Drehbuchautoren zu diesem originellen Geniestreich gratulieren – oder sie als transtemporalpräkognitive Plagiatoren verklagen soll. Jedenfalls werde ich wohl nicht verhindern können, daß Klein-Moritz denkt, ich hätte den Schluß von
ID 4
geklaut.
Folgende Passagen wurden – meist nach umfangreicher Überarbeitung – den früheren Bänden der Serie entnommen: Aus 2001
Odyssee im Weltraum:
Kapitel 18, ›Durch den Asteroidengürtel‹ und Kapitel 37 ›Experiment‹. Aus
Odyssee 2010:
Kapitel 11, ›Eis und Vakuum‹, Kapitel 35, ›Feuer in der Tiefe‹; Kapitel 38; ›Raumlandschaft aus Gas und Schaum‹.
Danksagungen
Sehr verbunden bin ich der Firma IBM für das wunderschöne, kleine Thinkpad 755 CD, auf dem dieses Buch geschrieben wurde. Jahrelang hatte mich das – vollkommen haltlose – Gerücht, der Name HAL sei eine Ableitung von IBM, nur um einen Buchstaben im Alphabet nach vorne gerückt, in Verlegenheit gebracht. Um diesen Mythos des Computerzeitalters zu entkräften, hatte ich sogar HALs Erfinder, Dr. Chandra, in
Odyssee 2010
ein Dementi in den Mund gelegt. Nun hat man mir vor kurzem versichert, bei ›Big Blue‹ sei man über die Assoziation nicht nur nicht verärgert, sondern inzwischen sogar stolz darauf. Ich verzichte also auf weitere Versuche der Berichtigung – und wünsche allen Gästen bei HALs ›Geburtstagsparty‹ am 12. März 1997 an der University of Illinois, Urbana (wo sonst?) viel Vergnügen.
Mit gemischten Gefühlen danke ich Shelly Shapiro, meinem Lektor bei Del Rey Books, für die zehn Seiten mit Haarspaltereien. Sie haben das Endprodukt ungeheuer verbessert, als ich mich endlich durchgerungen hatte, mich damit zu beschäftigen. (Ja,
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