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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Ihnen irgendwann wichtige Bausteine fehlen. Und eine Mauer, in der Bausteine fehlen...« Dramatisch schlug er die Hände zusammen.
    Amadeo griff Halt suchend nach seinem caffè .
    »Vermutlich haben Sie die beiden Männer nicht einmal bemerkt«, sagte Helmbrecht und nahm ebenfalls seine Tasse auf. »Der ist wirklich hervorragend. — Jedenfalls glaube ich, dass es zwei verschiedene Männer waren.«
    »Wann?«, fragte Amadeo. »Wo?«
    »In der caffèbar heute Vormittag. Sie haben ja den Kopf andauernd in den Wolken gehabt. Woran erinnern Sie sich? Haben Sie die signorina gesehen, auffällig leicht geschürzt, die mit diesem Mann dort war.«
    »Der Kerl war vom Vatikan? Das glaube ich im Leben nicht!«
    »Müssen Sie auch nicht.« Helmbrecht nahm noch einen Schluck. »Die beiden waren viel zu auffällig.«
    »Allerdings. Der Kerl hätte nun wirklich ihr Vater sein können!«
    »Stimmt.« Der Professor nickte mit einem feinen Lächeln. »Ich denke, er war etwa in Ihrem Alter. Der andere Mann ist Ihnen nicht aufgefallen?«
    Der Restaurator grübelte einen Augenblick. »Da waren ein paar Männer beim Kartenspiel. Und da war noch jemand, nicht wahr? Am Ecktisch.«
    »Wenigstens haben Sie ihn bemerkt«, grunzte Helmbrecht. »Es war allerdings auch nicht besonders viel von ihm zu sehen. Er hat sich die ganze Zeit hinter dem Corriere versteckt und ab und an umgeblättert, aber nicht einen einzigen Schluck von der limonata genommen, die vor ihm auf dem Tisch stand. Dazu hätte er die Zeitung aus der Hand legen müssen.«
    »Glauben Sie, er hat uns belauscht?« Amadeo versuchte sich zu erinnern, worüber genau sie gesprochen hatten. »Sie sagen, es gab noch einen zweiten?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher«, erwiderte der Paläograph nachdenklich. »Der Mann im Aufzug. Er trug einen anderen Anzug als der in der caffèbar , aber die Schuhe waren dieselben. Außerdem hatten beide einen Ring an der linken Hand. Einen Ring mit einem roten Stein oder, ich möchte behaupten, einer Gemme. Ich wollte nicht zu genau hinsehen im Fahrstuhl.«
    »Sie sind«, Amadeo blieb die Spucke weg, »hier im Haus?«
    »Wo sollen sie sonst sein?« Helmbrecht nahm die Brille ab, erinnerte sich dann offenbar, dass sie sauber war, setzte sie wieder auf. »Der Vatikan weiß ganz genau, wem er seine Codices anvertraut hat. Allein der Hortulus ist ein Vermögen wert, auch ohne den Johannes. Ist es ein Wunder, dass sie ein Auge darauf haben?«
    Amadeo konnte es einfach nicht glauben. »Der Mann in der caffèbarl Woher...«
    »Nicht wahr?« Eine steile Falte trat auf die Stirn des Professors. »Darüber sollten wir uns Gedanken machen.«
XVI
    Eine Dreiviertelstunde später klopfte es erneut an der Tür, und diesmal war es Chiara. Ihre Wangen waren ein wenig gerötet, was ihr ausgezeichnet stand. Für eine Italienerin hatte sie einen recht hellen Teint. Aber was war der Grund für diese Röte? Hatte sie sich so sehr über die Sache mit dem Einkaufszettel aufgeregt?
    Nein, ganz im Gegenteil. An Amadeo schritt sie mit gewohnt hochmütiger Miene vorüber, doch den Professor grüßte sie mit einem scheuen Lächeln, bevor sie ihre Einkäufe einzeln auf der Arbeitsfläche auspackte.
    »Die Mozzarella, der prosciutto cotto und welcher aus Parma. Unser macellaio kommt aus dem Norden — wir holen den prosciutto schon immer bei ihm, seit ich ein kleines Kind war.«
    »Das kann bei Ihnen ja noch nicht so lange her sein«, lächelte Helmbrecht.
    Das Rot auf ihren Wangen wurde tiefer. Amadeo stutzte und ging unauffällig um die Arbeitsfläche herum, bis er an der Seite des Professors zu stehen kam, der Tochter des capo direkt gegenüber. Sie griff tief in ihre Einkaufstasche und brachte diesmal den parmigiano zum Vorschein. Dabei musste sie sich in ihrem großzügig geschnittenen Sommerkleid weit vorbeugen.
    »Das sieht wirklich sehr appetitlich aus«, sagte Helmbrecht zwinkernd.
    »Die pomodori waren am schwersten zu bekommen«, erwiderte sie und blickte dem Professor dabei in die Augen. »Zu dieser Jahreszeit bekommt man fast nur welche aus dem Gewächshaus, und das ist nicht jedermanns Sache.«
    »Nein, natürlich nicht«, stimmte Amadeos Mentor zu. »Künstlich, fade und ohne jeden Geschmack. Sie hingegen haben eine vorzügliche Wahl getroffen, so jung und knackig. «
    Amadeo wurde ein wenig flau.
    Die Röte auf Chiaras Wangen verstärkte sich noch einmal. »Da hat jeder seine Vorlieben«, sagte sie spielerisch. »Ich mag es gerne etwas reifer. Da kommt die Qualität

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