Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Frau empfing ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Mein
raís
, endlich …«, flüsterte sie und verriet mit diesem Kosenamen ihren persischen Ursprung. Sie trug ein hauchdünnes Negligé aus hellblauer Seide, das von zwei goldenen Trägern gehalten wurde – sonst nichts, außer den Sandalen, ebenfalls aus Goldriemchen, die den Bronzeschimmer ihrer Haut und die perfekte Form ihrer Fesseln hervorhoben.
Sie standen sich einen Moment gegenüber. Saalima senkte verführerisch die Augenlider. Der Prinz versetzte ihr eine heftige Ohrfeige.
»Ich habe dich heute Nachmittag überall suchen lassen. Wo hast du gesteckt?«
Sie blieb unbeweglich, unerschütterlich. Dann schob sieganz beiläufig die Träger so weit zur Seite, dass ihr Gewand auf den Boden rutschte. »Wenn ich eine verdient habe, so gebt mir jetzt eine weitere«, erwiderte sie.
Er schlug sie noch härter ins Gesicht, so dass sie schwankte. »Die ist für deine Anmaßung.«
Dann packte er sie am Hals und küsste sie leidenschaftlich. Mit derselben Glut presste sie sich an ihn. Ineinander verschlungen ließen sie sich auf die Seidenkissen fallen, die den Intarsienboden aus Zedernholz bedeckten.
Das Feuer loderte nur kurz, dann ließ der Prinz sich erschöpft auf sie niedersinken.
Saalima glitt geschmeidig unter seinem Körper hervor. »Entschuldigt mich«, murmelte sie und entschwebte hinter die Reihe aus Paravents, die den Salon vom rückwärtigen Bereich des Pavillons trennte.
Hier ging es in das luxuriöse, mit rosa und schwarzem Marmor ausgekleidete Bad. In der Mitte befand sich ein natürliches Becken, in das Meerwasser geleitet wurde.
Sie betrachtete sich im Spiegel: Die von kleinen Leberflecken gesprenkelte Wange war gerötet. An der rechten Hüfte, wo der Prinz sie gekratzt hatte, verliefen blutige Striemen. Sie reinigte die Stelle mit einem Naturschwamm, den sie in einen Kelch mit Sandelöl tauchte. Auch heute wieder ein kleiner Blutzoll, dachte sie, während sie ein leichtes Brennen spürte.
Dann wählte sie aus einer Unzahl von Döschen, die auf einem niedrigen Kristalltisch standen, eine Ampulle mit Orangenessenz und kehrte zum Prinzen zurück. Sie fand ihn vor, wie sie ihn zurückgelassen hatte, auf den Kissen ausgestreckt, die Hände hinter dem Nacken verschränkt und mit dem Blick über die Zimmerdecke schweifend. Sie kniete sich neben ihn und fing an, ihm mit der Essenz sanft die Schläfen zu massieren.
»Was nimmt Eure Gedanken gefangen, mein Raís?«
Amir Khans Blick, der jetzt voller Wärme war, wanderte zu ihr. »Allah hat mich für eine heilige Aufgabe auserwählt. Und heute habe ich dafür das soundsovielte Zeichen erhalten.«
»Allah ist groß und unergründlich«, flüsterte Saalima, während sie ihm mit gekonnten Bewegungen die Brust streichelte. »Und Eure Größe ist meine Freude.«
Der Prinz berührte ihre rote Wange: »Mittlerweile ist jeder, der sich in meiner Nähe aufhält, in Gefahr.« Sein Blick wurde ernst: »Von jetzt an muss ich immer wissen, wo du bist, Saalima. Ich würde mir nie verzeihen, wenn ich dein Leben aufs Spiel setzen würde.«
»Wovor sollte ich Angst haben?«
»Vor den Masken meiner Freunde.«
Sie schaute ihn fragend an.
»Eine große Gefahr schwebte über unserem Plan«, erklärte er, »und ich hatte keine Kenntnis davon. Aber ein Mann, der aus freien Stücken hier auftauchte, hat mich gewarnt.«
»Der englische Gast?«
Der Prinz nickte, und seine Miene wurde finster: »Genau der.«
»Allah schützt Euch.«
»Allah schützt mich mehr, als ich je zu hoffen wagte, Saalima. Diese große Gefahr, von der ich nichts wusste, war bereits in meiner Gewalt, harmlos wie ein Lamm.«
»Das ist gewiss ein Zeichen.«
Er lächelte. »Ja. Und Allah wird uns zum Sieg führen. Unter den wenigen Ungläubigen, die überleben werden, wird der Name Amir Khan Al Ammar als die Apokalypse erinnert werden.«
69
Ort: Turin
Weltzeit: Sonntag, 28. Juni, 16.13 Uhr (GMT)
Ortszeit: 18.13 Uhr
»Geh mal ein paar Bilder zurück«, sagte Santovito.
Der Techniker neben Heaney drehte leicht die Kugelmaus, und auf dem Bildschirm erschien erneut das Bild von Liam Brine und Alanna Hamdis, die aus dem Haustor in der Via Napione traten.
Es war das fünfte Mal, dass Santovito diese Szene ansah, und er konnte es immer noch nicht glauben. Er versuchte, den Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren. Es hatte damit begonnen, dass Heaney ihn mit Paul Goonan in Verbindung gesetzt hatte, einem irischen Inspector, der mit einem
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