Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Mittel Kerr zu Gebote stehen.«
»So weit Ihr mir anvertraut habt, ist er ein Verbündeter, wie mir scheint …«, suggerierte Hussayn schüchtern.
Amir Khan zischte: »Wohl oder übel ist er jetzt unser Verbündeter. Wegen unserer Fehler in Dublin und Monte Carlo.«
Hussayn schwieg. Er wusste genau, hätte er versucht, diese Fehler zu rechtfertigen, so hätte er den Prinzen damit nur noch mehr gereizt.
»Wie weit sind wir mit Brine?«, fragte Amir Khan nach einer ganzen Weile.
»Bandar hat ihn lange abgehört und mir den Mitschnitt geschickt. Er enthält irgendwelche Hirngespinste über die Bibel, wie ich Euch neulich Abend sagte. An einer Stelle sagt Brine zu der Frau wortwörtlich, er wisse nicht, wo die Schriftrollen versteckt sind. Er vermutet, weiß es aber nicht mit Sicherheit, dass die Schriftrolle des Orients bereits vernichtet ist.«
»Ist das möglich?«, wunderte sich der Prinz.
»Er spielt auf ein Dokument an, das irgendwer in Rom für ihn deponiert habe und das alle Anweisungen enthalte, um zu der zweiten Rolle zu gelangen. Deshalb hatte Bandar darum gebeten, ihn foltern zu dürfen.«
Der Prinz lächelte: »Ich hatte eine bessere Idee. Später werden wir Bandar anrufen und hören, ob sie funktioniert hat.«
Sie schwiegen eine Weile. Aus dem Rinnsal stiegen dichte Dampfwolken, die die Luft sättigten. Von draußen hörte man nur das eintönige Rollen der Dünung.
»Und die Chinesen?«, fragte der Prinz irgendwann.
»Die Produktion ist angelaufen. Die Auslieferung erfolgt planmäßig.«
»Ist alles so ausgelegt, dass sie nicht merken, was sie produzieren?«
»Absolut, Euer Hoheit. Der Fotoprojektor, der den Schaltkreis auf das Silizium belichtet, ist unserer, direkt von Zero-One gesteuert. In dem Werk vor den Toren Shanghais wird alles von meinem Cousin Tarik überwacht, und von einem Team unserer treuesten Gefolgsleute.«
»Ich hoffe, ich habe den rechten Ort gewählt«, murmelteder Prinz voller Zweifel. »Das Herz der Apokalypse in China zu produzieren …«
»Es gab keine verlässliche Alternative, Euer Hoheit«, bemerkte der Sekretär sofort. »Und dann bietet China enorme Vorzüge: Ein Land mit zweistelligem Wirtschaftswachstum, wo noch alles erlaubt ist, ohne Kartellämter, Normen, Kontrollen, mit einem Wort, Raubtierkapitalismus. Man braucht nur zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen, und kein Mensch stellt Fragen. Hier oder in Europa, oder schlimmer noch in den USA, hätten uns alle im Auge behalten.«
Amir Khan schien beruhigt. »Gibt es noch etwas, Hussayn?«
»Ja, Euer Hoheit«, antwortete der Sekretär, wobei er sich mit dem Unterarm den Schweiß vom Gesicht wischte. »Von McKinsey habe ich die Quartalszahlen bekommen.«
»Die über die Durchsetzung der biometrischen Technologie?«
»Genau: Verbreitungsgrad, Halbjahresprognose, Sättigungs- und Vertrauensindex in den verschiedenen Wirtschaftszonen des Westens.«
»Und?«, fragte der Prinz gespannt.
»Alles läuft wie in der Anfangsprognose vorhergesagt: Das finale Datum ist nach wie vor das ursprünglich anvisierte, Euer Hoheit. Bald wird der biometrische Abgleich weltweit auf der Mehrzahl der Rechner installiert sein«, schloss der Sekretär, »und kein Ungläubiger wird entkommen.«
»Der Allmächtige sei gepriesen«, sagte der Prinz. Dann stand er auf und ging zur Tür, wobei er sich, voller Zufriedenheit, mit den Handflächen auf den Bauch klatschte.
Auch Hussayn erhob sich. Er nahm die Fernbedienung und folgte ihm hinaus in das blendende Morgenlicht.
72
Ort: Privatjet auf dem Weg nach Frankreich
Weltzeit: Montag, 29. Juni, 6.35 Uhr (GMT)
Ortszeit: 8.35 Uhr
»Alan, ich hätte gerne meine Cornflakes und meinen Saft«, sagte Kerr zum Steward, ohne die Augen vom LED-Bildschirm seines Laptops zu nehmen.
»Wie immer ohne Milch, Mr. Kerr?«, fragte der Flugbegleiter.
»Wie immer, danke«, antwortete Kerr. »Und stell doch bitte die Temperatur etwas höher ein, um zweieinhalb Grad.«
Kerr setzte sich in dem cremefarbenen Ledersitz zurecht, legte die Abhandlung von David Brine zur Seite und wandte sich wieder dem Dossier zu, das Dumonceau erstellt hatte und in dem er die Investitionsalchemie analysierte, die der Prinz in den letzten Monaten angerührt hatte. Ein Dokument, das auf den wichtigsten Handelsparketts der Welt das Chaos ausgelöst hätte, wenn es von der internationalen Presse verbreitet worden wäre. Wie hätte Amir Khan sich gegenüber seinen Aktionären erklärt? Wie wollte er die
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