Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
vor wenigen Minuten gelandet. Ich habe im Flugzeug deine Notizen gelesen.«
Bridget schwieg.
»Du müsstest sie sofort an die SDU schicken, zu Händen von Colin Doyle«, fuhr er fort. »Mit einem Begleitschreiben, in dem genau erklärt wird, worum es sich handelt.«
»Bist du dir auch sicher?«, fragte sie zweifelnd. »Das klingt wie die Ergüsse eines Irren.«
»Irrer oder nicht, Brine hat es das Leben gekostet. Und seine beiden nächsten Angehörigen sind entführt worden. Schick alles an Colin Doyle.«
»Wie du willst. Wird sofort erledigt.«
»Danke, Bridget.«
»Bis bald, Paul.«
Goonan steckte das Handy wieder in die Tasche. Egal ob richtig oder falsch – nun war es geschehen. Die irische Terrorabwehr würde ihn auslachen? Und wenn schon. Er war sowieso nur ein einfacher Abschnittsbeamter, dachte er für sich. Wie sollte man sich in solchen Fällen anders verhalten als genau nach Vorschrift? Und außerdem, wie viele seiner Kollegen hatten je mit einem Fall von internationalem Terrorismus zu tun gehabt? Sollten Doyle und Konsorten sich damit herumschlagen.
In diese Gedanken versunken, merkte er im letzten Moment, dass sein Trolley auf dem Band an ihm vorbeiglitt. Er schnappte ihn sich und ging zum Ausgang.
Noch ehe er zur Tür kam, trat ein junger Mann mit Brille an ihn heran und zeigte einen Ausweis der Interpol. »Inspector Paul Goonan?«, fragte er.
»Der bin ich.«
»Angenehm. Charles Heaney, Interpol. Wenn Sie mir bitte folgen wollen, draußen wartet ein Wagen auf uns.«
77
Ort: Turin
Weltzeit: Montag, 29. Juni, 9.22 Uhr (GMT)
Ortszeit: 11.22 Uhr
Kaum auf der Straße, waren Liam und Alanna schnell ein paar Blocks weit gegangen, gemessenen Schrittes, um nicht aufzufallen. Sie hatten sich in einem Viertel mit großen, hinter hohen Zäunen verschanzten und von Gärten umgebenen Villen wiedergefunden. Dazwischen großzügige Alleen, und kein Auto weit und breit. Alles war so ordentlich und still, dass Liam einen Moment lang zweifelte, ob sie überhaupt noch in Turin waren. Dann hatte er gemerkt, dass er vor vielen Jahren einmal in genau diesem Viertel spazieren gegangen war, mit Molteni, der nicht weit weg wohnte. Er spielte noch einmal mit dem Gedanken, sich die Wohnung des verstorbenen Freundes näher anzusehen, eine Wohnung, die laut Testament inzwischen ohnehin sein rechtmäßiges Eigentum war. Aber es stellten sich immer noch dieselben Probleme. Er hatte keinen Schlüssel, und er wollte auch nicht zu Notar Alione zurückkehren – das hätte ihn womöglich die soeben wiedererlangte Freiheit gekostet. Und Türen aufbrechen gehörte auch nicht zu seinen Spezialgebieten.
Alanna drehte sich immer wieder um, sie war ziemlich nervös.
»Hast du irgendeine Vorstellung, wo wir sind?«, fragte sie und beschleunigte den Schritt.
»Ja«, antwortete er. »Wir sind im Stadtzentrum. Wenn ich mich recht entsinne, dann ist da drüben …« Er hielt inne.
»Was?«, drängte sie.
»Das Polytechnikum!«, rief Liam und zeigte auf einen wuchtigen grauen Bau jenseits einer stark befahrenen Hauptstraße. »Das ist der zentrale Sitz der Technischen Universität von Turin. Wenn wir da reingehen, können wir uns unter die Studenten mischen.«
»Dann los«, sagte Alanna entschlossen.
Einige Minuten später hatten sie sich in den Strom der Studenten gemengt, die die Flure der Fakultät bevölkerten. Sie schlüpften in einen halb leeren Hörsaal und setzten sich in die letzte Reihe, ohne dass einer der Studenten, die auf den Beginn einer Prüfungssitzung warteten, von ihnen Notiz genommen hätte.
Erst jetzt hatten sie das Gefühl, wirklich außer Gefahr zu sein. Hier würde sie niemand mehr ausfindig machen.
»Was meinst du, warum stand die Tür offen?«, fragte Alanna flüsternd.
»Wahrscheinlich glaubten sie sich entdeckt und sind schleunigst abgehauen.«
»Ja, aber warum haben sie uns die Tür aufgemacht?«, insistierte sie.
»Das frage ich mich auch …«, entgegnete er zögernd.
»Und wenn sie uns absichtlich haben fliehen lassen?«
Es entstand eine Pause.
»Wir müssen auf jeden Fall auf der Hut sein.«
»Was machen wir also?«, fragte Alanna.
Liam dachte einen Moment nach. »Ich muss die Prophezeiung retten«, sagte er ernst.
Alanna seufzte entmutigt: »Und wenn wir zur Polizei gingen?«
»Und was erzählen wir denen?«, erwiderte er prompt.»Dass seit Dublin eine Gruppe von arabischen ›Vernichtern‹, eine Sekte, die, nebenbei bemerkt, auf Kaiser Konstanins Zeiten zurückgeht,
Weitere Kostenlose Bücher