Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
hinter uns her ist?«
Alanna versuchte ihn zu unterbrechen.
»Warte«, überging er sie. »Es geht noch weiter: Diese ›Vernichter‹ haben meinen Bruder entführt und meinen Meister getötet, weil wir eine Papyrusrolle ans Licht der Öffentlichkeit bringen wollen, die die echte Version der Apokalypse enthält und offiziell nicht existiert. Außerdem bin ich hier mit meiner Schwägerin, die halb Araberin ist und von der Dubliner Polizei verdächtigt wird, für das Verschwinden meines Bruders verantwortlich zu sein, weil sie die Versicherungsprämie kassieren will. Gemeinsam mit mir, versteht sich. Ach, ich habe noch etwas vergessen, wir haben nebenbei auch das Rätsel um die Zahl 666 gelöst!«
Alanna breitete die Arme aus. »Du hast recht«, räumte sie mit derselben Ironie ein. »Lass uns lieber eine Schriftrolle suchen, von der wir nicht einmal wissen, wo sie ist.«
Liam dachte laut nach: »Die erste war in Ephesus, aber wenn Moltenis Vermutungen stimmen, ist sie vernichtet. Die zweite dagegen ist hier in der Gegend. Auf einer Insel, mitten in einem See, erinnerst du dich? Im westlichsten Ausläufer der Diözese von Mediolanum.«
»Lass uns also nach Rom fahren und die Informationen besorgen, die Molteni für dich hinterlegt hat.«
»Aber Mediolanum ist Mailand: Wir sind schon ganz in der Nähe. Und Molteni sagt, dass keine Zeit mehr bleibt.«
»Eine Insel mitten in einem See ist als Beschreibung ein bisschen vage.«
»Wir brauchen uns nur eine Landkarte zu beschaffen und die Seen westlich von Mailand abzusuchen. Ich glaube nicht, dass es da von Inseln wimmelt.«
»Und wo bekommen wir eine Landkarte her?«
»Warte einen Moment.«
Liam stand auf und ging zu einem jungen Mann, der über einen Laptop gebeugt war. Alanna sah, wie er den Studenten etwas fragte und wie dieser zur Antwort den Kopf schüttelte. Dann zog Liam die Brieftasche heraus und gab ihm einen Fünfzig-Euro-Schein. Einige Sekunden später saß er wieder neben ihr, den Computer vor sich. »Das ganze Gebäude hat Wireless-Verbindung, wir sind schon im Netz.«
»Suchen wir eine Karte von Italien«, sagte sie aufgeregt.
Liam gab die Suchkriterien ein, und etwa zehn Minuten lang suchten sie das Gebiet westlich von Mailand ab. Große und kleine zusammengerechnet, gab es etwa ein Dutzend Seen.
»Verdammt, in der Ecke gibt es jede Menge!«, wetterte er.
»Dann lass uns nach Inseln suchen«, schlug Alanna vor.
Liam engte die Suchkriterien ein und fand eine Inselgruppe am äußersten westlichen Rand der Lombardei, im Lago Maggiore, etwa hundertfünfzig Kilometer von Turin entfernt. Er schrieb in Alannas Notizbuch die Liste der Namen:
– Borromäische Inseln (Isola Superiore oder Isola dei Pescatori, Isola Bella, Isola Madre und Isola di San Giovanni)
– Brissago-Inseln (San Pancrazio oder Grande Isola und Isola di Sant’Apollinare oder Isolino)
– Castelli di Cannero
Er gab ihr den Füller zurück und schaute sie entmutigt an. »Verdammt, das sind neun …«
»Hast du immer noch den USB-Stick mit Ossius’ Protokoll?«, fragte sie.
»Klar«, nickte er, ohne zu verstehen.
»Öffne mal die Datei. Ich will sie noch einmal genau lesen.«
Liam zog das Jackett aus und tastete nach dem Stick im Innenfutter. Nachdem er ihn endlich gefunden hatte, steckte er ihn in den Rechner. Er öffnete das Protokoll des Bischofs Ossius und gab als Suchwort »Mediolanum« ein.
Er las:
»Bischof Maternus von Mediolanum berichtete mir, in einem herzlichen Zwiegespräch während der Synode in der heiligen Kirche der Stadt Rom, von einem See, der am äußersten Zipfel seiner Diözese liegt, eingekeilt zwischen kargen, schroffen Felsen. In der Mitte dieses Sees befindet sich eine kleine Insel, die von jedermann gemieden wird, weil sie laut örtlicher Überlieferung verseucht sei von Schlangen und Drachen.«
Liam klickte auf die Menüleiste, um wieder die Karte aufzurufen.
»Die einzige Insel in zentraler Lage ist die Isola Madre«, bemerkte Alanna sofort.
Liam gab sie als Suchwort ein. Das Ergebnis lautete: »Die Isola Madre ist die größte der vier Borromäischen Inseln. Sie gleicht einem riesigen botanischen Garten von besinnlicher, magischer Atmosphäre. Gustave Flaubert beschrieb sie als den sinnlichsten Ort, den er in seinem ganzen Leben gesehen habe. Aus historischen Quellen geht hervor, dass dort Mitte des neunten Jahrhunderts eine Kirche mit quadratischem Grundriss stand, manche meinen, auf den Fundamenten eines noch älteren Baus
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