Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
er.
»Tut mir leid, in fünf Minuten muss er zurück in die Basis.« »Ach, fick dich doch ins Knie!«, brach es aus Santovito heraus, der das Funkgerät in die Halterung knallte.
Wie abgesprochen, waren sie am Autobahnkreuz Richtung Norden auf die A 26 gefahren, während der andere Wagen in die Gegenrichtung unterwegs war.
Sie rasten mit heulender Sirene an den seltenen LKW und den noch selteneren PKW vorbei, die Richtung Schweiz unterwegs waren.
»Haben wir sie verloren?«, fragte Goonan Heaney.
Der andere schaute ihn an, als suchte er nach einer diplomatischen Erklärung. »Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, setzte er ihm auseinander, »entweder sind sie vor uns, oder sie sind Richtung Süden gefahren, und dann haben sie unseren anderen Wagen an den Fersen. So oder so: Wir kriegen sie.«
»Und der Hubschrauber?«
Heaney zuckte mit den Achseln: »Wir brauchen keinen Hubschrauber.«
Goonan zog eine skeptische Grimasse und schaute dann aus dem Seitenfenster. Das Licht unter den sich bedrohlich auftürmenden Wolken bekam einen immer düsteren Violettstich. Das Grün um sie her nahm einen dunkleren Grauton an und verschwamm fast mit der Fahrbahnoberfläche.
Aus dem Funk kam wieder ein krächzendes Signal, und Santovito schnappte sich das Gerät.
»Santovito? Hier spricht Novara. Der Hubschrauber kehrt zur Basis zurück.«
»Ja, herzlichen Dank auch. Das wusste ich schon«, antwortete der Commissario rüpelhaft.
»Bevor er abgedreht ist, hat er einen Lieferwagen ausgemacht, der zur Beschreibung des verdächtigen Fahrzeugs passt.«
»Wo?«
»Auf der Staatsstraße 229. Er war gerade in Richtung Orta abgebogen.«
»Spitzenarbeit, Jungs. Zieht dort alle verfügbaren Streifenwagen zusammen.«
»Okay. Roger und Ende.«
Goonan schaute Heaney fragend an. Es genügten wenige Worte, um ihm die Situation zu schildern.
In diesem Moment geriet der Wagen in einen Wolkenbruch.
90
Ort: Klausurkloster der Benediktinerinnen Mater Ecclesiae
Weltzeit: Montag, 29. Juni, 12.43 Uhr (GMT)
Ortszeit: 14.43 Uhr
Liam fragte sich panisch, ob sie auch Alanna erwischt hatten. Aber es konnte kaum anders sein.
Mit Gesicht und Händen an der Wand, den MP-Lauf in den Rippen, war er plötzlich ganz ruhig und geistesgegenwärtig: Es gelang ihm, blitzschnell die letzten Ereignisse zu überschauen und die verschiedenen Perspektiven abzuschätzen. Er hatte gerade Mutter Valeria gesagt, er müsse befürchten, dass man ihn bis zum Kloster verfolgt habe, als sie die Maschinengewehrsalve hörten. Sie hatte ihm befohlen, ihr augenblicklich zu folgen und sich nach ihren Anweisungen zu richten: nach Moltenis Tod habe sie an alle Eventualitäten gedacht. Liam hatte sich aufmerksam angehört, was sie ihm mit einer Art heiliger Autorität aufgetragen hatte. Nach einigem Protest hatte er schließlich nachgegeben und ihren selbstmörderischen Plan akzeptiert: Sie wollte sich selbst und die Schriftrolle opfern, um ihn und die Prophezeiung zu retten.
Mutter Valeria war jedoch nicht die Zeit geblieben, ihm die Einzelheiten zu erklären. Bandars Kommando hatte mit gezückten Waffen das Zimmer gestürmt.
Der Plan der Äbtissin war Liam ein Rätsel. Wie konnten sie die Prophezeiung retten, wenn sie die letzte Schriftrolle opferten? Hatte Mutter Valeria vielleicht eine dritte Kopieangefertigt? Aber warum hatte sie ihm nichts davon gesagt? Stattdessen hatte sie ihm, kaum waren sie allein gewesen, das Datum des Weltendes genannt. Ohne jeden Kommentar. Nur ein Datum. Was Andrea Molteni nicht hatte zu Ende führen können, war jetzt definitiv vollendet. Das Nachfolgeprotokoll war erfüllt.
Dann hatte er der Nonne versprechen müssen, dass er später noch einmal ins Kloster kommen würde. »Wenn es vorbei ist«, hatte sie heiter und gelassen gesagt, als ob sie von allem, nur nicht von ihrem Tod spräche. »Um Trost bei der Schwester zu finden, die meine Nachfolge antreten wird.« Liam hatte ihr das geschworen, natürlich für den Fall, dass er davonkommen würde.
Er hatte versucht, in sie zu dringen: »Mutter, es wird doch wohl auch eine Prozedur für Notfälle geben, um die Rolle zu retten!«
»Die Maschine lässt sich nicht überlisten, Meister«, hatte sie kategorisch geantwortet.
»Aber wie ist das möglich?«
Genau in diesem Moment hatten sie die Tür eingetreten. Also war die Frage unbeantwortet geblieben. Aber wie sollte dieser uralte Mechanismus denn funktionieren?, fragte Liam sich. Was war das für eine Maschine, die siebzehn
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