Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
Vom Netzwerk:
fort:
     
»Durch Ihn
ist alles geschaffen …«
     
    Der Gang hatte sich nach und nach immer mehr verjüngt, bis er schließlich zu einer Art Stollen geworden war. Am Ende bestanden die Wände nur noch aus Erdreich und nacktem Gestein, und das Gewölbe schwitzte Feuchtigkeit aus. Sie waren wohl unter das Niveau des Sees vorgedrungen, überlegte Liam. Offensichtlich gingen sie durch die Katakomben der Basilika, die noch Jahrhunderte älter war als das Kloster, das darüber errichtet worden war.
     
»… Für uns Menschen und zu unserem Heil
ist Er vom Himmel gekommen,
das Pulver des heiligen Feuers
ist noch nicht gänzlich auf den Grund gesunken,
und der Keil, der die Sanduhr hält,
steckt noch im runden Gefäß,
hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist
von der Jungfrau Maria.«
     
    Wieder schwieg die Äbtissin und wartete.
    Liam dachte schnell nach: Das heilige Feuer, auch das wurde in Ossius’ Protokoll beschrieben. Folglich zählt die Sanduhr die Tage des Jahres, aber sie ist nicht mit Sand, sondern mit dem tödlichen Pulver des Griechischen Feuers gefüllt, der geheimnisvollen explosiven Mixtur, die die Byzantiner in Seeschlachten verwendeten. Das Pulver »ist noch nicht gänzlich auf den Grund gesunken«, klar, weil die Sonnenwende noch nicht da war: Es war noch viel davon im oberen Glas der Sanduhr. Und in das Glas war ein Keil geschoben, der die Rotation blockierte. Folglich wurde dieser Keil erst herausgezogen, wenn das gesamte Pulver ins untere Gefäß gerieselt war, das hieß, nach genau einem Jahr, zur nächsten Wintersonnenwende. Aber von diesem Tag abgesehen, war die Sanduhr blockiert, konnte nicht gedreht werden. Deshalb hatte Mutter Valeria also gesagt, dass man die Maschine nicht überlisten könne. Sie wurde durch einen Mechanismus geschützt, der so zerbrechlich war wie Glas.
    Sie hatten fast das Ende des Tunnels erreicht. Liam gab, wie vorher, das Signalwort zurück: »Amen.«
    Mutter Valeria fuhr fort:
     
»Und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
außerhalb des genauen Datums
zerbricht der Keil die Verengung,
und Ampulle fällt in Ampulle
und zwischen den beiden Gläsern der Regen,
ist am dritten Tage auferstanden
wie verheißen in der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters,
das Wasser fällt ins heilige Feuer
und der Dampf bricht wild hervor,
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten.«
     
    Das war die endgültige Bestätigung: Die Sanduhr konnte nicht frei rotieren. Wenn man sie jetzt, zum falschen Zeitpunkt, gewaltsam drehte, dann zerbrach der Keil die Glaswand der Sanduhr, die zweischichtig war und Wasser enthielt … Und sobald das Wasser freigesetzt wurde, kam es in Kontakt mit dem explosiven Pulver, welches sich daraufhin entzündete: Genau wie es die Byzantiner machten, um die feindlichen Schiffe in Brand zu setzen.
    »Amen«, respondierte Liam zur Bestätigung, mit bebender Stimme.
    »Halt!«, befahl Bandar. Sie waren am Ende des Tunnels angelangt, der von einem großen liturgischen Wandteppich verschlossen zu sein schien. Aus dem letzten Lichtschacht in der Decke, etwa zehn Meter hinter ihnen, fiel ein schwacher Schein, aber dieser genügte, um Konstantins Monogramm sichtbar zu machen, das mit Goldfäden in den purpurroten Wandteppich gestickt war.
    Mutter Valeria schob langsam den Stoff zur Seite. Dahinter erschien eine Eisentür, verankert im Fels.
    »Aufmachen«, befahl Bandar.
    Mutter Valeria holte einen alten Schlüssel aus getriebenem Metall aus ihrer Tunika, schob ihn in das vom Rost zerfresseneSchloss und öffnete es. Hinter der Tür herrschte totale Finsternis.
    Bandar holte eine elektrische Taschenlampe aus der Jacke und schaltete sie an. Dann gab er einen Befehl. Ein anderer aus der Truppe holte eine zweite Taschenlampe hervor, und ein weiterer Lichtstrahl sprang über die salpeterverkrusteten Felswände.
    »Du, vorgehen!«, schrie Bandar Mutter Valeria an und leuchtete vor ihr auf den Boden. Eine steile Steintreppe schien in die Eingeweide der Erde hinabzuführen, in einem niedrigen, engen Tunnel, den jeweils höchstens eine Person passieren konnte.
    Mutter Valeria ging mit unsicherem, wackeligem Schritt voraus. Ihr folgten Bandar – in der Linken die Taschenlampe, in der Rechten die Pistole –, dann Liam, während ihm einer der Araber seine Pistole auf Herzhöhe ins linke Schulterblatt bohrte. Schließlich kam Alanna,

Weitere Kostenlose Bücher