Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
heißt?«
Der Prinz hielt inne. Es war Zeit, wieder vernünftig zu reden, die ungehörige Aggressivität zu zügeln. Hussayn war wie vom Donner gerührt.
Amir Khan setzte sich wieder hin und schloss die Augen. Auch Scheich Mohammed setzte sich. Er war von dem Streit sichtlich mitgenommen. Sie schwiegen mindestens eine Minutelang, dann ergriff der Prinz wieder das Wort, mit ruhiger Stimme.
»Wir stehen heute vor einer großen Gelegenheit, Euer Hoheit. Wenn die Völker der Welt ein Gebirgszug wären, dann könnten wir sie in eine Hochebene verwandeln, die Unterschiede nivellieren. Wir sind stärker als sie, aber sie sind uns in der Entwicklung voraus. Wenn dieser Vorsprung allerdings annulliert werden könnte, dann wären wir die Sieger. Es ist wie bei diesem Autorennen, das wir gemeinsam in Bahrain sahen: der Formel 1. Wenn das Rennen im rechten Augenblick wegen eines schweren Unfalls unterbrochen wird, dann sind die Abstände getilgt, und wer Letzter war, kann um den Sieg mitkämpfen. Auf dieselbe Art würde heute eine große globale Katastrophe uns in die Hände spielen.«
Scheich Mohammed schwieg und begnügte sich damit, den Prinzen zu beobachten. Hussayn kam es wie eine Ewigkeit vor. Dann stand der Scheich auf und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
Der Matrose, der sie empfangen hatte, bat die Gäste kurz darauf, sich zu verabschieden. Er erklärte, seine Hoheit fühle sich sehr erschöpft.
Die beiden standen auf und folgten dem Mann bis auf den Kai. Der Chauffeur der Limousine öffnete die Tür, und die Leibwächter stiegen in die weißen Geländewagen. Wenige Minuten später war der Konvoi wieder in den Stadtverkehr eingetaucht und Richtung Abu Dhabi unterwegs.
Hussayn saß schweigend dem Prinzen gegenüber, der, versunken in dem komfortablen Ledersitz, unentwegt sein Kinn bearbeitete.
»Sie sind alle gegen mich«, sagte Amir Khan schließlich. »Ich werde aber trotzdem weitermachen.«
»Sie wissen von Patagonien«, war Hussayns einzige Bemerkung.
»Aber von dem Projekt können sie nichts wissen«, erwiderte der Prinz sofort. »Das können sie sich noch nicht einmal vorstellen.«
Hussayn schaltete das Handy an. Er wartete einige Sekunden und gab den PIN-Code ein. Dann kontrollierte er die entgangenen Anrufe im Menü.
»Bandar hat angerufen«, sagte er.
»Ruf ihn auf der verschlüsselten Leitung zurück und leg ihn auf die Freisprechanlage«, ordnete der Prinz an.
Hussayn gehorchte.
»Der Friede sei mit Euch«, sagte einige Sekunden später eine Stimme aus den Lautsprechern der Fahrgastzelle.
»Mit Euch sei der Friede«, antworteten die beiden Männer.
»Ich bin hier beim Prinzen«, sagte Hussayn sofort. »Warum habt Ihr angerufen?«
»Wir haben hier in Dublin ein Problem gehabt.«
Amir Khan runzelte die Brauen. »Was für ein Problem, Bandar?«
»Der Verräter, der Mann, den wir entführt haben.«
»Habt ihr ihn verhört?«, wollte der Prinz sofort wissen.
»Nur kurz, Hoheit.«
»Nur kurz?«
»Genau da liegt das Problem: Wir hatten keine Zeit, Hoheit. Ein Mann hat uns beobachtet, während wir ihn zum Versteck brachten.«
»Wie ist das möglich?«, fragte der Prinz aufgebracht.
»Er hat uns von oben gesehen, er flog mit einem Drachen.«
»Habt ihr ihn eliminiert?«
»Wir haben ihn abgeschossen, er ist jedoch verschwunden.« »Und der Mathematiker?«
»Wir halten ihn in Dublin gefangen. Aber das Versteck ist nicht mehr sicher.«
Der Prinz machte wieder eine Pause.
»Organisiere sofort die Überführung per Flugzeug, Bandar. Ich will, dass zwei deiner Männer den Gefangenen begleiten. Ich will, dass sie ihn gründlich verhören und alles herausbringen, was er entdeckt hat. Ich will, dass du das Haus des Mannes überprüfst, ob er Spuren von dem hinterlassen hat, was er womöglich weiß, ob er Verwandte, Freunde hat, ob andere Leute irgendwie über das Projekt unterrichtet sein könnten.«
»Wird erledigt, Hoheit.«
»Dein Leben hängt davon ab, Bandar.«
»Es wird keine Fehler geben, Hoheit.«
»Der Friede sei mit Euch.«
»Mit Euch sei der Friede.«
Hussayn beendete die Verbindung.
»Ruf bei ZeroOne Code in Dublin an«, befahl der Prinz. »Ich will sofort mit dem Direktor sprechen.«
13
Ort: Rom
Weltzeit: Mittwoch, 24. Juni, 7.06 Uhr (GMT)
Ortszeit: 9.06 Uhr
Die Wände im Wartesaal des Kommissariats waren von einem verwaschenen Grün, das in dem grellen, durch ein kleines Fenster schräg einfallenden Morgenlicht ganz zu verblassen schien. Liam Brines
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