Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Stock zwischen seinen Fingern. Sein Atem ging schwer. Der Prinz folgte dem Beispiel seines Gastgebers und stellte die Tasse auf den Tisch.
»Die Welt hat sich rasend schnell verändert, Amir«, sagte schließlich der Scheich. »Und für uns wird es immer schwieriger, einem Fortschritt zu begegnen, der nicht der unsrige ist.«
Der Prinz hörte, in den Sessel gelehnt, schweigend zu.
»Ich habe Euch eingeladen, um Eure Stimme zu hören«, fuhr der Scheich fort, »um Euch über meine Sorgen ins Bild zu setzen betreffs gewisser Initiativen, die uns alle überrascht haben.«
Amir Khan beugte sich zu dem Scheich vor. »Was ist es, das Euch Sorge bereitet?«
»Ihr.«
Dieser Bemerkung folgte eisiges Schweigen. Hussayn stellte verlegen seine Tasse ab. Jetzt wäre er lieber woanders gewesen.
»Bezieht Euer Hoheit sich auf die Aussagen Dritter oder auf Ihre eigene Meinung?«, fragte der Prinz.
»Amir«, sagte der Alte, während er über die Krümmung des Stockes strich, »unser Land ist ein Halbwüchsiger von nicht einmal vierzig Jahren. Und doch hat es das höchste Einkommen in der Geschichte dieses Landstrichs. Ein Einkommen zudem, dessen unser Volk sich ohne kriegerische Auseinandersetzungen erfreuen darf.«
Der Prinz schien sich zu entspannen. Er nahm wieder seinen Tee und trank in aller Ruhe ein paar Schlucke.
»Amir«, fuhr der Scheich fort, »unser Gleichgewicht ist eineFeder, deren Flug ganz davon abhängt, woher gerade der Wind weht. Und wir verstehen nicht mehr, in welche Richtung Ihr blast …«
»Redet Ihr von der interreligiösen Konferenz?«, unterbrach der Prinz ihn, ohne auf die Etikette zu achten.
Der Scheich seufzte. »Dies scheint mir nur der Qualm zu sein. Ich suche nach der glimmenden Glut. Und man sagte mir, sie liege in Patagonien.«
Der Prinz fixierte ihn, als wolle er durch die dunklen Gläser dringen: »Euer Hoheit«, sagte er, »Ihr kennt mich gut. Ich würde niemals etwas unternehmen, was der arabischen Nation schaden könnte.«
»Genau das quält uns, Amir. Welches ist diese Nation, von der Ihr sprecht?«
Der Prinz war einen Moment sprachlos, dann redete er ruhig weiter, die Hände auf der Brust verschränkt wie beim Gebet. »Euer Hoheit, ich bin gläubiger Muslim. Keiner der sieben Emire, Euch eingeschlossen, ist den Gesetzen ergebener als ich.«
Der Scheich wollte ihn unterbrechen, aber Amir Khan stoppte ihn mit einer entschlossenen Handbewegung. »Ihr behauptet, Ihr glaubt an den Islam, aber Ihr lebt nach westlicher Art …«
Der Scheich erhob zuerst den Stock und dann die Stimme: »Wir leben frei von dem Wahnsinn, der unsere Nachbarn tötet. Wir leben nach westlicher Art, aber wir haben uns nicht so weit erniedrigt, den Titel eines Prinzen von einem herabgekommenen Europäer zu kaufen, wie Ihr es getan habt. Wir spielen kein doppeltes Spiel, wir verkaufen keine Waffen an die Feinde des Westens, wir unterstützen keine Fundamentalisten. Wir machen Geschäfte, ohne in den Teller zu spucken, aus dem wir essen: Wir respektieren die westliche Welt ohne den Anspruch, sie zu unserem Glauben zu bekehren. Wenn Ihr,Amir, einer der reichsten Männer des Landes geworden seid, dann habt Ihr das Euren Studien im Westen zu verdanken und den Leuten aus dem Westen, die Ihr, fern unserer Hemisphäre, ständig umgarnt …«
Amir Khan sprang erbost auf: »Ihr, Ihr habt ein Land ohne Antlitz errichtet, ohne ein Volk, das es als sein eigenes erkennen würde, ohne ein Volk, das es liebt. Ein Land ohne Identität, ohne Herz, aus Ungläubigen, aus Thais, Indern, Philippinern … Ihr lebt immer noch wie Beduinen, irrt hinter Euren Wanderfalken her, seid stolz auf Eure Schiebereien. Ohne zu verstehen, dass der Westen nur wegen unseres Öls hier ist, dass der Handel nur ein Almosen für uns ist und dass Ihr, wenn das Öl versiegt, wieder Kamele züchten werdet, so wie unsere Väter es taten …«
Auch der Scheich erhob sich, auf seinen Stock gestützt. Er zeigte mit dem Finger auf den anderen: »Dies ist ein Land, das sich weit über das Öl hinaus entwickelt. Seht Ihr nicht die Kräne? Die Hotels? Den Tourismus? Die Banken? Die Kraftwerke? Die Handelshäfen? Die Entsalzungsanlagen?«
»Ich sehe Einkaufszentren, künstliche Inseln, Skipisten in der Halle, ich sehe Geld, das in alle Richtungen investiert wird, außer in die richtige.«
»Ihr seid in den Vereinigten Staaten erzogen worden, Ihr wisst genau, wie das funktioniert.«
»Genau deshalb: Ich weiß, was das Herz des Westens ausmacht.«
»Und das
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