Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
E-Mail-Adresse.«
Goonan diktierte sie, dann fühlte er sich genötigt, die Frau zu trösten: »Seien Sie unbesorgt, ich versichere Ihnen, dass wir alles tun werden, um ihn zu finden, Ihren Exmann, Herrn …«
»Brine«, antwortete Alanna, »David Brine.«
11
Ort: Rom
Weltzeit: Dienstag, 23. Juni, 10.13 Uhr (GMT)
Ortszeit: 12.13 Uhr
Liam schrie noch immer. Ein Mädchen, wenige Meter entfernt, schluchzte unter Schock, ein anderes stützte es, als müsste es jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. Ein Mann mit Jackett und Krawatte brüllte die Adresse des Hotels in sein Handy. Er schrie, sie sollten sich beeilen, und starrte dabei auf Moltenis Körper. An den Fenstern tauchten bestürzte Gesichter auf, aber die Neugier war stärker als der Schrecken.
Liam hatte sich neben den Freund gekniet, zitternd vor Entsetzen.
Moltenis Körper war entstellt, der rechte Arm und das Bein in einen unnatürlichen Winkel verdreht. Am linken Fuß fehlte der Schuh. Liam wusste nicht, was er tun sollte. Er erinnerte sich, gelesen zu haben, dass man in solchen Fällen den Körper nicht bewegen sollte, um irreparable Schäden an der Wirbelsäule zu verhüten. Allerdings durfte das noch das geringste Übel sein.
Während der Professor versuchte, ein Wort zu artikulieren, rann ihm ein dunkler Blutfaden aus dem Mund. Molteni hob mit Mühe die linke Hand an den Ring, den er am Hals trug, als wollte er ihn abnehmen. Liam öffnete das Kettchen, um Molteni das Atmen zu erleichtern, aber der Professor hielt seine Hand fest und presste sie um den Ring.
»Buch …«, war das Einzige, was er flüstern konnte.
Liam drückte seine Hand noch fester und beugte sich über ihn. Er weinte. »Halte durch, Andrea.«
Um sie herum hatte sich eine Traube von Passanten gebildet: ein Dickicht aus Sandalen, zwei Paar schwarzen Church’s, hochhackigen Schuhen, Sneakers und Slippern.
Einen Moment später verließen Molteni die Kräfte, und seine Hand glitt auf den Asphalt. Zwei Männer lösten sich schnell aus der Menge: Die Vorstellung war zu Ende.
Liam richtete sich auf und steckte den Ring heimlich in die Tasche.
12
Ort: Dubai
Weltzeit: Dienstag, 23. Juni, 10.51 Uhr (GMT)
Ortszeit: 14.51 Uhr
Ein heftiger Wind fegte über den Creek und kräuselte das Wasser im Kanal. Eine weiße Limousine überquerte, eskortiert von zwei Mercedes-SUVs derselben Farbe, die Garhoud Bridge, die Bur Dubai mit Deira, dem Hotelviertel, verband. Nach dem Anblick der eintönigen Landschaft konnten die Augen sich auf dem Wasserarm endlich ein wenig entspannen, ehe sie sich in der Skyline aus Wolkenkratzern und Kränen verloren. Die drei Wagen, die aus Abu Dhabi aufgebrochen waren, hatten die Sheikh-Zayed-Road hinter sich gelassen und schoben sich nun schon seit über einer Stunde durch den chaotischen Stadtverkehr. Am Ende der Brücke bogen sie nach links ab, in die Al-Garhoud-Road, und passierten den prunkvollen Eingang des Dubai Creek Golf & Yacht Clubs, einer Anlage mit Achtzehn-Loch-Parcours, die zu den besten der Welt gehörte und zu deren Attraktionen ein Hotel mit über zweihundert Zimmern, zweiundneunzig Chalets, sechs Nobelrestaurants, zwei Clubhäuser in futuristischem Design und einhunderteinundzwanzig Liegeplätze für Yachten bis einhundertdreißig Fuß zählten. Die drei Autos hielten am Kai der Anlage.
Aus den zwei SUVs sprangen sechs Männer, die sich schützend um die Limousine gruppierten. Sie trugen eleganteAnzüge, aber an ihren Bewegungen erkannte man die Bodyguards.
Auf der Brücke der Yacht vor ihnen, einer Azimut von hundertsechzehn Fuß Länge, erschien, hinter zwei Matrosen in Uniform, der betagte Scheich Mohammed. Er stützte sich auf seinen Stock und lächelte, während er die Szenerie beobachtete. Obwohl der Prinz viele Feinde hatte, war Dubai einer der sichersten Orte der Welt, und diese ganze Choreographie war reine Wichtigtuerei.
Der Chauffeur der Limousine sprang heraus, um den hinteren Wagenschlag zu öffnen. Zuerst stieg ein junger Araber mit einem ledernen Aktenkoffer aus. Der Mann wurde von einer so plötzlichen und heftigen Windbö überrascht, dass es ihm fast die
kufiya
vom Kopf geblasen hätte. Erst nach einiger Zeit stieg auch der zweite Passagier aus, ein Mann um die fünfzig mit akkurat gestutztem Schnurrbart und durchdringendem Blick aus grünen Augen. Er trug den
thawb
, das traditionelle, bis zu den Knöcheln reichende weiße Baumwollhemd, und auf dem Kopf eine Kufiya derselben Farbe, die von einer doppelten
Weitere Kostenlose Bücher