Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
glücklich, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Mir ist bekannt, welchen Einfluss Sie in vielen Bereichen haben. Und ich schätze Ihr Engagement für die Wiederannäherung zwischen Christentum und Islam.«
Kerr nickte stumm.
»Allerdings ist mir nicht klar«, stichelte der Prinz, »wie ich Ihre Rolle bei der Formulierung der Europäischen Konstitution verstehen soll. Man hat mir berichtet, dass Ihre Haltung in diesem Zusammenhang fest im christlichen Bollwerk verankert war.«
Hussayns Augen wanderten vom Prinzen zu dessen Gast, der ein Lächeln aufsetzte.
»Das stimmt«, bestätigte Kerr. »Einige Staaten stellten sich gegen einen Verweis auf die christlichen Wurzeln im Text der entstehenden Verfassung. Ich war derjenige, der eine Lösung vorschlug, um aus der Sackgasse zu kommen, indem man diesen Verweis von der Verfassung auf die Flagge verlagerte. Die zwölf Sterne auf dem hellblauen Feld symbolisieren die JungfrauMaria, wie sie im zwölften Kapitel der Apokalypse beschrieben wird: ›eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.‹« Er machte eine Pause und redete dann weiter, indem er den Prinzen unverwandt ansah: »Sehen Sie, Euer Hoheit, damit das Christentum dem Islam entgegenkommen kann, ist zuerst einmal notwendig, dass das Christentum wieder zu sich selbst kommt.«
Ohne den Blick von seinem Gegenüber zu lassen, trank Amir Khan einen Schluck Tee, dann stellte er die Tasse auf den Tisch, exakt gegenüber der von Kerr. Hussayn kam dies wie ein Zug auf dem Schachbrett vor.
»Mr. Kerr«, sagte der Prinz, »ich habe den Eindruck, dass Sie sich, verzeihen Sie den Ausdruck, ambivalent verhalten. Und dass Sie sich in jedem Fall sozusagen auf dem gegnerischen Feld befinden.«
»Hoheit«, erwiderte Kerr, kein bisschen irritiert, »ich hoffe, es handelt sich nicht um dieselbe Ambivalenz, die man Euch nachsagt: die eines Mannes von absolut integrem islamischen Glauben, der bestimmten Extremisten sehr nahesteht, welche von einer großen panarabischen Nation träumen. Der sich aber in den Medien aller Welt als der Mentor des interreligiösen Dialogs geriert.«
Auf diese Worte folgten einige Sekunden Schweigen. Hussayn schaute auf die Uhr und stellte fest, dass die anfänglich vom Prinzen gewährten fünfzehn Minuten um waren. Er wollte sich zu ihm vorbeugen, wurde jedoch durch eine entschiedene Geste Amir Khans gestoppt.
»Verraten Sie mir also, Mr. Kerr«, forderte der Prinz diesen auf, »den Grund, warum wir hier nebeneinander sitzen?«
Kerr blieb einen Moment in Gedanken versunken. Dann sprach er entschlossen weiter: »Der Grund ist, Hoheit, dass wir auf demselben Feld stehen, so wie Hassasi und Templer.Und wir kämpfen beide gegen denselben Feind: die Moderne mit ihrer Verabsolutierung der Ratio, zum Schaden des Glaubens, mit ihrer Technologiebesessenheit, zum Schaden des Geistes. Unseren Kirchen gehen die Gläubigen aus und die Priester, die sie leiten könnten, und das wird bald auch in Euren Moscheen passieren, es ist nur eine Frage der Zeit. Kurz: Glauben und Theokratie gegen Markt und Technokratie, das ist unser gemeinsamer Kampf.«
Hussayn zuckte unmerklich zusammen. Der Prinz dagegen nickte Kerr zu, als wolle er dessen Worte abwägen. Schließlich fragte er, in ruhigem Ton: »Haben Sie nur deshalb um eine Unterredung gebeten, weil Sie mit mir philosophieren wollten?«
»Nein. In Wirklichkeit wollte ich mit Euch über ein Buch reden.«
»Ein Buch?«, fragte Amir Khan überrascht.
»Eine Prophezeiung, Euer Hoheit«, sagte Kerr bedeutungsvoll und betonte dabei jede Silbe, »die von einem christlichen Kirchenvater im ersten Jahrhundert nach Jesu Geburt geschrieben wurde.«
»Ich verstehe nicht, wieso mich das interessieren sollte«, unterbrach ihn der Prinz.
Kerr redete weiter, als ob nichts wäre: »Niemand kennt diesen altertümlichen Text, Euer Hoheit, es gibt nur zwei geheime Exemplare davon. Und eines davon ist kürzlich vernichtet worden. Ich glaube aus gutem Grund, dass es für Euch von höchstem Interesse ist, Euch, sagen wir, die Kontrolle über das andere zu sichern.«
»Ich muss gestehen, dass ich Ihnen nicht folgen kann, Mr. Kerr«, unterbrach der Prinz ihn erneut, ohne einen Anflug von Ungeduld zu verbergen.
»Dieses Buch prophezeit Euren Plan, Hoheit«, setzte Kerr nach.
»Es würde also helfen, die neue Doktrin der universalen Brüderlichkeit zu verbreiten?«
Kerr stand auf. In seinen Augen funkelte
Weitere Kostenlose Bücher