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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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Ehebett: Er ölte eine Glock mit Schalldämpfer, die er in ihre Einzelteile zerlegt und vor sich auf einem Tuch ausgebreitet hatte. In einer Ecke des Raumes waren, auf einem Schreibtisch, einige elektronische Geräte übereinandergestapelt, die Verstärkern ähnelten und an einen Laptop angeschlossen waren. Der kleine Faris trug winzige Kopfhörer und tippte auf der Tastatur herum.
    Als Bandars riesige Gestalt im Raum erschien, sprang Jaabir auf die Füße. Faris drehte sich zu seinem Chef um.
    Bandar stellte sich vor das Bett und starrte Jaabir an. »Räumdiese Kartons an der Treppe weg«, ordnete er in grobem Ton an. Jaabir deutete eine Verbeugung an und verließ wortlos den Raum. Bandar blickte ihm nach, trat dann auf Faris zu und setzte sich neben ihn.
    »Was machen sie?«, fragte er.
    »Es hat keine weiteren Telefonate gegeben, Chef. Weder haben sie nach draußen telefoniert, noch sind sie angerufen worden«, antwortete Faris.
    »Auf keinem der beiden Handys?«
    »Nichts.«
    Bandar dachte einen Moment nach. »Haben wir immer noch ihre Position?«
    Faris öffnete mit einem Mausklick ein neues Fenster auf dem Computermonitor. Es erschien ein Stadtplan. Das Programm fing an, einen immer kleineren Ausschnitt der Karte einzugrenzen. Nach ein paar Minuten zeichnete das Signal sich deutlich an einem bestimmten Punkt im Stadtzentrum ab: in der Gegend des Trinity College.
    »Sie sind noch im Hotel«, bemerkte Faris.
    »Wir müssen verhindern, dass sie noch einmal zur Polizei gehen«, überlegte Bandar.
    Er stand auf und betrachtete Jaabir, der inzwischen wieder hereingekommen war und den Lauf der Pistole montierte.
    »Wir treten heute Abend in Aktion.«

27
     
    Ort: Dublin
    Weltzeit: Donnerstag, 25. Juni, 17.21 (GMT)
    Ortszeit: 18.21 Uhr
     
    Liam hatte lange überlegt, wie viel er Alanna von Molteni und den jüngsten tragischen Ereignissen in Rom erzählen sollte. Auch wenn er die Geschichte des Meisters und seiner Bruderschaft immer noch kaum glauben konnte, so meinte er doch, dass er dieses Geheimnis sorgfältig hüten sollte und dass es womöglich sogar eine Gefahr darstellte für jeden, der davon wusste. Außerdem wollte er Alanna nicht noch mehr ängstigen. Als er allerdings, in einem Sessel in ihrem Zimmer sitzend, in der Hand ein Fläschchen Jameson aus der Minibar, zu reden anfing, konnte er sich nicht zügeln, gerade so, als könnte eine lückenlose Rekonstruktion der Ereignisse ihm helfen, die vielen dunklen Winkel dieser Affäre auszuleuchten. Er fühlte sich auch allmählich erdrückt von der Last dieser Geschehnisse und wollte sich, indem er sich jemandem mitteilte, irgendwie Erleichterung verschaffen.
    Er erzählte detailgenau, wie ein Wasserfall, angefangen bei seinen Erinnerungen an die Unizeit mit Molteni bis zum letzten Treffen im Antiquariat und den Ereignissen im Anschluss, ohne eine Kleinigkeit auszulassen: vom Gespräch mit dem italienischen Vizeinspektor und Liams Zweifeln an der Suizidtheorie bis zu dem letzten Wort, das der Freund im Angesicht des Todes ausgesprochen hatte, von Aldobrandis historischenHypothesen, von Voltaire bis Nicäa und schließlich der kuriosen Geschichte mit dem Medium.
    Alanna hörte ihm fast zwei Stunden lang zu, schweigend, ohne ihn jemals zu unterbrechen, nur hin und wieder ihre Sitzposition ändernd. Mal saß sie im Schneidersitz auf dem Bett, dann wieder legte sie sich auf die Seite. Liam war von ihrer Aufmerksamkeit so beeindruckt, spürte ihre Anteilnahme, ihre Betroffenheit so stark, dass er etwas völlig Unvorhergesehenes tat: Er zeigte ihr zuerst das kleine Buch und dann den Ring, den er, genau wie Molteni, am Halskettchen trug.
    Alanna betrachtete den Band mit der Neugier einer Sprachwissenschaftlerin. Sie verfügte nur über ein wenig Schulitalienisch, das ihr mühsam von der Zunge ging, aber als Linguistin verstand sie diese Sprache ohne Probleme. Und was das Altgriechische anging, das war eines ihrer Spezialgebiete.
    Ihre Kenntnisse der christlichen Bibeltexte, über die sie als nicht praktizierende Muslimin und Tochter einer protestantischen Mutter verfügte, hatte sie im Laufe des Genesis-Projektes vertieft, und die Apokalypse kannte sie auch deshalb, weil dieser Begriff in fast allen Sprachen in den allgemeinen Wortschatz Eingang gefunden hatte. Während sie das Buch durchblätterte, gab Alanna einige Kommentare ab. Sie wusste, dass das griechische Wort
apokalypse
»Offenbarung«, wörtlich: »das Lüften eines Schleiers«, bedeutete. Und sie wusste

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