Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
es.
»Ich rede nicht von diesen Ammenmärchen für die Medienlandschaft, Hoheit, sondern von Eurem wahren Plan, den Westen ins Mittelalter zurückzubefördern: der Operation ›Leeres Viertel‹.«
»Wer hat Ihnen einen derartigen Unsinn erzählt?«, erregte Amir Khan sich.
»Das Buch«, antwortete Kerr ruhig. Er schwieg und fixierte den Prinzen dabei mit starrem, durchdringendem Blick. Schließlich schloss er: »Wenn Ihr das Thema vertiefen möchtet – ich werde mich noch einige Tage in den Emiraten aufhalten.«
Schließlich überreichte er Hussayn eine Visitenkarte, verbeugte sich leicht vor dem Prinzen und verließ den Raum ohne weitere Höflichkeitsbezeugungen.
Amir Khan blieb lange unbeweglich sitzen und starrte die prachtvolle Mahagonitür an, durch die Kerr verschwunden war.
25
Ort: Dublin
Weltzeit: Donnerstag, 25. Juni, 14.08 Uhr (GMT)
Ortszeit: 15.08 Uhr
»Hat dieser Larry Bohan denn die Fotos von David gesehen, die ich Ihnen geschickt habe?«, fragte Alanna.
Inspector Goonan zündete eine neue Zigarette am Stummel der alten an. Liam, der neben Alanna vor dem Schreibtisch saß, konnte ein gewisses Missfallen nicht verbergen. »Ich erinnerte mich gar nicht daran, dass die irischen Polizeibüros
smoking areas
sind«, sagte er, wobei er versuchte, seinem Vorwurf einen ungezwungenen Ton zu geben.
»Sind sie auch nicht«, sagte Goonan knapp. Dann wandte er sich wieder der Frau zu: »Wie ich Ihnen sagte, Mrs. Hamdis, kenne ich den Zeugen leider seit meiner Kindheit. Wir reden von einem wahren Champion der Drachenfliegerei, aber leider auch von einem waschechten Säufer.« Er nahm einen tiefen Zug und redete dann weiter: »Am Tag seiner ersten Zeugenaussage war er nicht ganz bei sich, aber als ich ihn zur Inaugenscheinnahme der Fotos einbestellte, war er vollkommen nüchtern.«
»Das heißt?«, fragte Alanna besorgt.
»Larry Bohan behauptet, der Mann, der entführt wurde, sei tatsächlich Ihr Exmann.«
Die Frau schlug die Augen nieder, in denen Tränen standen.
»Jetzt hätte ich einige Fragen an Sie, meine Herrschaften«,sagte der Inspector, während er eine Mappe aufschlug, auf deren Deckel mit schwarzem Filzstift zwei Namen geschrieben standen: LARRY BOHAN, durchgestrichen, und ein bisschen weiter unten durch DAVID BRINE ersetzt.
»Wir stehen zu Ihrer Verfügung«, erwiderte Liam ebenso höflich wie kalt.
Goonan fing an, in den Papieren herumzusuchen. »Also … nach unseren Informationen ist Herr David Brine ein ziemlich gefragter Mathematiker, der seit über einem Jahr in gehobener Position bei ZeroOne Code arbeitet, einer Informatikfirma.« Er unterbrach sich und sah Alanna an, als wolle er sie auffordern, weiterzureden. Der Trick funktionierte.
»Ja«, bestätigte sie. »Die Leute von ZeroOne Code haben ihn jahrelang umworben, ehe sie ihn für sich gewinnen konnten. David wurde als Projektleiter der Abteilung eingestellt, die sich mit Biometrie beschäftigt.«
»Das heißt?«, fragte Goonan.
»Biometrie«, wiederholte Alanna. »Von den griechischen Begriffen
biòs
, was Leben bedeutet, und
métron
, das heißt Maß …«
»Das bestätigt mir Ihre linguistische Kompetenz, Frau Hamdis«, unterbrach der Inspector sie, »hilft mir aber nicht weiter.«
»Praktisch ist das die Wissenschaft«, fuhr sie in weniger akademischem Ton fort, »die die Bestimmung der physiologischen Variablen des menschlichen Körpers untersucht. Die biometrischen Daten sind bei jedem Individuum verschieden, aber jeweils messbar.«
»Reden wir zum Beispiel von Fingerabdrücken?«, fragte Goonan.
»Nicht nur«, nickte die Frau, »sondern auch von den Schädelmaßen oder der Ausbildung des Knochengerüstes, der Netzhaut oder der Iris. David beschäftigte sich innerhalb vonZeroOne Code gerade mit elektronischen Interfaces zur Erfassung der Fingerkuppen und der Iris.«
»Verdient man mit derlei Forschung gut?«, fragte der Inspector skeptisch.
»Bei ZeroOne Code schon: Heute ist der wichtigste Anwendungsbereich im Bankensektor, aber David sagte, dass es sich bald auf die Mehrzahl der Systeme ausweiten würde. Kennen Sie diese Geldautomaten, wo sie ohne EC-Karte abheben können, nur mit Ihrem Fingerabdruck oder einem Blick?«
»Ich habe davon gehört«, nickte Goonan. »Und ich möchte keine Aktien von Firmen besitzen, die Magnetstreifenkarten herstellen.«
»Es wird noch einige Jahre dauern, ehe diese Technologie flächendeckend eingesetzt wird«, erklärte Alanna.
»Gut«, schloss Goonan und schlug eine
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