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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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Stille.

22
     
    Ort: Dubai
    Weltzeit: Donnerstag, 25. Juni, 12.44 Uhr (GMT)
    Ortszeit: 16.22 Uhr
     
    »… Ich beziehe mich auf die edlen Hassasi-Drusen und die Mönche des Templerordens: auf dem Schlachtfeld unerbittliche und tapfere Widersacher, aber Brüder in einem einzigen Glauben. Um dieses Glaubens an den einen einzigen Höchsten Vater willen verleugneten in ihren geheimen Zusammenkünften die einen den Halbmond, die anderen das Kreuz: Symbole, die aus Hab- und Machtgier von muslimischen Sultanen und christlichen Prinzen geschwenkt wurden, um Angst, Hunger und Tod zu verbreiten.«
    Der Redner machte eine theatralische Pause und ließ den Blick über die Runde seiner Zuhörer schweifen, als wolle er die Wirkung seiner Worte prüfen. Diese Gesichter glaubten ihm.
    »Aufgrund dieses Glaubens«, fuhr er fort, »wurden die Männer von ihren jeweiligen Herrschern verfolgt und getötet, hier im Orient wie dort im Okzident. Zu stark war das gemeinsame Interesse der Machthaber, unter dem Schutzschild der unterschiedlichen Namen des Allmächtigen auszubeuten und zu töten. Und das ist heute nicht anders als damals: Jahwe, Gott und Allah sind eine willfährige Fahne, die man zur Rechtfertigung feiger Attentate und schmutziger Kriege hochhält. Um Zivilisten und Soldaten abzuschlachten, in denWolkenkratzern von New York wie in den Moscheen Bagdads, auf den Märkten Jerusalems wie an den Ufern des Roten Meeres, in den Londoner Bussen wie in den Gassen Gazas. Aber heute, hier und jetzt, ist die Zeit gekommen. Unsere universale Umarmung begründet eine neue Ära, im Namen einer einzigen Brüderlichkeit, zum Ruhme eines einzigen Höchsten Vaters und zum Heil aller Menschen. Dies muss unsere neue Religion sein, Brüder, dies ist die Botschaft, die jeder von uns in sein Heimatland und in sein Haus tragen soll: Und in dieser Botschaft sind Moses, Christus und Mohammed Propheten eines einzigen Glaubens.«
    Kaum hatte der Mann geendet, sprang die uferlose Menge, die das Halbrund des »Engelssalons« im Dubai International Exhibition Center füllte, wie auf Knopfdruck in die Höhe und spendete einen nicht enden wollenden Applaus. Jacketts, Kutten, hebräische Gebetsriemen und Thawb mischten sich in einer Woge hochgereckter Arme, die gar nicht mehr abebben wollte.
    So gipfelte die Erste interreligiöse Konferenz für eine Doktrin der universalen Brüderlichkeit, im Blitzlichtgewitter der Fotografen und vor den Kameras der wichtigsten Fernsehsender der Welt, in einem persönlichen Triumph des Mannes, der sie initiiert, organisiert und gesponsert hatte: Prinz Amir Khan Al Ammar.
    An den Tagen zuvor hatten die internationale Presse und die offiziellen diplomatischen Quellen es nicht versäumt, den übertriebenen Showcharakter und die triumphale Inszenierung der Veranstaltung zu betonen. Die offiziellen Führungsebenen der drei monotheistischen Religionen hatten sich distanziert, wenn auch in je unterschiedlichen Tonlagen und Akzentuierungen, die von dem wohlwollenden, aber neutralen Interesse eines Bischofs von Canterbury bis zur expliziten Verurteilung des orthodoxen Patriarchen reichten. Alle hattenjedoch herausgestrichen, dass die über zweitausendfünfhundert Gäste einen geringen repräsentativen Wert hatten, da sie mit äußerster Sorgfalt unter den Vertretern aus der zweiten Garde der verschiedenen Konfessionen ausgewählt worden waren, Vertreter, die aus unterschiedlichen Gründen nach Aufmerksamkeit und einer »Revanche« innerhalb ihrer jeweiligen Hierarchie strebten.
    Zu den Gästen zählten sufistische Araber, extremistische orthodoxe Juden, Nostalgiker Lefèvres, führungslose Sunniten, vom neuen syrienfreundlichen Kurs ausgeschlossene Maroniten, heimatlose Waldenser, Überbleibsel der Neutestamentler, gerosolimitanische Splittergruppen und sogar Vertreter initiatischer, bis dahin fast unbekannter essenischer, neugnostischer und letzter versprengter katharischer Gemeinden. »Ein theologisches Allerlei«, hatte der oberste Rabbiner New Yorks lapidar geurteilt.
    Jedenfalls hatte die Veranstaltung dank der von Prinz Amir Khan finanzierten massiven Werbekampagne auf allen internationalen Fernsehsendern die Aufmerksamkeit des Westens in Beschlag genommen, äußerst wirkungsvoll unterstützt von der Nachricht drohender geopolitischer Umbrüche in der sogenannten instabilen Zone von der Türkei bis Pakistan, die sein Pressebüro eifrig aufblies und in Umlauf brachte. Mit seiner neuen Doktrin einer universalen Brüderlichkeit,

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