Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
diese beiden Rätsel miteinander in Verbindung standen.
Alanna wartete vor dem Gate der internationalen Flüge, inmitten einer bunten Menge. Sie hatte sich in einem Hotel einmieten müssen, da Davids Wohnung wegen der Ermittlungen versiegelt und ihre einzige Freundin hier in Dublin der Grund für ihre Trennung gewesen war. Nachdem sie, dank Beruhigungsmittel, eine Nacht tief und traumlos geschlafen hatte, war sie mit einem Gefühl der Entfremdung erwacht. Sie hatte den am Vorabend gemieteten italienischen Kleinwagen genommen, hatte sich, von den Psychopharmaka benebelt, zwei Mal verfahren und schließlich den Flughafen gefunden.
Sie hatte sich nicht einmal beruhigt, als die Monitore die absolut pünktliche Ankunft des Fluges aus Rom angekündigt hatten. Aber jetzt, kaum hatte sich die automatische Tür der internationalen
Arrivals
geöffnet und sie den unverwechselbaren Gang ihres Schwagers erkannt, spürte sie zum ersten Mal seit Tagen ein Gefühl der Erleichterung.
Liam trug einen dunklen Anzug und ein hellblaues Hemd. Im Vergleich zu ihrem letzten Zusammentreffen, einige Jahre zuvor an Weihnachten, sah er mitgenommen aus, aber zweifellos hatte er sich seine Ausstrahlung bewahrt. Das dichte dunkle Haar umrahmte ein ebenmäßiges Gesicht, und der Dreitagebart hob seine vollen Lippen hervor. Die dunklen Augen sprangen suchend in der Menge umher, bis sie ihren Blick auffingen.
Während sie aufeinander zu traten, tauschten sie ein nervöses Lächeln, das sich aber Schritt für Schritt entspannte. Sieumarmten sich lange und fest, ohne zu sprechen. Liam löste sich als Erster.
»Du siehst gut aus, trotz allem«, sagte er.
»Ich bin froh, dass du hier bist, Liam«, gestand sie leise. »Wirklich.«
Es herrschte einen Moment lang verlegenes Schweigen, dann nahm Liam seinen Koffer.
»Taxi?«
»Ich bin mit dem Auto da«, antwortete sie. »Und habe es katastrophal geparkt«, fügte sie lächelnd hinzu. Da erst erinnerte Liam sich wieder an das bezaubernde Lächeln seiner Schwägerin, ein Zauber, der ihn noch immer berührte.
»Inspector Goonan erwartet uns um drei«, informierte sie ihn.
»Warst du noch nicht bei ihm?«, wunderte Liam sich.
»Ich wollte ihn nicht alleine treffen, sondern lieber erst auf dich warten. Deshalb habe ich ihm gesagt, dass ich heute morgen ankomme.«
24
Ort: Dubai
Weltzeit: Donnerstag, 25. Juni, 14.02 Uhr (GMT)
Ortszeit: 18.02 Uhr
Der Blaue Salon, in perfektem maurischem Stil gehalten, verband Komfort mit Klasse: damastbezogene Polster, Perserteppiche und Brokatkissen, die mit vermeintlicher Zufälligkeit im Raum verstreut waren. Auf dem Couchtisch in der Mitte stand eine raffinierte Wasserpfeife mit zwei Mundstücken, aus Ebenholz und Hartzinn, bereit zum Gebrauch. Auf den beiden Sesseln daneben, die nach diplomatischem Usus des Mittleren Ostens halb einem imaginären Publikum zugewandt waren, saßen Prinz Amir Khan und sein Gast, Mr. Diadem Kerr, und nippten an dem zeremoniellen, jedes Gespräch einleitenden Tee.
Hussayn wartete schweigend, hinter dem Sessel des Prinzen stehend. Durch die Panoramascheibe konnten die Besucher hinaus auf den Golf blicken, wo die Windsurfer in den unberechenbaren Böen des Spätnachmittages Volten schlugen. Der Konvention entsprechend war es an Kerr, den ersten Schritt zu tun, da er um die Unterredung gebeten hatte.
Deshalb setzte er die Teetasse ab und begann zu sprechen: »Euer Hoheit, ich danke Euch noch einmal für die Ehre, die Ihr mir erweist.« Er stellte die Tasse mit gewollter Bedächtigkeit auf den Tisch und redete dann weiter: »Und ich muss Euch ein Kompliment aussprechen: eine schöne Rede, heute. Schönder historische und symbolische Verweis auf die Gemeinsamkeiten zwischen Hassasi-Drusen und dem Templerorden: Die nächste Zukunft schlägt den Bogen in die ferne Vergangenheit. Aber nur den Auserwählten wie Euch ist die Wahrnehmung dieser übergeordneten Perspektive vorbehalten.«
Der Prinz hatte mit einem, wenn auch perfekt überspielten, Widerwillen diese letzte rhetorische Wendung seines Gastes angehört. Er zog es vor, mit den Westlern eine knappe und deutliche Sprache zu sprechen, vor allem wenn es, wie in diesem Fall, auf Englisch war. Eine Sprache, die eigens dazu gemacht war, Missverständnisse zu vermeiden und sofort zum Punkt zu kommen.
»Ich danke Ihnen von Herzen, Mr. Kerr«, antwortete er, sich dennoch auf den Ton seines Gegenübers einlassend, »für Ihre freundlichen und tiefgründigen Worte, und ich bin
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