Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
erwischt worden, viel gewaltiger als erwartet, selbst wenn man die Explosion der Benzintanks mit einkalkulierte. Wahrscheinlich hatte der Regen sie gerettet. Aber sie verstand das Ganze nicht. Vielleicht war in den Lastern leicht entflammbares Material gewesen, womöglich Gasflaschen oder etwas in der Art. Sie erinnerte sich, dass sie es bis zu dem Loch im Palisadenzaun geschafft hatte, und dann mussten ihre Kräfte sie verlassen haben, und sie war ohnmächtig geworden, mitten auf der Straße. Was mochte aus Paco geworden sein, ihrem Mitstreiter bei der ganzen Aktion? Sie betete, dass es zumindest ihm gelungen war, den Leuten der Firma zu entwischen.
»Wo bringt ihr mich hin?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
Doornick drehte sich um und war überrascht, dass sie sich schon wieder einigermaßen erholt zu haben schien. Er deutete ein Lächeln an, aber was er anschließend sagte, beunruhigte sie: »Wir wissen es nicht.«
Der Jeep machte einen Satz, und die Arme der drei Passagiere schnappten sofort nach den Haltegriffen.
»Mir steht ein Prozess zu. Dieses Land hat immer noch Gerichte, und ich habe niemanden umgebracht«, protestierteAna María energisch. Sie war urkomisch, dachte Doornick. Sie war pudelnass, benommen und schlammverschmiert, und doch hatte ihre Stimme nichts von ihrer Entschlossenheit eingebüßt.
Er drehte sich wieder zu ihr um. »Wir haben nicht vor, Ihnen irgendetwas zu tun«, beruhigte er sie. Dann zwang ihn ein Schlagloch, wieder nach vorne zu sehen.
Das Gesicht der Frau war wie versteinert vor Verblüffung. »Wo bringt ihr mich dann hin?«
»Wir wissen es nicht«, wiederholte er.
In diesem Moment fing Ricardo an, in den Rückspiegel zu starren. »Wir haben jemanden an den Fersen«, teilte er mit.
Doornick, Ana María und Teodoro drehten sich gleichzeitig um. Tatsächlich sah man in der Ferne, durch die Regenschleier, die Scheinwerfer eines Geländewagens.
»Versuch sie abzuhängen, Ricardo«, ordnete Doornick an. »Es wäre inzwischen ziemlich schwierig, ihnen die Sachlage zu erläutern.«
»Zum Teufel mit dieser beschissenen Mapuche«, brüllte der Fahrer wild. »Ich habe keinen Bock, ihretwegen den Hals zu riskieren.« Und plötzlich trat er voll in die Eisen, dass das Wasser nur so in alle Richtungen davonstob.
»Fahr sofort weiter«, schrie Doornick wütend, aber Ricardo rührte sich nicht.
Ana María schaute noch einmal nach hinten. »Ihr habt damit nichts zu schaffen«, sagte sie. »Ich stelle mich.« Und ehe Teodoro sie zurückhalten konnte, hatte sie bereits die Seitentür geöffnet und war aus dem Geländewagen gestiegen.
»Das nenne ich mal ’ne klare Ansage«, sagte Ricardo und drehte sich befriedigt um.
Das waren seine letzten Worte.
Im selben Augenblick zersplitterte nämlich die Heckscheibe, und ein Gewehrschuss riss ihm den halben Kopf weg.Doornick schrie panisch. Blut und Hirnmasse waren auf ihn gespritzt. Er geriet völlig außer sich: »Steigen wir mit erhobenen Händen aus«, rief er. »Sie werden mich erkennen. Sie wissen, wer ich bin, sie werden mich erkennen, sie wissen, wer ich bin«, sagte er immer wieder hysterisch.
Teodoro lugte nach hinten, er war auf dem Sitz in Deckung gegangen. Die Scheinwerfer waren noch rund fünfzig Meter entfernt. »Schwachsinn«, sagte er mit unglaublicher Ruhe. »Die machen uns kalt.« Er sprang auf den Vordersitz, und mit einer einzigen Geste öffnete er den Wagenschlag und warf Ricardos Leiche hinaus. »Steig ein«, befahl er Ana María, die unbeweglich im Regen stehen geblieben war, unfähig, irgendetwas zu tun. Sie gehorchte.
Teodoro fuhr langsam an, steuerte den Jeep aus dem Morast und gab dann Gas. Er schaute in die Rückspiegel und bemerkte, dass der Wagen, der sie verfolgte, auf Höhe der Leiche stehen geblieben war. Ricardos Leiche versperrte nicht den Weg, also hatten sie bewusst gehalten, um zu sehen, wen sie getroffen hatten. Sie wollten wissen, mit wem sie es zu tun hatten.
»Was zum Geier machen wir jetzt?«, fragte Doornick verängstigt. Er zitterte am ganzen Leib, und sein Gesicht war kreidebleich, als hätte das Blut in seinem Inneren aufgehört zu zirkulieren.
»Versuchen wir sie abzuhängen«, antwortete Teodoro. »Dann sehen wir weiter.«
Er schien sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein. Er wusste genau, dass die Reifenprofile nach all den Kilometern mit Schlamm verklebt und völlig glatt waren. Deshalb dosierte er vorsichtig die Motorleistung, er fuhr schnell, aber nicht zu schnell, denn hätte er
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