Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
gehört.«
»Damit muss man sich natürlich auskennen, das ist nichts für Durchschnitts-User. Aber Brine war ein aufgewecktes Kerlchen. Der Kriminaltechnik ist es gelungen, die schlafende Mail wiederherzustellen, während sie den Server von Brines Provider checkte.«
»Hätte er sich nicht einfach einen Brief schicken können?«, fragte Goonan skeptisch.
»Wenn dich jemand aus dem Verkehr ziehen will, dann wird er wahrscheinlich deinen Briefkasten kontrollieren. Gegen dieses System dagegen kann er nichts ausrichten.«
»Hast du die Mail gelesen?«
»Hab sie überflogen. Es ist eine ziemlich lange und verworrene Abhandlung mit einem furchterregenden Titel.«
»Nämlich?«
»Digitale Apokalypse.«
»Digitale Apokalypse?«
53
Ort: Patagonien
Weltzeit: Samstag, 27. Juni, 15.32 Uhr (GMT)
Ortszeit: 12.32 Uhr
Der Geruch der Explosion hing noch in den Kleidern der Frau. Er stach in die Nasenhöhlen, brenzlig und ätzend, als ob gerade eine Stange Dynamit in der Fahrgastzelle detoniert wäre.
Während der Jeep buchstäblich auf dem Wasser dahinschlitterte, brach Teodoro, der auf der Rückbank saß und den Kopf der Frau auf den Knien hielt, das Schweigen: »Sieht aus, als würde sie zu sich kommen.«
Doornick war in Gedanken versunken. Als ihnen der Körper der Mapuche-Lehrerin den Weg versperrte, war es für ihn ganz selbstverständlich gewesen, ihn in den Jeep zu laden. Jetzt wusste er nicht mehr, ob das so eine gute Idee gewesen war. Wie sollte er die Anwesenheit der Frau erklären? Noch dazu in ihrem Zustand?
Ricardo, der während ihrer Erkundungstour die ganze Zeit im Jeep gewartet hatte, als würde er bei einem Bankraub Schmiere stehen, verstand immer noch nichts.
»Was zum Henker waren das denn für Explosionen? Was ist da für eine Scheiße passiert?«
»Drei LKW sind in die Luft geflogen«, war alles, was der Ingenieur zur Erklärung sagte. »Damit haben wir aber nichts zu schaffen.«
»Klar«, schaltete Teodoro sich ein und zeigte auf die Frau, »aber sie hier bestimmt.«
Der Regen fiel weiterhin ohne Unterlass. Die Windschutzscheibe war von einer dicken Wasserschicht überzogen, gegen die die Scheibenwischer kaum ankamen.
»Verfluchte Mapuche«, schimpfte Ricardo und kniff die Augen zusammen, damit er nicht von der Straße abkam. »Jetzt fangen die auch noch an, Terroristen zu spielen.«
Doornick hatte gute Lust, ihm zu sagen, dass das hier im Grunde ihr Land war, aber der Satz klang banal und hätte Ricardo ohnehin kaum beeindruckt. Und was brachte ihnen in ihrer Lage ein Streit?
Ana María begann unterdessen zu stöhnen und allmählich die Augen aufzuschlagen. Als sie Teodoros stechendem Blick begegnete, versuchte sie sich instinktiv aufzurichten und den Türgriff zu fassen, um sich aus dem Wagen zu werfen. Sie wollte weg von diesen Männern, die sie offensichtlich geschnappt hatten. Aber sie gab es sofort wieder auf, weil ihre Kräfte versagten. Außerdem hatte Teodoro auf ihren Vorstoß mit völliger Gleichgültigkeit reagiert, als ob sie tun und lassen könne, was immer sie wollte. Verwirrt schloss sie wieder die Lider. Sie nahm nur das Motorengeräusch und das Trommeln des Regens auf dem Autodach wahr. Es hörte sich an, als ob jemand von oben mit Ketten auf den Wagen peitschte.
Nach einer Weile schlug Ana María die Augen wieder auf und zog sich langsam hoch, um die Lage zu überblicken. Der Mann neben dem Fahrer war der Verantwortliche für den Mauerbau: Doornick. Sie mussten sich in seinem Wagen befinden, denn am Steuer saß dieser arrogante Argentinier, den sie in der Estancia Cristóbal gesehen hatte: Ricardo. Neben ihr saß hingegen Teodoro, ein Kerl, dem, vielleicht weil er so wortkarg war, alle Bewohner der Gegend mit Respekt begegneten. Die drei Männer trugen das rote Regencape der Firma, dasidentisch war mit dem, das sie am Leib hatte, auch wenn die der Männer sicher nicht geklaut waren. Ihr Kopf schmerzte, und sie hatte einen unangenehmen Geruch in der Nase: Ihre Fingerkuppen waren leicht versengt. Sie betastete eine Augenbraue, die pochte, und dann das Gesicht. Es war unangenehm, wie die Haut spannte, aber als sie merkte, dass es nur an dem Schlamm lag, der eintrocknete, seufzte sie erleichtert.
Sie konnte sich nicht recht entsinnen, was nach der Explosion passiert war. Nach ihrer Schätzung hatte sie sich in ausreichendem Abstand positioniert, als sie die rudimentären Molotowcocktails auf die LKW geworfen hatte, und doch war sie voll von einer Druckwelle
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