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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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die Schatten vom Mondlicht verursacht worden. Ihm entschlüpfte ein Gähnen, das seinen Kiefer knacken ließ, und erst jetzt erkannte er, wie müde er war. Er schloß die Fensterläden und ging den Korridor zurück.
    An der Tür zu ihrem Gemach hielt er inne. Von der anderen Seite drang kein Laut herüber. Die anderen würden mittlerweile schlafen. Travis wollte sie nicht aufwecken – er hatte mit seinem Ausbruch für genug Unfrieden gesorgt. Ein paar Schritte weiter war ein kleiner Alkoven in die Wand eingelassen. Das war zwar kein vernünftiges Bett, aber zumindest würde er ihn vor der schlimmsten Zugluft bewahren. Also wickelte er sich in seinen Nebelmantel und rollte sich darin zusammen. Er hatte eigentlich damit gerechnet, daß es schwierig sein würde, einzuschlafen, aber die Müdigkeit überkam ihn, und er versank in einen traumlosen Schlummer.

44
    Ein zischendes Geräusch weckte ihn. Damit verbunden war eine unangenehme Hitze, die ihm ins Gesicht schlug. Travis öffnete die Augen. Im nächsten Augenblick setzte er sich entsetzt auf und drückte den Rücken gegen die Alkovenwand. Er konnte den Blick nicht von dem weißglühenden Brandeisen losreißen, das nur Zentimeter von seiner Stirn entfernt schwebte.
    Lord Sebaris schnalzte mit der Zunge. Das rote Glühen des Brandeisens spiegelte sich in seinen glasigen Augen wider. »Ihr wärt besser nicht aufgewacht, mein Freund«, flüsterte er. »Der Schmerz ist qualvoller, wenn man weiß, daß er kommt.« Das Brandeisen rückte ein paar Zentimeter näher heran.
    Travis wollte etwas sagen, obwohl ihm Furcht die Kehle zuschnürte. Der Gestank heißen Eisens füllte brennend seine Lungen. »Warum?« fragte er. »Warum tut Ihr das?«
    Ein Blick des Bedauerns trat in die Augen des Lords. »Ich muß Euch zeichnen. Ich muß Euch alle zeichnen. Das ist die einzige Möglichkeit, um sicher zu sein.« Er leckte sich über die schmalen Lippen. »Versteht Ihr denn nicht? Sie werden Euch nicht töten, wenn sie Euch für einen von ihnen halten!«
    Schweiß perlte Travis' Stirn herunter und brannte in seinen Augen. Er versuchte, noch weiter zurückzuweichen, aber das war unmöglich. Er keuchte die Worte heraus: »Wer sind sie?«
    »Wer schon?« erwiderte Sebaris. »Die Finsteren! Die Anhänger des Raben!«
    Der Lord zögerte, dann hob er die freie Hand und strich sich das glatte Haar aus der Stirn. Zwei runzlige Striche markierten die Haut seiner Stirn. Die unebenen Narben formten ein Symbol – ein Symbol, das Travis gut kannte. Es hätte fast ein Auge sein können, aber das war es nicht. Es sollte die Schwinge eines Raben darstellen. Erst in diesem Augenblick erkannte Travis, daß das Ende des Brandeisens zum Spiegelbild dieser Form geschmiedet worden war. Er starrte es mit noch stärkerem Entsetzen als zuvor an.
    »Ah, Ihr versteht!« Sebaris' Stimme krächzte ihren Triumph heraus. »Ihr habt den Finsteren schon zuvor gesehen. Ihr wißt, daß ich das tun muß.« Er verstärkte den Griff seiner schmalen Finger um das Brandeisen. Sein Ende glühte wie ein Stück Kohle. »Wenn Ihr Euch nicht wehrt, wird es nicht ganz so weh tun.«
    Travis wußte, daß er nach Hilfe rufen, sich wehren sollte, aber die Angst lähmte ihn. Mit einem verrückten Grinsen verkrampfte Sebaris sich, dazu bereit, das Brandeisen gegen Travis' Haut zu drücken. In genau diesem Augenblick ertönten hinter der Tür der Gefährten gedämpfte Schreie. Travis hörte das dumpfe Klirren eines Schwertes, das aus der Scheide gezogen wurde. Es folgte ein leiser, dumpfer Aufprall und ein gurgelnder Schmerzensschrei.
    Sebaris blickte zur Tür hinüber.
    Travis wußte, daß das seine einzige Chance war. Die von der Furcht verursachte Lähmung zerbrach. Er packte Sebaris' Arm, drückte das glühende Brandeisen beiseite und stieß den Lord zurück. Sie rollten tiefer in den Korridor hinein, das Brandeisen landete klirrend auf dem Steinboden. Travis versuchte sich von seinem Gegner zu lösen, aber Sebaris wehrte sich mit einer unglaublichen Kraft, die man seinem ausgezehrten Körper nicht zugetraut hätte. Mit einem schmerzerfüllten Grunzen fand sich Travis auf dem Rücken liegend wieder. Sebaris bohrte ihm die spitzen Knie in die Brust und legte ihm die kalt-feuchten Hände um den Hals. Travis schnappte nach Luft. Sebaris grinste und verstärkte den unbarmherzigen Griff. Sterne explodierten vor Travis' Augen. Das war der Augenblick, in dem die Stimme zu ihm sprach.
    Das Wort, Travis. Erinnere dich an das Wort, das ich

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