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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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von uns nutzen Eure Gastfreundschaft nun fast schon einen ganzen Monat aus, Euer Majestät«, sagte Melia. »Sollten wir noch länger bleiben, werden wir nicht länger willkommen sein.«
    Kels Stimme ließ die Mauern der Festung erzittern. »Unmöglich!« Er schnippte mit den Fingern. »Mylady, würdet Ihr bleiben, wenn ich zu Euren Ehren ein Fest gäbe?«
    Melia enthielt sich einer Antwort, obwohl es sie, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, einige Mühe kostete. Falken erklärte den Grund für ihre Eile, und schließlich gab Kel nach – allerdings nicht ohne zu murren, nachdem er erfahren hatte, daß der Rat der Könige einberufen, er aber nicht eingeladen worden war.
    »Bloß weil ich an meinem Hof ein paar Tiermänner habe, halten die sich für was Besseres.« Er stieß ein angewidertes Schnauben aus. »Ich hätte nicht übel Lust, nach Calavere zu marschieren und König Boreas zu zeigen, wie man ein Königreich richtig regiert.«
    »Also ich würde Gold dafür bezahlen, um das zu sehen«, flüsterte Beltan Travis mit einem Grinsen zu.
    Die Reisenden verabschiedeten sich und gingen. Bei dem Weg durch die große Halle blickte sich Travis in der Hoffnung um, einen letzten Blick auf Trifkin Moosbere werfen zu können. Doch es gab keinerlei Anzeichen von dem kleinen Mann oder seiner Schauspielertruppe. Sie waren mit der Nacht verschwunden, wie ein seltsamer Traum.
    Jetzt, auf dem Hof, hoch oben im Sattel, sah Travis Falken und Melia schief an. Er war noch immer verletzt über die Art und Weise, wie sie am Morgen in dem zerstörten Turm über sein Schicksal entschieden hatten. Zum zehnten Mal an diesem Tag waren die beiden in eine Diskussion vertieft, an der sie niemanden zu beteiligen beabsichtigten. Travis seufzte und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Ausrüstung, die hinter dem Sattel festgeschnallt war.
    Jedes der Pferde trug ein Paar Satteltaschen, die von Vorräten aus Kels Küche ausgebeult wurden. Der König hatte keine Gelegenheit gehabt, ihnen zu Ehren ein Abschiedsfest zu veranstalten, also hatte er statt dessen anscheinend entschieden, es ihnen mit auf den Weg zu geben. In den Satteltaschen steckten geräuchertes Fleisch, hartkrustiges Brot, mit schützender Rinde versehener Käse und Tontöpfe mit wildem Honig. Kel hatte die Reisenden auch mit zusätzlicher Kleidung und Decken versehen.
    Nachdem Travis die Riemen enger gezogen hatte, starrte er die Satteltaschen an. Langsam fühlte er sich selbst wie ein Gepäckstück.
    Falken beschattete mit der behandschuhten Hand die Stirn und musterte die Sonne am Himmel. »Sind wir endlich soweit? Es ist ein langer Weg nach Calavere, und wir kommen nicht weiter, wenn wir hier auf dem Burghof stehen.«
    Melia rückte ihren schieferblauen Umhang zurecht. Sie saß seitlich auf dem Sattel ihres grauen Reittieres – ein Kunststück, das sie irgendwie anmutig und völlig natürlich aussehen ließ. Travis vermutete, daß er, hätte er es versucht, garantiert heruntergerutscht und im Schlamm gelandet wäre.
    »Ich bin bereit«, verkündete Melia, als wäre dies der einzige Faktor, der ihre Abreise behinderte.
    Anscheinend war es das auch. Die anderen trieben ihre Pferde an, in Richtung eines in der baufälligen Mauer befindlichen Tores, und Travis schloß sich ihnen an. Ein scharfer Wind kam auf, der Rauch von den Kochfeuern der Festung wehte wie blauer Nebel über den Hof. Sie hatten gerade das Tor erreicht, als eine graue Gestalt aus dem Rauch hervorstürzte und die Pferde plötzlich anhalten ließ.
    »Was denn?« sagte Grisla die Hexe mit ihrer kreidigen Stimme. »Ihr wollt ohne auch nur ein einfaches Lebewohl verschwinden?«
    In Falkens wölfischen Zügen stand Ärger geschrieben. »Die Gesetze der Gastfreundschaft erfordern von einem Gast, von dem Schloßherrn die Erlaubnis zur Abreise einzuholen. Ich fürchte, ich kann mich nicht daran erinnern, daß da auch was über alte Weiber steht.«
    »Sucht im Kleingeschriebenen.« Die Lumpen, die der Alten als Kleidung dienten, flatterten zusammen mit ihrem zotteligen Haar im Wind.
    Melia lenkte ihr Pferd ein paar Schritte vor. »Ist dir klar, daß du unsere Abreise zu einem wichtigen Auftrag verzögerst?«
    Die Alte schlug eine knorrige Hand gegen die Wange und setzte einen Ausdruck spöttischer Verletzung auf. »Oh, vergebt mir, Lady-so-hochstehend-wie-der-Mond! Wie dumm von mir, in eurem so unendlich wichtigen Weg zu stehen. Bitte bestraft mich nicht, daß ich von deiner Größe angezogen wurde. Ich bin wie eine

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