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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Runenliste, die Jemis ihm an jenem Morgen gegeben hatte, immer noch nicht vollständig übertragen. Aber du mußt es lernen, Travis. Du mußt, egal wie schwer es dir fällt.
    Er strich mit dem Finger über eine der Runen auf der Tafel. Krond. Feuer. Nein, nie wieder. Er nahm sich den Griffel und beugte sich wieder über die Tafel.
    Rins Kopf erschien in der Falltür in dem hölzernen Fußboden. Der junge Runensprecher kam den Rest der Leiter heraufgeklettert. Am Saum seiner Kutte waren Schlammflecken. Er mußte an diesem Nachmittag draußen unterwegs gewesen sein.
    »Was machst du denn noch hier?« fragte Rin.
    Travis hielt zur Antwort die Runenliste hoch. Rin lachte und schüttelte den Kopf.
    »Jemis muß wohl schlechtes Bier zum Frühstück getrunken haben. Die Liste ist ja so lang wie ein Rattenschwanz.«
    »Ich bin fast fertig.«
    »Kann ich mal sehen?«
    Rin streckte seine Hand aus. Seine Finger waren kurz und kräftig. Travis wußte, daß Rin ein Bauernsohn in Süd-Calavan gewesen war, bis er zum Grauen Turm berufen worden war. Trotzdem waren die Runen, die Rin auf seine eigene Wachstafel zeichnete, schwungvoll und anmutig und ließen Travis’ grobe Kritzeleien schlecht aussehen.
    Rin nahm Travis’ Tafel entgegen und lächelte. Als er etwa die Hälfte gelesen hatte, verschwand sein Lächeln plötzlich, doch er las bis zum Ende weiter. Er schaute von der Tafel auf. »Du bist ein Spiegelleser, Travis.« Es war nicht als Frage gemeint.
    Die Zwergenhämmer wurden zu Elfenschwertern. Er hatte versucht, vorsichtig zu sein. Aber es waren heute so viele Runen gewesen, und er war müde geworden.
    Travis leckte sich über die Lippen. »Weiß Jemis Bescheid?«
    »Nein, vermutlich nicht. Deine Tafeln habe ich überprüft. Er vermutet es, mehr aber auch nicht.«
    Travis nahm den Griffel, mit dem er die Runen gezeichnet hatte. »Falken sagt, daß Leute mit … Leute, die Spiegelleser sind, vom Grauen Turm abgelehnt werden, daß es zu gefährlich ist, sie zum Runensprecher auszubilden.«
    »Es stimmt, daß sie abgelehnt werden.«
    Ein Stein schien Travis’ Kehle zu verstopfen. Er wollte ihn runterschlucken, aber er steckte fest. Er nahm seinen Umhang. »Dann werde ich jetzt wohl gehen. Lebt wohl, Rin. Vielen Dank.« Er ging auf die Leiter zu.
    »Wachs schmilzt, weißt du?«
    Travis blieb stehen und starrte Rin an.
    Rin strich mit einer Hand über die Tafel. »Ich glaube nicht, daß Jemis diese Runen sehen wird. Nein, ich glaube, ich werde ihm sagen, daß ich die Tafel zu nah am Feuer liegen gelassen habe, bevor ich die Gelegenheit hatte, sie mir anzusehen. Und da ist das Wachs geschmolzen.«
    Travis war sprachlos. Rin gab ihm noch eine Chance. Womit hatte er ein so großzügiges Geschenk bloß verdient? Er wußte es nicht, aber vielleicht waren die besten Geschenke gerade die, für die man nichts getan hatte, und man mußte sie einfach annehmen.
    »Ich werde von jetzt an besser aufpassen, Rin. Das verspreche ich Euch.«
    Rin lächelte. »Ich weiß, daß du das tun wirst, Travis. Und laß in Zukunft die Förmlichkeiten, ja? Jetzt geh und leg dich schlafen. Jemis hat morgen ganz bestimmt schon die nächste Liste für dich.«
    Travis grinste den Runensprecher an, dann kletterte er die Leiter herunter und verließ den Turm.
    Er nickte einem Wächter zu. Man hatte sich daran gewöhnt, daß er den Turm der Runensprecher immer erst sehr spät verließ. Im Vergleich mit der klaren Nachtluft konnte man die Luft im Inneren des Schlosses fast schneiden vor Rauch. Für die Wärme war er dankbar, aber er hatte sich noch immer nicht so richtig an den Gestank gewöhnt. Er schlug ihm jedesmal entgegen, wenn er das Schloß betrat: eine Mischung aus Rauch, Fäulnis, Urin und verbranntem Fett.
    Um sich an den Geruch zu gewöhnen, atmete Travis durch den Mund und suchte sich seinen Weg durch die verwinkelten Gänge des Schlosses. Er war fast an dem Gemach angekommen, das er mit Melia und Falken teilte, als er um eine Ecke bog und mit einem Lumpenbündel zusammenstieß.
    »Vorsicht!« sagten die Lumpen mit krächzender Stimme. »Du hast doch zwei Augen im Kopf, mein Junge. Weißt du nicht, was man damit macht? Oder bist du nur nicht besonders helle?«
    Travis taumelte zurück, griff nach der Brille und versuchte, aus dem Anblick schlau zu werden, der sich ihm hier bot. Das schmierige Lumpenbündel stand vom Boden auf, was für Lumpen eine eher ungewöhnliche Handlung zu sein schien. Erschwerend kam noch hinzu, daß das Bündel mit ihm

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