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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Ticket.
    Deirdre befeuchtete sich die Lippen. »Da gibt es noch mehr, Travis, Dinge, die wir dir nicht sagen konnten. Über Jack Graystone und die Selbstverbrennungen. Wenn du zu uns kommst, können wir dir zeigen, was wir herausgefunden haben, Dinge, die Duratek dir niemals geben würde.«
    Er kniff die Augen zusammen. Also gab es noch mehr, das Deirdre ihm nicht hatte anvertrauen wollen. Er ließ das Ticket los. Was hatten die Sucher sonst noch versäumt, ihm zu sagen? Welche weiteren Informationen würden sie genau dosiert an ihn weitergeben, nur damit er sich so benahm, wie sie wollten? Einst hatte es einen Travis gegeben, der sich genau auf diese Weise hätte benutzen lassen. Aber diesen Travis hatte er auf Eldh zurückgelassen, in der Eiswüste der Schattenkluft.
    Er grinste; es war ein wilder Ausdruck. »Ist das also dein Schattenselbst, Deirdre? Das, das lügen kann?«
    Sie riß die Augen weit auf, und ihre Lippen bewegten sich stumm, als sie nach Worten suchte. »Travis, ich mußte …«
    »Nein.« Sein Tonfall war hart, aber leise. »Wir entscheiden, was wir werden. Das hast du mir gesagt. Warum also sollte ich dir vertrauen und nicht Duratek? Sie haben mich nicht angelogen. Du schon.«
    Sie wurde blaß. »Travis, du kannst nicht zu ihnen gehen.«
    »Ich werde zu niemandem gehen.« Er stand auf und verließ die Nische.
    Deirdre sprang auf die Füße und griff nach ihm. »Travis, warte. Du kannst jetzt nicht einfach gehen. Du mußt deine Erkenntnisse mit anderen teilen. Du mußt es uns sagen.«
    Er drehte sich um und starrte sie an. »Warum?«
    Sie holte tief Luft, dann sprach sie mit ruhiger Überzeugung. »Bevor du gehst, beantworte mir eine Frage. Nur eine Frage. Wenn du eine Bergtour machen würdest und dabei auf einen sagenhaften spanischen Goldschatz stießest – eine Kiste voller Wunder, die seit Jahrhunderten verschollen ist –, wen würdest du benachrichtigen? Ein Museum, das sich dem Studium und der Erhaltung kostbarer Objekte verschrieben hat? Oder eine Gesellschaft, die das Gold nehmen und es einfach einschmelzen würde? Sag es mir – was würdest du tun?«
    Travis erwiderte ihren Blick. »Ich würde eine Schaufel nehmen, und ich würde ihn vergraben.«
    Sie öffnete den Mund, aber ihr fehlten die Worte.
    »Goodbye, Deirdre«, sagte er und ging.
    Er hatte fast den Hinterausgang des Cafes erreicht, als er sah, wie sich Deirdre in seine Richtung in Bewegung setzte. Nur daß in genau diesem Augenblick Delores Meeker hinter ihr herlief und Travis’ Rechnung schwenkte. Deirdre ging weiter, aber Jace Windom vertrat ihr den Weg, und Delores holte sie ein. Das letzte, was Travis sah, war, wie Deirdre in der Tasche nach Geld suchte. Sie warf einen letzten Blick in seine Richtung: Er war verzweifelt und beschwörend.
    Travis wandte sich ab und trat in das gleißende Sonnenlicht hinaus.

16
    Die Sonne stand noch immer zwei Handspannen über dem Rand des Castle Peak, aber Travis konnte nicht länger warten.
    Die letzte Stunde hatte er sich zwischen den Bergen von Trödel hinter Castle Citys geschlossenem Schürfungsamt versteckt. Im Staub kniend hatte er sich die Zeit mit einer verrosteten Messingwaage vertrieben, die er in einem der Gerümpelhaufen gefunden hatte. Einst hatten Prospektoren die Waage dazu benutzt, ihre Träume in Säckchen mit Goldstaub aufzuwiegen. Jetzt konnte er die Waagearme nicht zum Pendeln bringen. Steine, Glas, Metall: nichts davon ließ die alte Waage in die eine oder andere Richtung sinken. Alles, was er für real gehalten hatte, war gewichtslos und konnte nichts bewirken. Das Gerät war nur noch zum Einschmelzen gut.
    Er warf die Waage zurück auf den Haufen, stand auf und klopfte sich den Staub von den Händen. Es war Zeit, in seinen eigenen Schmelztiegel zu steigen.
    Bis zum Mine Shaft war es nicht weit. Er blieb in einer Gasse, die parallel zur Elk Street verlief, und suchte sich einen Weg vorbei an Mülltonnen, leeren Kisten und den Überresten von Autos, die vom Fließband gerollt waren, als Hitler noch dieser seltsame kleine Mann aus Deutschland gewesen war. Manchmal spähte er zwischen zwei Gebäuden auf die Hauptstraße, aber die paar Fahrzeuge, die vorbeifuhren, waren weder schwarz noch weiß. Dann war er da.
    Travis stieg die Zementstufen zur Hintertür des Saloons empor und legte die Hand auf den Türknauf. Er zögerte. Es war zu früh. Max würde noch nicht da, die Tür verschlossen sein.
    Er drehte die Hand, und die Tür schwang auf. Dahinter lag Halbdunkel,

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