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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Gegenteil traf zu. Die simple Handlung, seinen Körper mit Essen zu versorgen, war beruhigend und vertraut. Ganz egal, was mit einem geschah, ganz egal, wo man hinging, essen mußte man. Delores brachte ihm Hackbraten, Kartoffelbrei, Gemüse und Apfelkuchen. Travis aß alles auf.
    Ein Schatten fiel über ihn.
    »Travis?«
    Er schob den Kuchenteller zurück. »Das reicht, Delores. Wirklich. Geben Sie mir einfach nur die Rechnung und …«
    Sie schlüpfte auf den Sitz gegenüber und faltete die Hände auf dem Tisch.
    Ein Klumpen der Angst formte sich in Travis’ Magen, und er wünschte, er hätte nicht soviel gegessen. Er ließ verstohlen die Blicke nach beiden Seiten schweifen, aber niemand sah auch nur in seine Richtung. Aber warum sollten sie auch? In Castle City wußte doch jedermann, daß Travis Wilder und Deirdre Falling Hawk miteinander befreundet waren.
    »Ich bin froh, daß ich dich gefunden habe, Travis.«
    »Jede Wette, daß es dir eine Menge Extrapunkte einbringt, einen außerweltlichen Reisenden in die Enge gedrängt zu haben. Ich bin sicher, Farr gibt dir eine Eins.«
    Deirdres Wangen röteten sich, aber sie verzog keine Miene. »Das habe ich vermutlich verdient. Du hast recht – manchmal können Gelehrte viel zu sehr in ihren Studien aufgehen und vergessen dabei, daß ihre Studienobjekte auch Menschen sind. Aber das meinte ich nicht damit. Ich bin froh, daß sie … Ich bin froh, daß es dir gutgeht, Travis.« Ihre Hand schob sich über die Tischoberfläche auf die seine zu. »Ich hatte Angst um dich.«
    Er zog die Hand zurück. »Ich kann auf mich selbst aufpassen«, sagte er, aber es waren leere Worte. Im Augenblick fühlte er sich so allein wie in jenen ersten Tagen auf Eldh, als er durch die einsame Stille des Winterwaldes reiste und sich damit von der Welt entfernte, die er zeit seines Lebens gekannt hatte.
    Deirdre schüttelte den Kopf. »Ich möchte das glauben, Travis. Und ich weiß, daß du klug bist und daß du einen starken Willen hast. Aber du weißt nicht, womit du es zu tun hast. Du kannst es nicht wissen.«
    Travis senkte den Blick und fuhr sich mit dem Daumen über die rechte Handfläche. »Vielleicht tue ich das doch, Deirdre.« Er schaute auf. »Vielleicht tue ich das besser als jeder von euch.«
    Sie preßte die Lippen zusammen und sah ihn nur ernst an. »Bitte, Travis. Du mußt mir zuhören.«
    Ihre Stimme war leise, und aus ihr war ein Zittern herauszuhören, das er nicht erwartet hatte. Vielleicht hatte sie tatsächlich Angst um ihn. Er ließ sich von dem Blick aus rauchigen, grünen Augen einfangen.
    Deirdre lehnte sich vor, und ihre Stimme verwandelte sich in ein drängendes Flüstern. »Wir haben es vermasselt, Travis. Ich habe es vermasselt. Ich weiß es. Ich hätte dir vertrauen und die Wahrheit sagen müssen. Aber du mußt begreifen. Duratek wird mit dir sprechen, wenn sie glauben, daß sie das, was sie haben wollen, mit einem Gespräch erreichen werden. Aber sie werden tun, was sie tun müssen, um an die benötigten Informationen heranzukommen. Für ihre Buchhalter ist ein Menschenleben ein kleiner Preis für eine ganze neue Welt.«
    Sie griff in den Nylonbeutel, der über ihrer Schulter hing, holte ein Flugticket hervor und schob es über den Tisch.
    »Das ist ein Ticket nach London. Vor dem Cafe parkt ein weißer Sedan. Geh raus, steig ein, und die Fahrerin bringt dich zum Denver International Airport. Sie sorgt dafür, daß du es bis ins Flugzeug schaffst. Wenn du in London eintriffst, wird Hadrian Farr dort schon auf dich warten. Er wird dich ins Mutterhaus bringen, und dort unterhalten wir uns dann weiter.«
    Travis starrte das Ticket an. »Warum?«
    »Hier ist es nicht sicher für dich, Travis. In London können die Sucher helfen, dich zu beschützen. Du kannst so lange im Mutterhaus bleiben, wie du willst. Und du kannst zu jeder Zeit gehen, das schwöre ich dir. Wir werden dich nicht festhalten, nicht wie sie es tun würden.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, es ist schwer zu verstehen. Aber komm nach London, geh ihnen aus dem Weg, und verschaffe dir Zeit zum Nachdenken.«
    Travis strich mit dem Finger über eine Ecke des Flugtickets. Es wäre so einfach. Er könnte hier weggehen, weg von den heißen, staubigen Straßen Castle Citys, und nach London reisen – dem kühlen, feuchten, uralten London. Wäre das so schlecht? Immerhin hatten die Sucher Grace bei der Flucht vor den Eisenherzen geholfen. Travis atmete tief durch, dann griff er nach dem

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