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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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blockierten die Sicht auf den Nullstein, aber Travis wußte, daß er da war, denn er lag schwer wie ein Makel auf seinen Gedanken. Rauhe Hände stießen ihn ihm entgegen.
    Schweiß strömte seinen Körper herab; er konnte nicht gehen, ohne daß ihm die Knie zitterten. Es fiel schwer, nicht an eine Flucht zu denken. Wenn er den Knebel loswerden würde, nur ganz kurz, dann konnte er seine Wärter mit Gelth erstarren lassen oder sie mit Krond verbrennen. Dann konnte er von hier flüchten. Er wußte zwar nicht wohin, aber das würde sich finden. Vielleicht zurück nach Calavere, um Grace und Beltan zu besuchen, und …
    Die Runensprecher traten zurück und machten den Weg frei, und Travis hörte auf zu denken. Er starrte auf den schwarzen Umriß des Nullsteins – dann fiel sein Blick auf den vor ihm aufgeschichteten Holzstapel. Furcht verwandelte sich in Panik. Er kämpfte gegen den Griff an, aber weitere Hände packten zu und zerrten ihn zum Stein. Travis wollte schreien, aber der Knebel verhinderte jeden Laut. Er hatte sich geirrt. Auf schreckliche, dumme Weise. Sie würden ihn nicht einfach an den Stein fesseln und dann gehen.
    Sie würden ihn bei lebendigem Leib verbrennen.

13
    So sollte sich das Ganze nicht abspielen. »Es muß einen Weg hier heraus geben. Es muß ihn geben.«
    Wieder strich Grace über die rauhe Oberfläche der hölzernen Zellentür, grub die Nägel in jeden Spalt und tastete nach einem Zeichen der Schwäche.
    »Grace.« Aryn sprach leise, aber drängend. »Grace, es hat keinen Zweck. Du mußt damit aufhören.«
    Sie zögerte, dann hob sie die Hände und starrte sie an. Die aufgescheuerten Fingerspitzen waren blutig. Sie nickte ruckartig und trat von der Tür weg. Aryn stieß einen Seufzer aus, dann warf sie Lirith einen besorgten Blick zu. Die Lippen der Hexe waren zu einem dünnen Strich zusammengepreßt, aber sie sagte nichts; ihre Hände ruhten auf Tiras dünnen Schultern.
    Grace schritt die Wände der keilförmigen Zelle ab, in der sie sich gestern nach Abklingen des Runenbanns irgendwann nach Sonnenuntergang wiedergefunden hatten. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war Tira bereits wach gewesen, denn als Grace die Augen aufgeschlagen hatte, hatte sie in das unbewegte Gesicht des über sie gebeugten Kindes geblickt. Jetzt war es fast schon wieder Sonnenuntergang. Wenn der Mond über den Bergen im Westen aufging, würde er voll sein.
    Sie überlegte, wieder zu rufen, aber ihre Kehle war so wund wie ihre Finger. Nicht, daß es irgend etwas gebracht hätte. Sie würden nicht zurückkommen. Zumindest nicht vor Einbruch der Nacht. Da hatte sich Oragien ganz klar ausgedrückt.
    Der alte Mann, der sie am Tor empfangen hatte, war kurz nach Sonnenaufgang zu ihrer Zelle gekommen und hatte durch einen Türspalt zu ihnen gesprochen und sich als der Großmeister des Grauen Turms identifiziert.
    »Warum haltet Ihr uns hier fest?« hatte Aryn zu wissen verlangt, bevor Grace oder Lirith etwas sagen konnten. In den blauen Augen der Baronesse blitzte der Zorn. Falls Grace vergessen hatte, daß Aryn eine Adlige von höchstem Rang war, war sie spätestens jetzt wieder daran erinnert worden.
    »Es ist besser für Euch, daß Ihr dort drinnen bleibt«, sagte Oragien. Seine Stimme klang müde, aber resolut.
    »Und für welches Verbrechen sperrt man uns ein?«
    »Es gibt kein Verbrechen, gute Schwester. Morgen abend nach Sonnenuntergang werden wir Euch freilassen, und Ihr könnt den Turm verlassen.«
    Grace biß die Zähne zusammen. Nach Sonnenuntergang … nachdem sie Travis ermordet hatten. War es nicht das, was der Alte meinte?
    Aryns Tonfall war so kalt wie Stahl. »Ich bin Baronesse von Calavan, meine Begleiterinnen sind eine Herzogin und eine Gräfin von Toloria. Wir alle sind Gefährtinnen von Königin Ivalaine. Glaubt Ihr allen Ernstes, daß Ihr Euch für diese Tat nicht verantworten müßt?«
    Oragien fuhr sich mit einer faltigen Hand über die Augen. »Am Ende muß sich ein jeder von uns für seine Taten verantworten, gute Schwester.«
    Als sie das hörte, erbleichte Aryn, und sie schien darauf keine Antwort zu wissen. Lirith nahm sie bei den Schultern und zog sie von der Tür fort. Oragien drehte sich um. Wartet! wollte Grace rufen. Ihr habt noch immer nicht verraten, warum Ihr das Travis antun wollt!
    Aber die Tür hatte sich bereits wieder geschlossen, und seitdem war niemand mehr zu der Zelle gekommen.
    Grace stellte ihre Wanderung ein und setzte sich auf eine der beiden Pritschen, die den engen

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