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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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hinein, begleitet von mit Eis vermischtem Schnee. Der Wind musste es aufgestoßen haben.
    Grace kroch aus dem Bett und wollte das Fenster schließen. Sie hielt inne. Drei Meter unter ihr am Fuß der nördlichen Schlossmauer verunstalteten Spuren die ansonsten unberührte frische Schneedecke. Sie konnte sich nicht sicher sein, aber es hatte den Anschein, als wären es Spuren von kleinen, gespaltenen Hufen. Sie hob den Blick in Richtung eines dunklen Flecks, der sich schemenhaft in der Ferne abzeichnete. Die Hufabdrücke führten in gerade Linie darauf zu. Der Dämmerwald.
    Zitternd schloss Grace das Fenster und ging zum Kamin. Sie schürte die Glut, warf ein paar Scheite hinein, und als die Flammen in die Höhe schossen, schlüpfte sie aus ihrem Nachthemd und zog ein wollenes Gewand von dem gleichen frostigen Purpur wie der Himmel kurz vor Anbruch des neuen Tages an.
    Während sie sich ankleidete, rasten ihre Gedanken. Glocken hatten sie aus ihrem Traum gerissen, und sie hatte gestern im Garten ebenfalls Glocken gehört. Das Kleine Volk versuchte mit ihr Kontakt aufzunehmen, davon war sie überzeugt. Aber wie lautete die Botschaft?
    Grace versuchte sich an den Traum zu erinnern, aus dem das Glockenspiel sie geweckt hatte, aber er verblasste bereits. Sie war allein in einem Schloss oder einer Festung gewesen, leere Korridore entlanggelaufen und hatte in schattenverhüllten Gemächern etwas gesucht. Sie hatte einen Schlüssel gesucht. Aber den Schlüssel wozu?
    Zur Hoffnung, dachte sie, ohne sagen zu können, wie sie darauf kam. Was hatte das Kleine Volk ihr sagen wollen?
    Sie nahm ihren Umhang, warf ihn sich über die Schultern und riss die Tür auf, sehr zur Verwunderung der Dienstmagd, die auf der anderen Seite stand. Sie trug ein Tablett mit einer Kanne Maddok.
    »Perfekt«, sagte Grace, schenkte sich eine dampfende Tasse ein und stellte die Kanne wieder auf das Tablett. »Ohne wäre ich nicht weit gekommen.«
    Die Magd starrte ihr mit offen stehendem Mund nach, als sie loseilte und unterwegs den Maddok schlürfte.
    Das ist verrückt, Grace. Völlig verrückt.
    Was auch genau der Grund war, aus dem sie Hilfe brauchte. Sie blieb vor einer Tür stehen und klopfte. Sie öffnete sich eine Sekunde später – bei allen Göttern, schlief dieser Mann denn niemals? –, und Durge schaute sie mit seinen ernsten braunen Augen an.
    »Guten Morgen, Mylady.« Er trug ein Wams, das so grau wie die Festung war, die sie in ihrem Traum gesehen hatte. »Auch wenn ich mal vermute, dass noch nicht Morgen ist, weil die Sonne noch nicht am Himmel steht.«
    »Aber ihr seid wach, Durge. Und darüber bin ich froh, denn ich brauche Eure Hilfe.«
    »Wie Ihr wünscht, Mylady.« Er betrachtete ihren Umhang. »Wir gehen nach draußen?«
    »Das tun wir.«
    »Dann erlaubt mir, meinen Umhang zu holen.« Er holte ihn – er lag auf einem Stuhl am Feuer, was typisch für Durge war, allzeit für alles bereit – und warf ihn sich über die breiten Schultern.
    »Wollt Ihr nicht einmal wissen, wo wir hingehen, Durge?«
    »Ich schätze, ich finde es heraus, wenn wir da sind, Mylady.«
    Grace zuckte innerlich zusammen. Sie verdiente diese Art von Loyalität nicht, trotzdem war sie dankbar dafür.
    »Wir brauchen unsere Pferde«, sagte sie.
    Sie ritten in dem Augenblick vom Schloss weg, in dem die Sonne den Horizont erklomm. Die eiskalte Luft stach in Graces Nasenlöcher und ließ ihren Kiefer schmerzen, aber in dem schweren Gewand und dem Umhang war ihr warm, und es fühlte sich gut an, von den Steinmauern des Schlosses befreit zu sein.
    Shandis galoppierte leichtfüßig über den gefrorenen Boden. Grace hatte die honigfarbene Stute letzten Sommer auf Schloss Spardis zurückgelassen, in dem Glauben, sie nie wieder zu sehen. Aber ein paar Tage nach ihrer Rückkehr nach Calavere hatte sie begeistert entdeckt, dass Shandis in König Boreas' Stall untergebracht war. Aryn und Durge hatten die Stute mitgenommen, als sie vergangenen Krondath von Spardis nach Ar-Tolor gereist waren, und Ivalaine hatte sie zusammen mit Durges gewaltigem Schlachtross Schwarzlocke bei ihrem Besuch kurz vor der Wintersonnenwende mitgebracht. Durge ritt jetzt auf Schwarzlocke und folgte Grace auf dem Weg nach Norden, fort vom Schloss.
    Nach einer Stunde überquerten sie die alte tarrasische Brücke über den Fluss Dunkelwein. In dem Wasser unter ihnen trieb Eis. Auf der anderen Seite waren sie nicht länger in Calavan. Der Dämmerwald war nun näher herangerückt. Grace konnte

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