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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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nicht nach vorn, sondern nach links.
    »Was denn?« Er versuchte ihrem Blick zu folgen, aber der Sand ließ seine Augen tränen. »Ist es eine Siedlung?«
    Vani kniff die Augen zusammen. »Ich bin mir nicht sicher. Es ist schwer zu erkennen. Vielleicht ist es – Gesegnete Mutter von Orú!«
    Travis legte die Hand an die Stirn. Am Horizont erhob sich eine rotbraune Mauer in den Himmel. War es die Lehmmauer einer Stadt?
    Nein. Die Mauer erhob sich höher in den Himmel, streckte wirbelnde Tentakel nach der Sonne aus.
    »Das ist böse«, sagte Vani. »Ein Blutsturm.«
    »Was ist ein Blutsturm?« Travis musste seine Stimme heben, um das Heulen des Windes zu übertönen.
    »Ein Sturm, der aus dem Herzen der Morgolthi bläst. In ihn hineinzugeraten bedeutet den sicheren Tod. Wir müssen rennen. Jetzt!«
    Vani ergriff seinen Arm, zog ihn die windabgewandte Seite der Düne hinunter. Er verlor den Halt auf dem glatten Sand und stürzte den Abhang hinunter. Unten kam er rollend zum Halt, dann stemmte er sich auf die Knie und spuckte einen Mund voll Sand aus.
    Eine starke Hand riss ihn auf die Füße. »Lauf weiter!«, schrie Vani.
    Die Sturmfront überragte sie, ihre rostfarbene Oberfläche brodelte wie ein in Aufruhr geratenes Meer. Noch während Travis in ihre Richtung schaute, verdeckte sie die Sonne und tauchte die Welt in ein rötliches Zwielicht.
    Vani zog so hart an seinem Arm, dass er seine Schulter knirschen hören konnte. Er stolperte hinter ihr her.
    »Er kommt zu schnell!« Seine Kehle war wund; er schmeckte Eisen. »Wir können nicht vor ihm weglaufen!«
    »Das müssen wir auch nicht«, rief Vani zurück. »Ein Blutsturm ist lang und schmal. Stell dir eine zubeißende Schlange vor. Wir müssen nur zur Seite fliehen, aus seinem Weg heraus, dann sind wir in Sicherheit.«
    Als sich die Sturmfront von Süden näherte, liefen sie nach Osten. Zuerst schien der Wind in seiner Wut nachzulassen, und Travis glaubte schon, sie hätten eine Chance. Dann erreichten sie den Kamm einer Anhöhe, und er drehte sich um und sah zu, wie eine Düne nach der anderen von Wolken aus brodelndem rotem Staub eingehüllt wurde. Ein körniger Luftschwall traf ihn, um ihn herum zischte der Sand.
    Das Zischen verformte sich in geflüsterte Worte.
    Leg dich hin. Lass dich vom Sand zudecken. Du bist müde – deiner Last so müde. Leg dich hin …
    Die Stimmen waren beruhigend. Das Heulen des Windes verblich, und alles, was er hörte, war das sanfte Flüstern.
    Leg dich hin und schlaf …
    Travis seufzte. Er fühlte sich warm und sicher, wie ein Kind im Bett. Es war Zeit, die Augen zu schließen.
    »Hoch mit dir!« Diese Stimme unterschied sich von den Stimmen im Wind; sie war rauer und voller Wut. »Lass mich jetzt nicht im Stich, Travis Wilder. Nicht jetzt!«
    Etwas packte ihn, riss ihn hoch, und erst jetzt erkannte er, dass er mit dem Gesicht im Sand gelegen hatte. Er rollte sich stöhnend herum. Vani kniete über ihm. Der Himmel wogte, zwischen roten Wolken zuckten kränklich aussehende gelbe Blitze.
    »Stimmen«, krächzte er. Das Sprechen fiel schwer. Sein Mund war voller Staub. »Ich habe Stimmen gehört.«
    Vani zog ihn auf die Füße. »Es sind Sandgeister – die Stimmen seit langem toter Zauberer. Sie wollen, dass du stirbst, dass dein Blut in den Sand sickert, um dann zu Staub zu trocknen und in den Sturm gesogen zu werden, um ihn zu füttern. Du darfst nicht auf sie hören!«
    Er nickte. Das Sprechen fiel zu schwer.
    »Komm. Wir sind noch immer am Rand des Blutsturms, oder wir wären bereits tot. Wir können es schaffen.«
    Sie schossen den Abhang hinunter, dann rannten sie durch den Spalt zwischen zwei hohen Dünen. Von allen Seiten beutelte sie der Wind, und es war so dunkel, dass man unmöglich sagen konnte, wo sie überhaupt hinrannten, Travis wurde von Furcht ergriffen. Vielleicht rannten sie in den Pfad des Sturms hinein, nicht davon weg. Die Stimmen flüsterten ihm wieder ins Ohr.
    Da – genau voraus. Es fiel schwer, sicher zu sein, aber einen Augenblick sah er einen hellen Flecken Licht, so als wären die Sandwolken dünner. Er stolperte darauf zu, aber seine Füße stießen gegen etwas, das ihn zu Fall brachte, und er fiel auf etwas Weiches, Nachgiebiges.
    Es war Vani. Sie bewegte sich nicht. Ihre Nase und ihr Mund waren mit verkrustetem Sand bedeckt. Er versuchte, ihn zu entfernen, ihr beim Atmen zu helfen. Dabei konnte er selbst nicht atmen. Da war keine Luft mehr, nur noch Sand und Staub. Nur das getrocknete Blut

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