Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
feststellte, erst, als es schon lange dunkeldraußen war und der Schabbat offiziell bereits begonnen hatte und Feuer entzünden längst unter die Verbote des besonderen Ruhetages fiel. Aber das störte ihn nicht; in seiner Familie wurden überhaupt keine Kerzen angezündet. Da konnte der Messias, der angeblich erst dann auftauchen würde, wenn alle Juden den Schabbat einhielten, lange auf seinen Auftritt warten.
»Assaf, wie gefällt dir denn dein neuer Job?«, fragte ihn Sarah Wieler freundlich, während sie seinen Teller ein Mal mehr mit Fleisch, Gemüse und Kartoffeln belud.
»Ich bin sehr froh über diese Chance. Die Arbeit ist abwechslungsreich und spannend.«
»Wirklich? Ich hätte gedacht, das einfache Polizeileben würde dich langweilen, nachdem du bei der Armee so viele Spezialeinsätze durchgeführt hast«, warf Oded überrascht ein.
»Weißt du, die Einsätze sind so anstrengend und verlangen kontinuierlich höchste Konzentration – das hält man auf die Dauer nicht aus. Nicht, weil man nicht will oder psychisch zu schwach ist, sondern eher körperlich. Deswegen machen das die meisten auch nur ein paar Jahre. Mein Nachfolger ist gerade einmal 28«, erklärte Assaf und nahm dann wie zur Bestätigung für sein neues, unbekümmertes Leben einen großen Schluck aus seinem Weinglas.
»Und wenn sie es länger machen, schleichen sich früher oder später Fehler ein. Oft sind es die ganz Unerfahrenen oder die Erfahrensten, die bei Einsätzen draufgehen«, bestätigte Wieler schmatzend.
»Oded, was hast du eigentlich bei der Armee gemacht?«, fragte Assaf interessiert.
Bevor er etwas sagen konnte, antworte dessen Vater.»Ach«, sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung, »Oded war ein Jobnik.«
»Ich war Fahrer, und manchmal habe ich Verwaltungsarbeiten gemacht«, bestätigte Oded, ungerührt von der unverhohlenen Kritik, die in den Worten seines Vaters mitschwang.
Assaf nickte, dann sagte er, an die Dame des Hauses gewandt: »Sarah, das Essen war ganz wunderbar. Vielen Dank noch einmal für die Einladung.«
»Assaf, du weißt doch, du bist immer bei uns willkommen. Du kannst auch gerne jemanden mitbringen.«
Assaf lachte. »Vielleicht werde ich das auch beim nächsten Mal machen.«
Den Rest des Wochenendes verbrachte Assaf im Bett oder auf dem Sofa. Es regnete fast ununterbrochen, und die Straßen waren wie leergefegt, was in Tel Aviv fast nie vorkam. Yaron und er hatten stundenlang Fußballweltmeisterschaft auf der Xbox gespielt. Dann jedoch hatte er sich wieder mit seiner Arbeit beschäftigt. Mit Dudu Batitos Aussage war Bewegung in den Fall gekommen. Auch wenn Assaf sich immer noch ärgerte, dass der Zuhälter erst jetzt mit der Sprache herausgerückt war.
Als er am Sonntagmorgen ins Büro kam, wartete Yossi bereits aufgeregt an seinem Schreibtisch. »Assaf! Ich habe vorhin mit dem Parkplatzwächter gesprochen. Er hat mir erzählt, dass ihm an dem Abend, an dem Marina umgebracht wurde, ein Auto aufgefallen ist, weil es plötzlich mit quietschenden Reifen losgerast war.«
»Walla. Erinnert er sich an die Marke?«
»Er ist sich ziemlich sicher, dass es ein Ford war.«
Assaf hielt einen Moment inne. Dann rief er, wie vom Blitz getroffen: »Esra Schwarz! Ich habe neulich seine Frau im Supermarkt gesehen! Sie fährt einen Ford Focus!«
»Dann bekommen wir jetzt auf jeden Fall den Durchsuchungsbeschluss!«, freute sich Yossi.
»Schon erledigt«, unterbrach Anat die beiden Männer, »Hier der Durchsuchungsbefehl für die Wohnung von Esra Schwarz. Druckfrisch von Richter Cohen.« Sie lächelte Assaf stolz an.
»Anat, du bist die Beste!« Assaf drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Nu! Komm, Yossi!«, sagte er dann in Richtung seines Kollegen, der neben ihnen stand, perplex von der Vertrautheit der beiden Kommissare.
Wenige Minuten später saßen Yossi und Assaf im Wagen und fuhren Richtung Ramat Gan. Im Schlepptau Schlomo Malul – den Kollegen von der Spurensicherung hatten sie auf dem Parkplatz abgefangen.
Erstaunt und ahnungslos öffnete Esra Schwarz ihnen die Tür. »Aber ... ihr könnt doch nicht so einfach ...«, stammelte er.
»Hier ist der Durchsuchungsbeschluss«, schnitt Assaf ihm das Wort ab.
Die drei Polizisten verteilten sich gleichmäßig in der Wohnung und begannen ihre Suche. Sie wussten genau, wonach sie Ausschau hielten – nach einer grauen Regenjacke mit erheblichen Kratzern an den Ärmeln. Während Schlomo im Schlafzimmerschrank kramte, untersuchte Yossi die Garderobe
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